Reisetagebuch Island 2012

von Ulrike und Thomas Lukasczyk

10.08.2012

Ulli und ich werden wieder nach Island fahren. Lange haben wir uns auf diese Reise gefreut. Inzwischen sind wir zu dritt und unser kleiner Krabbelkeks kommt natürlich auch mit. Über diese Entscheidung wurde im Bekannten- und Freundeskreis heftig diskutiert und wir durften uns mehrfach anhören, wie unverantwortlich so eine Wohnmobilreise in so ein Land mit einem so jungen Kind sei. Tatsächlich haben wir uns eingehend selbst gefragt, ob wir uns damit irgend etwas beweisen müssen. Die Antwort ist: "Nein!" Island, Unimog und Outdoor gehören nun mal zu unseren Leidenschaften und zu unserer Welt, und die wollen wir unserer Kleinen nicht vorenthalten. Sie ist schließlich für das 21. Jahrhundert gemacht und wird, wie wir, eine Menge Spaß haben. Außerdem ist eine Wohnmobilreise nach Island keine Arktis-Expedition, sondern eine Vergnügungsfahrt in ein zivilisiertes und entwickeltes Land mit einer gewissen Infrastruktur. Dazu freuen wir uns auf ein inniges, intensives und enges Familienerlebnis auf 7 Quadratmetern, die wir für die nächsten 5 Wochen teilen. Ulli, Josefine und ich werden in eine herrliche Umgebung fahren, kleine Wanderungen machen, jeden Abend etwas Schönes kochen und die Landschaft, die Zeit, die Atmosphäre und einfach unser Leben genießen. Wenn es regnet, bleiben wir im Bett, schauen uns Videos auf dem Computer an und kuscheln zu dritt. So jedenfalls ist der Plan. Mit diesen Gedanken der Vorfreude und der Dankbarkeit, dass uns so eine Möglichkeit offen steht, genießen Ulli und ich den Abend dieses schwülen südhessischen Tages. Die letzten Tage waren recht stressig. Vorgestern bin ich mit dem Bau unserer Terrasse fertig geworden und heute war Packen und Rasenmähen angesagt. Folglich läuft die letzte Flasche Weißwein aus unserem Kühlschrank nach Abschluss aller Vorbereitungen angenehm eisig durch die Kehle.

11.08.2012

Die Nacht war erstaunlich kühl. Für mich ist das immer ein Herbstbote. Wenn wir wiederkommen, dann wird richtig Herbst sein. Die Worte "Mitte September" entlocken mir ein Grinsen und voller Reiselust laufe ich beim Brötchenholen an dem fertig gepackten Mog in unserer Einfahrt vorbei. Das große Fahrzeug wirkt wie Mondrakete, die sämtliche Vorbereitungen hinter sich hat und auf den Countdown wartet. "Völlig durchgecheckt steht er da und wartet auf den Start." Na ja, Major Tom ist ein anderer, aber wie bei Apollo 13 gilt natürlich: "Failure is not an option". Ach sei es drum, sollte die Mühle schlappmachen, dann kommt die eben auf den Tieflader und das Geld kommt aufs Konto der Spedition bzw. der Bergungsfirma. Wir frühstücken noch in Ruhe und verschließen dann unser Häuschen. Mit ein wenig Wehmut sitzen Ulli, Josefine und ich auf und rollen an. Die Abfahrtszeit von 8:45 Uhr liegt sogar noch vor meiner Schätzung. Auf uns wartet allerdings nur die A5 und tapfer dröhnt der Ullimog den Asphalt nach achtern. Wir genießen die Sitzposition zu dritt in der "ersten Reihe" und Ulli füttert die Kleine während der Fahrt. Die Tagesetappe von 500 km zerfällt bei 80 km/h in gut 6 Stunden Fahrt. Inklusive Pausen und Wickelstopps füllt das einen Tag komplett aus. Unsere Fine macht das aber prima mit und stellt sich als überaus reisetauglich heraus. Ich überwache kritisch die Getriebetemperaturen und stelle fest, dass unser Hauptgetriebe auf der Autobahn auch mal die 100 °C überscheitet. Steht da ein Schaden ins Haus oder ist es einfach heiß und weit heute. Dreistellig hatte ich das nämlich noch nicht gesehen. "Du bist eben noch nie mit Getriebewächter so weit gefahren", meint Ulli entschärfend. Vermutlich liegt sie da genau richtig. Wie auf jeder Islandreise ist unser heutiges Ziel der Besuch bei Lara und Micha in der Lüneburger Heide. Um 17 Uhr rollen wir rückwärts in die Einfahrt und trinken ein "Willkommenbier". Gegen 19 Uhr legen wir unseren Krabbelkeks im Ullimog in ihr Bettchen und "hängen" sie ans Babyphon. Ein lustiger Abend mit gutem Essen und vielen Flaschen Rotwein läutet den Urlaub ein.

12.08.2012

Ausschlafen ist nicht, da das Finchen pünktlich um 6 Uhr ihre Morgenmahlzeit einfordert. Ulli war zwar nüchtern geblieben, hat aber zu wenig geschlafen. Seit wir Eltern sind, haben wir uns an die Schlafgewohnheiten unseres Nachwuchses angepasst und benötigen jetzt 11 Stunden statt der gewohnten 7 bis 8 Stunden Schlaf. Das tut zwar gut und hält gesund, erzeugt aber im kinderreichen Bekanntenkreis wenig Sympathie. Ich habe dazu einen ordentlichen Rotwein-Kater und schnappe mir unsere Tochter und mache erst einmal einen langen Spaziergang. So kann Ulli noch ein Stündchen schlafen und ich bekomme den Ethanol aus meinem System. Katerfrühstück und jede Menge Kaffee bringen uns um 11 Uhr wieder auf die Straße. Hirtshals 539 km meldet die Elektronik. "Das machen wir heute nicht", da sind Ulli und ich uns einig. Wir werden gegen Nachmittag irgendwo in Dänemark an die Küste fahren und übernachten. Dann kann ich mit dem Periskop Schiffe versenken, komme zum ersten Mal an die Ostsee, wir haben zur Weckstunde Sonnenaufgang und können im Meer schwimmen. Zum frühen Nachmittag rollern wir über die Bundesgrenze und erzählen Josefine, dass sie nun ihr "erstes Land" bereist hat. Dänemark empfängt uns mit seiner bekannten Gelecktheit, Gradlinigkeit und der gewissen frisch gemähten Schlichte. Bei dem Bilderbuchrückseitenwetter mit Ostwind sieht das einfach nur prima aus. Der Norden hat sich soeben mit einem kleinen Gruß gemeldet. Wir fahren einen Rastplatz an und machen Wickelpause. Mit einem Baby im Gepäck wird man einwandfrei als Mensch identifiziert, deshalb kommen wir auch sofort mit einem deutschen Paar ins Gespräch, die ebenfalls Nordlandfans sind und unterhalten uns eine ganze Stunde lang. "Gute Weiterfahrt!" und der Diesel erwacht wieder zu seinem brummigen Leben. Kurz vor Århus beschließen wir einstimmig die Rast und steuern einen Parkplatz an, um einen Campingplatz zu finden. Halt, halt, halt, so geht das nicht. Ein Ingenieurs-Paar aus dem Mittelstand muss jetzt das Smartphone oder den Tablet-PC rauskramen und über eine App oder das Internet ganz schnell einen Wahnsinns-Campingplatz herausfinden und dann mit Navi-Software anpeilen. Außerdem haben wir einen Allrad-LKW und da fährt man doch schon aus Coolheit einfach an einen wilden Strand und nicht auf einen spießigen Campingplatz. Wir haben da aber unseren eigenen Stil und halten kurz vor einer Informationstafel, die jeder dänische Autobahnrastplatz besitzt, und suchen einen Campingplatz: "Da an der Küste etwas südlich der Stadt." Das reicht zur Navigation völlig aus und geht erheblich schneller als mein olles iPhone. Das müsste ich rauskramen, Pin eingeben, Interblöd-Verbindung machen, App starten, rechnen lassen... kurzum Blödsinn, der einem auf Dauer die natürliche Orientierungsfähigkeit raubt. Daher rollern wir nach Osten bis es nicht mehr geht, dann auf der Uferpromenade, die es in jeder Küstenstadt gibt, nach Süden und in einen bildschönen Buchenwald. Dort liegt direkt am Meer unser Campingplatz "Blommehavn". Ich checke ein und bezahle 350 Kronen. Keine Ahnung, wie viel das ist und die Wechselkurs-App würde es sicher auch nicht billiger machen. Alles zwischen 350 Euro und 350 Lire ist möglich. Ich habe mir angewöhnt, das Klientel statt der Preistafel zu begutachten und somit ist es wohl in Ordnung. Die Reiseblogs, die als erstes von den Spritpreisen, dem Wechselkurs oder der verfügbaren Internet-Datenrate berichten, lese ich inzwischen gar nicht mehr. Solche Leute müssen sich nach meiner Meinung mental mehr auf eine Reise vorbereiten und ihre Prioritäten überdenken. Wer Sprit und Geld sparen will und schnell surfen muss, der ist daheim am besten bedient. Wie gewohnt kontrolliere ich den Platz hinter dem Ullimog, weil ich zurücksetzen muss. Alles frei - also aufgesessen, mit dem Plan des Campingplatzes in der Hand gestartet und zurückgesetzt. "Fuck!" gerade noch sehe ich im Rückspiegel den Kleinwagen, der in den 5 Sekunden hinter uns geparkt hatte und latsche voll auf die Bremse. Keinen Zentimeter zu früh kommen die 5 Tonnen Stahl zum Stehen. Da haben wir noch mal Glück gehabt. Derart dicht hinter einem großen Laster zu parken, ist meiner Ansicht nach genau so bescheuert, wie hirnlos rückwärts fahren. Jedenfalls geht es - dem heiligen Christopherus sei gedankt - noch einmal gut. Ulli navigiert uns im Anschluss durch die weiß-blauen dänischen Wohnwagen. Wie erwartet fallen wir gewaltig auf, nur diesmal folgen uns nicht nur etliche Augenpaare, sondern auch diverse Smartphone-Kameras. Früher wurden hier bestimmt keine deutschen LKWs mit ausgestreckter Hand begrüßt, aber im 21. Jahrhundert ist in Dänemark alles möglich. "Den Campingplatz hast Du aber toll gefunden", meint Ulli. Die Lage ist zweifelsfrei traumhaft. Wir packen unsere Jose-Bade-Fine und machen noch einen Spaziergang am Strand entlang. Die Kleine staunt das Meer richtig an und bekommt zur Ostseetaufe auch noch ihre Füßchen eingetaucht. Ich nehme mir vor, morgen bei Sonnenaufgang von dem Holzsteg aus im Meer zu baden. Völlig geschafft falle ich auf die Matratze. Ulli liest noch in ihrem E-Book und die Kleine pennt schon seit Sieben.

13.08.2012

Der Morgen ist herrlich. Spiegelglatt liegt die Ostsee da, Lufttemperatur 14 °C, Wassertemperatur unbekannt, Sonnenaufgang direkt vor mir. Bahrfuß laufe ich den kleinen Steg entlang und springe kopfüber in das klare, kalte, salzige Wasser. Ein wenig rumtauchen, ein paar Schwimmzüge und ich bin hellwach und fühle mich taufrisch. Das war jetzt der offizielle und gefühlte Urlaubsbeginn. Als ich mich wieder an der Leiter hochziehe, kann ich nicht widerstehen und muss noch einmal hinein. Ulli ist inzwischen auch wach und wickelt unser Baby. Ein kleines Frühstück mit Kaffee und gegen 9 Uhr sind wir wieder unterwegs. Ulli lotst uns durch Århus und warnt rechtzeitig vor einer Brücke, die nur 3,4 m Durchfahrtshöhe hat. Auch wenn das glatt geht, hat sie gut aufgepasst und wird sogleich löblich beklopft. Stolz lehnt sie sich zurück. Wir fahren ganz langsam mit Warnblinker durch und sehen schaudernd die Kratzspuren, die unvorsichtige Fahrer an der Betondecke hinterlassen haben. Der Ullimog ist 3,25 m hoch und tatsächlich ist es ein wenig knapp. Gut aufgepasst hat Ulli da und offensichtlich hat sie anderen in dieser Hinsicht einiges voraus. Gegen Mittag erreichen wir planmäßig Hirtshals und fahren wieder auf den Campingplatz. Damit Ulli ein wenig Ruhe findet, mache ich einen Spaziergang mit Josefine ans Meer. Während der Fahrt war das Baby nämlich ausnahmsweise quengelig und Ulli hat sie beruhigt. Dann füttere ich die Kleine und lege sie ab zum Mittagsschlaf. Ulli und ich sitzen bei bestem Wetter vor dem Mog und lesen unsere Bücher. Die Aussicht auf die See ist gigantisch. Man sieht praktisch nur Horizont und mächtig viel Schiffsverkehr. "Hä, hä! Da spiele ich nachher noch Schiffe versenken." Josefine wacht auf und wir machen einen kleinen Spaziergang zu dritt hoch zum Leuchtturm.

Oben in den Dünen gibt es Überreste einer befestigten Stellung einer deutschen Küstenbatterie und jede Menge frische Seeluft. Am Abend fahre ich voller Tatendrang das Periskop aus und bringe die dicken Pötte ins Fadenkreuz. "Entfernung 2500 m, Anhaltpunkt vorderer Schornstein, Batterie Feuererlaubnis", quake ich. "Geht das schon wieder los?" meint Ulli und verdreht die Augen. "Du bist jetzt 37 Jahre alt, Papa und Elektro-Ingenieur, da hat man so einen Blödsinn hinter sich", lästert sie. "Schau dir die Schiffe doch mal an", kontere ich. Tatsächlich geht sie ans Periskop und staunt. "Mensch, da erkennt man ja jedes Detail", muss sie zugeben. Der Campingplatz ist abends rappelvoll und dennoch kann ich nicht einen einzigen Allradler ausmachen und überprüfe noch einmal die Abfahrtsdaten. Ja, campen die unten am Strand oder was? Werden sich meine Vorurteile nicht bestätigen? Wo sind die Holländer mit ihren blank polierten Geländekarren, den unbenutzten Reifen und den Sandblechen auf denen noch die Preisschilder kleben? Sollte kein einziger braungebrannter, hagerer Schweizer mit Defender und Strickpulli mitfahren? Die gab es sonst im Fünferpack. Selbst die Franzosen mit ihren zernudelten Toyotas bleiben fern. Und wo sind die Deutschen mit ihren Anglerwesten und zehn Kilo Übergewicht?

14.08.2012

Der große Tag, auf den wir nun 730 Tage lang gewartet haben, ist endlich gekommen. Um 6 Uhr stehen wir auf und machen den Unimog reisefertig. Genau in diesem Augenblick fährt 2 km vor uns die "Norröna" zum Osthafen. Wenn das mal keine Aufforderung erster Güte ist. Sie macht sogar das Rennen und erreicht den Pier noch vor dem Ullimog. Tom und Andrea sind auch über Nacht nicht angereist und wir suchen sie vergebens. Vermutlich stehen die aber in der Nähe. Pünktlich zum Check in geht es in die Warteschlange. Zum allerersten Mal erreichen wir die Fähre ohne Schraub-Aktion und ohne technische Probleme. Das ist eine neue Erfahrung und ich hoffe doch, es möge so bleiben. Schließlich fahren wir in dem technisch besten Unimog, den wir je hatten. Und wenn ich an all die kleinen Problemchen denke, die ich über die Jahre abgestellt habe... Endlich sehen wir auch Allradfahrzeuge. Ich muss also meine Weltanschauung vorerst noch nicht anpassen. Von jeder Sorte sind jedoch nur einzelne unterwegs und 95 % bleibt "Tupperware". Eine Veränderung ist doch zu merken. Es gibt außer unserem Relikt aus dem Kalten Krieg keine Gammelkisten mehr und auch die Fahrer scheinen durchweg betuchter zu sein. Wohl eine Folge der gestiegenen Fährpreise. Trotzdem erregt unser Ullimog großes Aufsehen und erzeugt jede Menge Datenabfall auf diversen Flash-Bausteinen, die in Mobiltelefonen stecken. Wir müssen noch ein paar mal an unsere Sachen und jedes Mal, wenn die Tür hinten aufgeht, werden die Smartphones gezückt und am ausgestreckten Arm in unsere Richtung gehalten. Ulli und ich freuen uns über die Morgensonne in Finchens Gesicht und über die unter dem Ullimog.

Als drittes Fahrzeug werden wir durch gewunken und dürfen wegen unserem Baby alle drei im Fahrerhaus sitzen bleiben. Genau in dem Moment, als ich schwer beladen mit Babybett und dem speziell gepackten "Fährgepäck" Ulli über das Fahrzeugdeck zum Treppenhaus folge, kommen Tom und Andrea Licht hupend die Rampe hoch gefahren. Super, es hat also doch geklappt. Ganz flott erreichen wir unsere Kabine und Ulli fällt ein Stein vom Herzen. "Ich habe mir echt Sorgen wegen dem Fähr-Stress gemacht", meint sie. Das Finchen erkundet umgehend sein neues Zuhause. Zum Ablegen stehen wir bei bestem Wetter oben an Deck, treffen sofort unsere Unimog-Freunde und unterhalten uns voller Vorfreude. Es fühlt sich so an, als ob seit unserem letzten Treffen 2010 auf Island kaum Zeit vergangen ist. Ich mache noch meinen obligatorischen Saunagang und beginne mich richtig zu entspannen.

15.08.2012

So eine Fährfahrt ist etwas ganz besonderes. In der Nacht haben wir zu dritt volle 36 Stunden tief geschlafen. Seeluft, Diesel-Brummen, ein leichtes Schwanken und Faulenzen machen es möglich. Die Entspannung ist unbeschreiblich! Und wer das noch nicht erlebt hat, der kann so eine Zwangspause vom "normalen" Leben gar nicht einschätzen. Ganz bewusst kaufe ich kein WLAN und auch mein Smartphone bleibt auf dem Fahrzeugdeck. Alles, wofür ich diese Sklaventreiber brauchen kann, ist auf der Überfahrt schlicht unwichtig und muss warten, selbst Sterbefälle und Naturkatastrophen. Beim Frühstück treffen wir wieder Tom und Andrea und verlabern den Vormittag über Karten. Um Mittag gibt es Thorshavn im Nebel und im Anschluss die grünen Felsen bei Waschküchenwetter. Nur die Nordwestseite wartet mit einem 10 km breiten Sonnenstreifen auf und eindruckvoll kommt die Steilküste zum Vorschein. Ich tippe wegen des vorliegenden Windes aus Südost auf so etwas wie einen leichten Föhn-Effekt. Wenig später taucht das große Schiff aber wieder in die undurchsichtige Waschküche ein. Der Nachmittag ist bei meinem Islandkrimi recht kurzweilig und Ulli und ich sehnen schon das gemeinsame Abendessen zu viert im Restaurant der "Norröna" herbei. Dummerweise funktioniert unser Babyphone im Stahlgedärm der Fähre nicht wirklich. Spätestens ab Treppenhaus ist es vorbei mit der Reichweite. Also einigen wir uns darauf, Raben-Eltern zu sein und die Statistik für uns sprechen zu lassen. Unser Baby schläft seit der sechsten Lebenswoche mindestes 11 Stunden ohne Unterbrechung durch. Bisher gab es nicht einen einzigen Fall oder eine einzige Nacht, in der die Kleine aufgewacht ist. Um 20 Uhr lassen wir die schlafende Josefine in der Kabine zurück und treffen uns mit Tom und Andrea zum Dinner. "Alle 15 Minuten gehen wir abwechselnd gucken", versprechen wir uns. Die Wahl fällt auf die Empfehlung des Abends, argentinisches Rinderfilet mit Kartoffeln. "Dazu müssten wir aber eine Flasche Rotwein bestellen", erwähne ich. Tom liest die Preise vor und ruck zuck schimpfen wir gemeinsam über deren unverschämte Höhe und stellen Vergleiche mit dem Wein-Erwerb in der Heimat an. "Ja, wollt Ihr nun einen Wein dazu trinken oder seid ihr doch zu geizig", meinen unsere beiden Frauen. "Wer mitten im Nordatlantik chilenischen Cabernet serviert bekommen will, der ist doof, wenn er von deutschen Supermarktpreisen ausgeht." Dem ist einfach gar nichts hinzuzufügen und wir geben beide unseren Frauen recht. Tom und ich bestellen die beste Flasche und genießen das Dinner. Josefine wird regelmäßig kontrolliert und stets kommt derjenige, der an der Reihe ist, mit dem Daumen hoch und kopfschüttelnd zurück. Gegen 23 Uhr schlendern die Raben-Eltern, die hier ihre Aufsichtspflicht verletzt haben, in die Kabine zurück und finden ihre friedlich schlafende Tochter vor.

16.08.2012

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Früh fliegen wir aus unseren Kojen und ergattern sogleich einen der begehrten Plätze in der Cafeteria. Allerdings war die Eile völlig umsonst, denn die Fähre ist nur schwach besetzt. Neuerdings darf man sogar zum Verstauen des Gepäcks und zum Vorbereiten der Autos auf das Fahrzeugdeck. Ein junges Paar aus Chemnitz sitzt neben uns und findet Josefine ganz niedlich. Eine ganze Stunde wird sie bespielt und getätschelt. Die beiden sind zum ersten Mal ohne ihren nun erwachsenen Nachwuchs im Urlaub und ungefähr in unserem Alter. Tja, früh Kinder bekommen hat auch was... Seydisfjördur kommt in Sicht und die kleine Autoschlange durchfährt das Zolltor. Als einziges Fahrzeug werden die Litauer heraus gewunken und gefilzt. Ich sehe das mit einer gewissen Portion Schadenfreude, denn die Herren haben sich auf der Überfahrt tüchtig daneben benommen. Die warfen Bierdosen auf das Deck, in die abgesperrten Bereiche oder über Bord, um sich den Weg zum Mülleimer zu sparen. Wir dürfen passieren und reihen uns in die Autokolonne nach Egilstadir ein. Der Ullimog kommt ganz gut die lange Steigung hinauf und kann sogar ansatzweise mithalten. Ich beschließe hiermit: "Unser Unimog bekommt keinen Turbolader und kein Splitgetriebe." Ulli schaut etwas skeptisch und will mich nicht ganz ernst nehmen. "Wir kommen doch prima hier hoch", meint sie. Bei der Post holen wir Geld und gehen Lebensmittel bunkern. Tom und Andrea wollen den ersten Tag ausruhen und steuern einen Campingplatz in der Nähe an. Ulli und ich rumpeln über die Öxi die Ringstraße nach Süden. In Nesjaverfi gönnen wir uns eine Burger-Pause. Eine isländische Familie mit einem Baby sitzt uns gegenüber und natürlich sprechen uns die jungen Leute an. Sie halten uns allerdings zuerst für Isländer, da "Touristen" gewöhnlich keine kleinen Kinder dabei haben. Babys verbinden aber und sind auf irgend eine Weise gleich, egal wo man ist. Die Isländer bewundern Josefines blaue Augen und machen ein bisschen Blödsinn mit ihr. Sie quittiert dies mit lautem Gebrüll. Wir ersparen den übrigen Gästen den Krach und gehen raus aus dem Glaskasten und rein in die Alu-Kiste. Eigentlich wollten wir nur bis Höfn fahren, aber es lief so gut mit etwa 65 km/h, dass wir erst am Breiðárlón den Blinker links setzen und ein Stück von der Ringstraße weg fahren um zu nächtigen.

17.08.2012

Nach dem Aufstehen und dem Fütterungsritual möchte ich gerne wenigstens zwei Kilometer spazieren gehen. Wir laufen an den See, auf dem unglücklicherweise nur ganz wenige Eisberge schwimmen. Vielleicht sind die Bedingungen für ordentlich Abbruch nicht vorhanden. Gegen 10 Uhr geht es weiter auf der Asphaltstraße. Das Wetter ist durchwachsen, neben sonnigen Abschnitten ist es auch mal bewölkt und neblig. In Kirkjubæjarklaustur machen wir Hamburger-Pause, wobei ich es bei einem Toast mit Ei belasse und Ulli Fisch bestellt. Für Fastfood sind wir einfach zu alt, denn das Essen von gestern liegt noch schwer im Magen. Endlich kommt die Abzweigung auf die F208 und die F210. Die wollten wir das letzte Mal fahren und haben es nicht mehr geschafft. Voller Vorfreude setze ich den Blinker. Die Landschaft ist atemberaubend schön und Ulli tritt völlig weg und ist verzückt von dem ganzen Moos. "Du willst doch nur immer nach Mordor fahren", hat sie ein Jahr lang gelästert. Aber das durchdringende Grün der Berge versetzt sie in Rage. Hinter Snæbyll ist die gute Straße vorbei und es geht auf die Fjallabaksleid Syðri. "Endlich wieder Piste holpern", rufe ich und grinse über beide Ohren den Steilhang hinauf. Oben taucht die komplett mit Moos bedeckte und hügelige Landschaft in die Nebelfetzen. Dabei schauen die Berge - meist in der Sonne - fabelhaft aus. Die Stimmung und das Island-Feeling erwischen uns voll, worauf Ullis Kamera zu klicken beginnt. Die Piste ist hervorragend befahrbar und Allrad bleibt zunächst draußen. Dann gehen die engen Biegungen etwas leichter. Ulli ist so begeistert, dass sie nach einer "Pfützenfilmaktion" das Steuer nicht mehr hergibt und selber fahren will. Wie, da freue ich mich auf das Fahren der Pisten und als wir nach einer Woche Reise durch ganz Europa nun endlich Dreck unter den Achsen haben, will Frau selber fahren? Hö, hö, kann sie haben. Für mich gibt es nämlich nichts größeres, als in der Luke des Ullimog, auf Socken stehend, über Islandstraßen zu schaukeln. Der Blick ist dann 360°, ich muss nicht auf die Straße schauen und der OM352 brummelt im Gelände einfach herrlich. Jetzt kann ich gleichzeitig noch meiner kleinen Tochter in die Augen schauen. Das Spaßmeter ist voll im roten Bereich. Ulli ist geschickt und lernt das Spiel mit dem Drehmoment, den Gängen und den Buckeln schnell. Ein Unimog fährt sich eben anders als ein PKW und ihr scheint es richtig Freude zu machen. Sie reitet nach 5 Kilometern schon perfekt die positive Seite des Drehmomenthügels und kann schon früh die Gänge und Steigungen einschätzen. "Der Motor bricht ja überhaupt nicht ein", bemerkt sie verwundert. "Da kannst Du einfach auf dem Gas bleiben und der rappelt sich über die Hügel." Schnell kapiert, würde ich sagen. Josefine hingegen prustet und grinst vor sich hin und je mehr es wackelt, desto mehr lacht sie. Ich würde sagen, meine Mädchen sind absolut pistentauglich. Wir wollen die F233 nach Alftavötn fahren und in dem angeblich bildschönen Tal einen Tag wandern gehen. Um 16 Uhr bleiben wir auf N63°53.858', W018°41.814' an einem zauberhaften Platz stehen. Ich bringe die Kleine ins Bett und Ulli kocht Lammrücken mit Salat. Nebenbei machen wir noch Waschtag mit unserer neuen Maschine. Als die Kleine flach liegt, genießen wir zu zweit unser gutes Abendessen vor einer nicht zu überbietenden Kulisse. Zum Einschlafen gucken wir beide noch "Harry Potter und der Stein der Weisen" auf dem Computer.

18.08.2012

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Finebacke fängt nach elf Stunden Schlaf pünktlich mit Meckern an. Leider ist es erst fünf Uhr, aber Ulli und ich haben auch elf Stunden gepoft. Also beginnt der Tag eben jetzt und weil die Sonne herausspitzt, machen wir uns bereit zu unserer Wanderung. Schon um 7 Uhr laufen wir los und staunen über das verwunschene, grüne Moos-Tal. Der kleine See spiegelt die Berge im Hintergrund fast lächerlich scharf. Neben dem Bächlein finden sich Wiesen, etwas Lava und Moos, soweit das Auge reicht. "Das hast Du ganz prima gefunden", meint Ulli und fotografiert unentwegt. Am Ausgang des Tals fließen das Bächlein und ein kleiner Fluss an einer besonders zauberhaften Stelle zusammen. Hier sieht es aber auch wirklich einmalig aus. Josefine trällert lustig vor sich hin und geniest die Freifahrt im Bauchtragegestell.

Über Schafspfade laufen wir zum Ullimog zurück, in den wir uns vor einem kleinen Regenschauer flüchten. Kurzfristig entscheiden wir uns für die Weiterfahrt. Es geht durch eine kleine Furt, die zwar nicht tief, aber voller großer Steinbrocken ist. Der Unimog hebt ganz schön die Beinchen. Die Strecke führt uns über eine Hügelkette und präsentiert fantastische Ausblicke auf das moosgrüne Umland mit dem tiefschwarzen Lavasand.

Ein kurzes Stück fahren wir die F208, um dann zur Eldjá abzubiegen. Ulli, Josefine und ich wollen bei dem tollen Wetter noch den Ófærafoss bestaunen, weil wir da 2007 verhindert waren. Beim Aussteigen bemerke ich unseren ersten Verlust. Der Fußabstreifer, den ich heute früh aufs Dach gelegt hatte, wurde eben dort vergessen und liegt nun irgendwo auf der F233. Ich dämlicher Vollpfostengehilfe, so etwas sollte nicht passieren. Der Weg durch die riesige Spalte ist ganz in Ordnung und interessant fanden wir die Schilder mit Datum, die an großen Felsbrocken angebracht waren. Die informieren genau über deren Absturzdatum. Welch eine gruselige Vorstellung, angesichts der Größe. Der Wasserfall sieht schon cool aus und unsere Kleine freut sich über die kühle Gischt in ihrem Gesichtchen.

Als nächstes wollen wir nach Skælingar, der Mini-Version von Dimmuborgir. Laut Reiseführer liegt es auch sehr schön. Die Furt kurz hinter der F208 ist so tief, dass die Stoßstange nass wird. Die Piste jedoch macht richtig Spaß. Es läuft zwar langsam, aber gerade das kann der Unimog bestens. In dem langwelligen Nachmittagslicht zeigt sich das schöne Tal von seiner besten Seite. Wild und glitzernd faucht die Skaftá durch Lava-Formationen östlich neben der Piste. Ich würde gerne an dem idyllischen Zeltplatz in der Nähe der Hütte nächtigen, aber Ulli möchte weiter bis zum Langisór fahren.

Steil windet sich die Piste aus dem Tal und führt wenig später durch prima weichen Lavasand. Zufrieden schnurrt uns das Maschinchen voran. Zwischen uns quietscht die Kleine. Ulli bekommt von dem Geschaukel Rückenschmerzen und fragt: "Wie weit ist es denn noch zur Straße?" Ein kleines Hindernis steht uns aber noch bevor. Die Strecke verläuft am Ufer eines flachen Sees, dem Blautulon, entlang. Auf einem Schild wird davor gewarnt, in die Mitte des Wasser zu fahren: "Narrow Edge". Das will ich genau wissen und laufe die ganze Passage ab, schließlich habe ich Frau und Kind dabei. In Berichten las ich von der Befahrbarkeit dieser "Furt durch den See". Dennoch möchte ich, dass am Ullimog alle Fenster geöffnet werden und Ulli die Kleine aus dem Maxi-Cosi nimmt und im Arm hält. Sollte mit dem Wasser irgend etwas schief laufen, dann könnte sie mitsamt Baby zügig heraushüpfen. Hier hat nämlich der "böse Tscheche" seinen Tatra versenkt und eine große Debatte ausgelöst. Alles funktioniert aber prima und wenig später brausen wir mit 70 km/h zum schönsten See Islands, dem Langisór. Ulli erkennt im Osten die Laki-Formationen von vor zwei Jahren. Der Ullimog macht eine Mega-Staubfahne, die sicher noch aus dem Orbit sichtbar ist. Gegen 17:30 Uhr erreichen wir das Ufer des Sees und stellen für die Nacht ab. Ich füttere unsere Tochter und bringe sie ins Bett. Meine Frau kocht unterdessen Spätzle mit frischen Pilzen und Zwiebeln. Im Abendlicht erstrahlt der Sveinstindur. Um 20 Uhr kommen Olli und Tanja angefahren und klopfen an den Ullimog. Wir sind aber schon im Bett und kurz vor dem Einschlafen. Daher verschieben wir das Treffen auf den nächsten Tag.

19.08.2012

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Mit Finchen auf dem Arm spaziere ich rüber zu dem 79er Toyo von unseren neuen Nachbarn. Still und kühl liegt der Langisór in dem grünen Tal, welches erst ganz hinten Richtung Gletscher endet. Sofort beginnen wir zu erzählen und laden die beiden zum Frühstück im Ullimog ein. Wir verlabern selbstverständlich den ganzen Vormittag. Nebenan winkt aber der Sveinstindur und die Bedingungen sind einladend, es weht schließlich kaum Wind, die Sicht ist gut und die Wolkenuntergrenze hoch genug. Wir verabreden uns an der Hütte, um die Tour auf den Gipfel zu laufen. Es gibt zwar noch eine zweite Route von Süden herauf, die ist jedoch kurz und steil. Als wir mit beiden Fahrzeugen vor der Hütte stehen, entscheiden wir uns doch für die kurze Variante und drehen um. Weil sich Olli für Unimogs interessiert, fährt er bei mir und Josefine mit, während Ulli im Toyota einsteigt. Beim Aussteigen meint Ulli: "Fahren im Toyota und Schlafen im Unimog, das wäre es." Olli gefällt die gute Sicht aus dem Mog, er bemerkt aber auch den geringeren Fahrkomfort. Zur Stärkung gibt es gegrillte Lammkoteletts mit Pellkartoffeln und frischem Salat. Die beiden Frauen tun sich sofort zusammen und machen die Beilagen. Olli grillt mit einem ganz praktischen Gerät das Fleisch. Ich stehe doof in der Gegend rum, klopfe Sprüche und passe auf unsere Tochter auf. Jeder macht das, was er am besten kann. Die Kulisse an dem kleinen Parkplatz ist einmalig. Der tiefschwarze Lavasand reicht bis an die etwa 2 km entfernten Berge heran.

Erst gegen 16 Uhr brechen wir zu fünft auf zum Gipfel. Ulli steckt der Vortag noch in den Knochen und auch die Spuren, die unser Nachwuchs an ihr hinterlassen hat, sind noch nicht ganz verschwunden. "Ich probiere es, aber wenn ich umkehren will, gibt es keine Diskussion", meint sie. Ich verspreche ihr: "Keine Diskussion." Josefine kommt ins Bauchtragegestell und schläft sogleich ein. Hintereinander steigend folgen wir dem sandigen Pfad nach oben. Schon auf der ersten kleinen Anhöhe ist der Blick auf den ganzen Langisór frei. Man kann hinten sogar den Vatnajökull gut erkennen und es finden sich sonnige Abschnitte. Etwa nach 3/4 der Strecke und in einer Höhe von etwa 1000 m möchte Ulli umkehren, weil ihre Knie schmerzen. Auch wenn es mir verdammt schwer fällt, führe ich sie wieder hinunter zum Auto. Versprochen ist versprochen. Sie hat ordentlich Schmerzen und ist froh, in die Horizontale zu kommen. Die Kleine lege ich neben Ulli ab und ziehe mir meine Laufklamotten an. Ich rechne mir gute Chancen aus, Olli und Tanja noch vor dem Gipfel einzuholen. Mit hohem Puls laufe ich den Berg wieder hinauf und erreiche nach 26 Minuten den Gipfel. Ein annehmbarer Schnitt für 400 m und 2 km, wenngleich ich mir eine Zeit um die 20 Minuten erhofft hatte.

Unsere Kollegen befinden sich leider schon beim Abstieg, jedoch nur knapp unterhalb des Gipfels. Olli geht noch einmal mit mir hinauf. Völlig außer Atem bietet sich ein genialer Ausblick. Wir erkennen sämtliche Gletscher im Süden und lassen den Blick schweifen. Ich wünschte, ich hätte Ulli und Josefine bei mir. Weil ich völlig durchgeschwitzt bin, streife ich mir schnell meine Jacke über und wir machen uns auf den Rückweg. Ruck-Zuck erreichen wir zusammen mit einer Gruppe junger Kanadier wieder den Parkplatz. "Are you going to the Moon?" fragt der nette junge Mann aus Quebec. Wohl eine kleine Anspielung auf die geöffnete Ufo-Tür am Ullimog. Es sind super-nette Leute und wir unterhalten uns spontan. Eine ganze Stunde tratschen wir und genießen ausschwitzend die wärmende Abendsonne. "Have you built that yourself?" will der Kerl wissen. Ich nicke und er stellt sofort entscheidende Fragen, die auf die wichtigsten Probleme bei der Konstruktion eingehen. "Are you an Engineer?" frage ich. Natürlich ist er einer, wobei wir uns fortan auch über andere Dinge unterhalten. Es wird richtig cool und so laufe ich in den Mog und hole erst einmal ein paar Dosen mit deutschem Bier. Gierig gehen die Kanadier, die einen ganzen Tag Wanderung hinter sich haben, auf das Zeug los. Erst als die Sonne untergeht, fahren wir alle wieder unsere Wege. Ich parke den Ullimog wieder am See und fülle unsere Wasservorräte auf. Anschließend wasche ich mir den Sportschweiß im Langisór von der Pelle. Weil meine Mädchen beide schon schlafen, gehe ich zum Aufwärmen zu unseren Nachbarn und trinke zum Abschluss noch eine große Tasse Tee mit viel Rum.

20.08.2012

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Die befürchtete Erkältung ist zum Glück ausgeblieben. Wir drei haben wieder 33 Stunden geschlafen. Aber zum Verpennen sind wir nicht hier hinauf gefahren. Das Team aus Toyota Landcruiser und Unimog möchte die Piste westlich der F235, die sogenannte "Faxi", zurück fahren. Die ist laut unserem "Offroad-Führer-Buch" mit einer einzigartigen Kulisse versehen. Die Realität übertrifft bei weitem unsere Erwartungen. Alle 300 m halten wir an, um ein Foto zu schießen. Natürlich sollte sich nach Möglichkeit immer ein sonniger Abschnitt darauf befinden. Daraus wird leider nichts. Über herrlichen, weichen Lavasand geht es durch eine pechschwarzes Mondlandschaft.

Ein kleines Video von der Faxi-Piste (49MB)

Nebenan säumen bizarre Berge die Strecke, was sie noch interessanter als die "Laki-Tour" macht. Tanja und Olli sind als erfahrene Islandreisende auch völlig hin und weg und versichern, genau hierher wiederzukommen. Langsam aber stetig nimmt die Vegetation zu, die ausschließlich aus Moos besteht. Es zeigen sich die tollsten Grünvariationen. In der Nähe der Hütte kommt das erste Hindernis, eine weiche Sandsteigung. Aber Toyo und Mog wurschteln sich mit Untersetzung tapfer bergan. Der Ullimog braucht den 3. Gang und zur Belohnung gibt es eine unbeschreibliche Aussicht auf das verzauberte und versteckte Tal. Die Strecke läuft schön weiter und wir meistern ein paar Furten, die allesamt harmlos sind. In einem feuchten Tal geht es mehrere hundert Meter einen Fluss entlang. Tanja und Ulli müssen natürlich ihre Männer filmen, die mit ihren Spielzeugen herumrollern. Ich fahre einen kleinen, sandigen Abhang (mit Fahrspur) hinunter, um eine Schrägpassage zu umgehen. Nur zum Spaß versuche ich, dort wieder hoch zu kommen. Die Steigung beträgt zwar noch nicht 40°, aber auch nicht viel weniger. Einen geschissenen Meter zu früh gräbt sich der Mog ein und folgt dem Gravitationsfeld unseres Planeten. Ich mache noch einen zweiten Versuch mit einem kleinen Anlauf und komme einen halben Meter weiter. So, Schluss, hier wird nicht sinnlos rumgewühlt und einen dritten Versuch mit leeren Reifen und noch mehr Anlauf erspare ich mir. Wir fahren durch eine enge, felsige Schlucht, aus der überall Wasser läuft. An einer Stelle spritzt es regelrecht aus einer Spalte heraus. Es folgen ein paar Steigungen und als die Piste wieder aus dem Tal heraus führt, geht es noch 3 km langsam und steinig zurück auf die Autobahn F208. Direkt neben der Straße stellen wir zur Mittagspause ab und kochen jeder in seinem Fahrzeug. Jetzt erwischt uns das seit Tagen erwartete Wetter. Starker Regen mit Schnee prasselt auf unser Dach aus Riffel-Aluminium. Die Kleine lacht sich kaputt und leckt von innen an der Fensterscheibe. Ulli und ich kochen gemeinsam, während draußen die Welt untergeht. Beim Anlassen zur Weiterfahrt, zuckt mein GPS noch kurz auf, um dann pünktlich nach Ablauf der Garantie für immer den Geist aufzugeben. Mist, das Ding war teuer und eigentlich taugt der Kram von Garmin etwas. Vermutlich war es eine Spannungsspitze, die von der Trennung des Einrückmagneten am Anlasser auf das Bordnetz gefeuert hat. Eigentlich gibt es dafür eine Diode, aber ob die noch funktioniert? Mit Sichtweiten teils unter 30 m tasten wir uns von Schlagloch zu Schlagloch. Inzwischen haben beide Fahrzeuge Funkverbindung. Auf den Höhen sehe ich teilweise die Straße vor dem Mog nicht mehr. Die F233 rollern wir bis an die Furt, die Ulli und ich vor zwei Tagen gefahren sind. Das Teil ist nicht ohne, weil einige dicke Brocken darin liegen. Es gibt aber einen Weg hindurch. Ich zeige dem Toyo die Furt und er folgt dichtauf. Aufgrund der Niederschläge ist allerdings deutlich mehr Wasser im Fluss. Die ganze restliche Strecke ist patschnass und sieht ganz anders aus, als auf unserem Hinweg. Als wir wieder auf die F210 einbiegen und bis an die erste Furt rollen, frage ich über Funk nach "Kriegsrat". Wir haben noch für 200 km Diesel dabei und das Wetter wird hier die nächsten Tage schlecht bleiben. Ich möchte nicht bei 50 m Sicht diese schöne Piste fahren und wenn das Wasser weiter so steigt, dann hängen wir womöglich ein paar Tage fest. Das wäre nicht schlimm, aber wir haben eine Verabredung für Mittwoch in Nyidalur. Olli checkt das Wetter im Internet und einstimmig beschließen wir, die Fahrt hinaus aus dem Hochland. Bei strömendem Regen und Null Sicht erreichen wir wieder Asphalt und fahren nach Kriegst-Du-Klabusterbär-Vorderhaustür. Ich kann den Namen Kirkjubæjarklaustur einfach nicht aussprechen. Auf dem Campingplatz zischen wir noch ein kleines Abschlussbier und fallen völlig fertig in den Schlaf.

21.08.2012

In der Nacht prasselt weiter heftiger Regen auf unsere Fahrzeuge. Zum Glück gibt es eine heiße Dusche. Die Fahrradfahrer in den vielen Zelten haben unser Mitgefühl. Den Sauwetter-Vormittag verlabern wir wieder einmal im Ullimog. Über den Tablet-PC von Olli entnehmen wir dem Internet sämtliche Informationen, die meinem GPS wieder auf die Beine helfen könnten. Es ist zwecklos, das dämliche Garmin Oregon 450 bleibt tot. Selbstverständlich ist dieser erste technische Defekt unserer Reise ganz gut zu verschmerzen. Ein Motor- oder Getriebeschaden am Ullimog würde mich mehr ärgern. Wir ermitteln einen Garmin-Händler in Selfoss und verabreden uns an dem schönen Campingplatz an der 32, kurz hinter Asolfstadir. Die Männer überprüfen bei geöffneter Motorhaube die Flüssigkeitsstände der Autos, während Ulli und Tanja die Kabinen reisefertig machen. Ganz in der Nähe gibt es nämlich noch ein schönes Schwimmbad. Vor der Abfahrt ist Einkaufen angesagt. Wir kommen zuerst am Parkplatz an. Josefine ist eingeschlafen und deshalb bleibe ich neben dem Ullimog allein stehen, während Ulli allein Tüten schleppt. Der weiße Toyo kommt angerollert und Olli findet direkt neben unserer Karre einen Mercedes-Öldeckel in olivgrün mit der Aufschrift "ohne Entlüftung". "Sag mal, der ist doch von Euch", meint er und hält mir das Teil unter die Nase. Ich ferngesteuerter Rückwärtsfahrer, ich Tagträumender Heckenpenner, das Moped habe ich entweder nicht richtig zugemacht oder auf dem Motor liegen gelassen. Das ärgert mich besonders, weil ich in der Regel auf solche Dinge akribisch achte und im Kopf Checklisten durchgehe, gerade als Flieger. Ich beichte geknickt meiner Frau diesen Vorfall und bitte um einen angemessenen Anschiss. Dieser wird mir auch zuteil. Auf der 1 brummen wir nach Westen und auf der Höhe von Skogar kommt das sonnige Wetter. Braunes Gras und eine Menge von Farben lassen uns die bevorstehende Distanz vergessen. Die Adresse des GPS-Händlers können wir nicht finden, weder digital, noch analog. Selbst die Infotafel am Ortseingang ist keine Hilfe. Wir fragen uns durch und glücklicherweise sind Isländer sehr hilfsbereit und freundlich. Es gibt ein Sportgeschäft, einen Klamottenladen und einen Friseur in dem betreffenden Haus. Zu unserer Überraschung und nach zwei vergeblichen Versuchen, stellt sich der Friseurladen als der offizielle Dealer heraus. Das Geschäft besitzt eine kleine Glassäule in einer Ecke, an der GPS-Geräte hängen. "I do not have your model here, but I can order in from Reykjavik. It will be here tomorrow." Das kenne ich, alles kann innerhalb eines Tages aus der Hauptstadt organisiert werden. Ein gutes System, der Preis zieht mir jedoch die Schuhe aus. Mich kennt niemand als Geizhals und "Interblöd-billig" kaufen ist nicht mein Ding, aber wenn der Preisunterschied zu unserer Heimat ein Monatsgehalt beträgt, hört auch bei mir der Spaß auf. "Dann fahren wir eben wie früher mit Karte", schlägt Ulli vor. Ich habe mich auch gegen einen weiteren Tag Warterei und Umweg entschieden. Wenig später treffen wir auf dem grünen Campingplatz in der Nähe eines echten Waldes ein. Wir sind die einzigen Gäste und kurz nachdem die Kleine gefüttert wurde, kommen auch Olli und Tanja. Bis es dunkel wird, probieren wir im Vorzelt des Toyos sämtliche Biersorten aus und erzählen bis in die Dunkelheit. Josefine schläft nebenan im Kinderzimmer.

22.08.2012

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Zum Frühstück treffen wir uns wieder im Vorzelt. Diesmal sind wir fest entschlossen, einmal früh die Platte zu putzen. Wir rollern der Sprengisandur entgegen. Ja, jene Piste, die ich nie wieder befahren wollte. Aber das ist wie nach einem Vollrausch. Man schwört sich immer, dass es das letzte Mal war...

Nach endlosem Gepolter bei voller Konzentration und nach vielen Steinen rumpeln wir neben dem großen Unimog von Tom und Andrea auf die Stellfläche in Nyidalur. Die Sprengi war lang, langweilig und wieder einmal ordentlich ausgenudelt. Keiner von uns hat noch Lust, weiter zu fahren. Tom und Andrea kommen gleich rüber in den Ullimog und wir freuen uns über das herzliche Wiedersehen. Andrea füttert unsere Kleine und wir kochen in Ruhe unsere Pasta. Natürlich müssen wir uns alle über das Erlebte austauschen und sprudeln allesamt beinahe über. Die Frauen erzählen begeistert von den Duschen und wir stellen fest, dass Andrea das einzige Keramik-Klo im Umkreis von 100 km hat. Weil sich das Wetter entsprechend der Vorsage entwickelt, blicken wir unserer gemeinsamen "Gæsavatnaleid-Sydri-Tour" recht optimistisch und mit Vorfreude entgegen. Gegen Nachmittag überkommt uns doch der Tatendrang und Tanja, Ulli, Tom und ich machen mit Josefine einen Ausflug in das Nýidalur. Dieser grüne Streifen in der endlosen Geröllwüste hat etwas von Oase. Wir müssen allerdings über den Fluss und die Teilnehmer der Mini-Expedition stellen sich erstaunlich geschickt beim Furten der Flüsse an.

In einer Rinne reicht der reißende Gletscherbach Tanja bis auf Oberschenkelhöhe. "Da ziecht's Dir die Krampfadern zamm", fränkelt sie und wir lachen anerkennend. Da hat sie einfach recht, genau so fühlt es sich an. Auch Ulli meistert die Furt und freut sich über die warmen Füße in den frisch angezogenen Stiefeln. Kurz vor der Schlucht "Kaldagil" drehen wir um und erreichen nach der Gletscherfurt bei einsetzendem Regen die Fahrzeuge. Jede Gruppe verschwindet zunächst zum Kochen, um dann den Rundgang zu starten. Tanja hatte nach der Eisbade-Aktion von "Tee mit Rum" geschwärmt. Also klopfen Ulli und ich am Toyo von Olli und Tanja und sitzen dann gemütlich beisammen. Ordentlich angeheizt fallen wir alle im großen Unimog von Tom und Andrea ein. Unsere Kleine schläft schon lange im Kinderzimmer-Ullimog und "hängt" am Babyphon. Es wird ein unheimlich lustiger Abend. Die Frauen verziehen sich in die eine Ecke der gemütlichen Land-Yacht und die Männer in die andere. Bei Cognac und Rotwein geht es richtig zur Sache. Erst nach Mitternacht zieht Ulli die Notbremse und wir gehen "heim".

23.08.2012

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Einer meiner Träume hat gute Chancen, wahr zu werden. Heute brechen wir auf und fahren die Hochlandpiste der Hochlandpisten. Einige Islandreisende behaupten, es wäre die schönste und interessanteste Piste der ganzen Insel. Die berühmt-berüchtigte "Gæsavatnaleid Sydri". Schwierig zu fahren ist dieser Track angeblich nicht, nur das Wetter und die Bedingungen müssen eben stimmen. Da gibt es die Furten am Tungnafellsjökull, die spät schmelzenden Schneefelder vor Kistufell, einige kleine Stufen, den Geröllhang am Urðarháls und nicht zuletzt das Schwemmsandgebiet. Der Ranger an der Hütte, den wir gestern befragten, meinte: "It is ok with these cars." Er ist dort vor 10 Tagen gefahren und vor drei Tagen war die 910 noch wegen Schmelzwasser gesperrt. Olli macht sich ein wenig Sorgen wegen der Gletscherflüsse, die in den vergangenen Tagen sehr viel Wasser führten. In der Nacht betrug die Temperatur im Nyidalur nur 4 °C und der Himmel war durchweg bewölkt. Der Fluss aus dem Tal führt daher an diesem Morgen nur sehr wenig Wasser. Um 9 Uhr ruckeln wir langsam an und die Kolonne aus Toyota HZJ79, Unimog 435 1300L und Unimog 437 1550L bricht auf in Richtung "Askja". Die relevanten Furten geben sich allesamt handzahm und werden dennoch digital dokumentiert. Ulli übernimmt die Fahrerei, damit ich auf Socken stehend meine Aussicht aus der Luke genießen kann. Schnell stehen wir an der japanischen Brücke über den Skálfandafljot. Am Horizont zeigt sich ein silberner Streifen. Dann biegen wir ab ins Vonaskarð. Steinig und rumpelig führt die Strecke bis auf einen kleinen Sattel, von dem man das ganze Tal überblicken kann.

Die Aussicht ist prima und da unten scheint sogar die Sonne. Allerdings haben wir alle Hunger und sind von der Fahrerei geschafft. Ulli, Josefine und ich pennen bis 14 Uhr, weil uns schlicht die Augen zufallen. Als Olli an die Tür klopft, um das weitere Vorgehen zu besprechen, hat sich das Wetter geändert. Es nieselt leicht und die Sicht im Vonaskarð ist eher schlecht. Keiner von uns hat Lust, 1,5 Stunden durch den Regen zum Warmbaden zu latschen. Also beschließen wir, zu den Gæsavötn zu fahren und dort die Nacht zu verbringen. Zurück an der Brücke wird es noch einmal spannend. Wird sie den schweren Unimog von Tom und Andrea tragen? Das Riesending wiegt immerhin 9 Tonnen. Die Brückenkonstruktion sieht aber sehr stabil aus und selbst die Holzbalken sind nagelneu und haben hier noch keinen Winter erlebt. Der Ullimog fährt voraus und hat mit seinen 5,5 Tonnen kein Problem. Tom folgt gleich nach, Andrea möchte aber lieber laufen. Ohne mit der Wimper zu zucken, trägt die Brücke das große Fahrzeug auf die andere Seite. "Aus solchen einfachen und glasklaren Sachen macht ihr immer ein Riesendrama", lästert Ulli. "Natürlich hält die Brücke, schau sie dir doch mal an." "Ja, so macht es aber mehr Spaß und es ist mehr Abenteuer", verteidige ich. Olli und Tanja fahren noch zu der warmen Quelle in der Nähe, dem Hirtulaug. Mit 27 °C ist dem Rest der Gruppe das Wasser aber zu kalt und wir fahren deshalb weiter. An den Gänse-Seen bricht die Sonne heraus und nur ein ganz kleiner Fleck erstrahlt in hellem Licht. Ringsherum tobt das Regenwetter und bildet eindrucksvolle Wolken. Wir genießen zu fünft die wärmende Sonne und machen Fotos. Tom und ich ziehen uns ein Bier auf und fachsimpeln mit ausgestrecktem Zeigefinger an unseren Unimogs herum. Ulli und Andrea machen Kaffee und spielen mit der Kleinen. Die scheint einen Riesenspaß zu haben, denn ihr Gequietsche ist auch außen zu hören. Tom und ich haben unser Bier leer und gehen sogleich zum Kaffee mit Gebäck über. Welch ein Luxus und welch eine Gemütlichkeit, in so einer Umgebung nicht auf die Annehmlichkeiten des Lebens verzichten zu müssen. Mit einem Schmunzeln blicke ich hinüber zu dem Platz, auf dem ich vor genau einem Jahr die Nacht im Zelt verbrachte. Bald darauf trifft der Toyota ein und die Crew ist wieder komplett. Automatisch versammelt sich alles im großen "Wohnzimmer". Josefine unterhält die ganze Mannschaft mit Bewegungsübungen und Sprechversuchen.

Ein kleines Video von der Gæsavatnaleid-Piste (127MB)

 

24.08.2012

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Es war kühl in der Nacht, aber unsere Fahrzeuge bieten einen geradezu dekadenten Wetterschutz. Von wegen, denn wenn die ganzen pseudoharten Outdoorkämpfer wüssten, wie viele Abende ich in meiner Werkstatt gefroren habe, um es diese eine Nacht in dieser Gegend warm zu haben. Ulli findet es jedenfalls urgemütlich und drückt ihr Baby unter der Bettdecke fest an sich. Ich bin zufrieden, die Familie hat es warm und der Kaffee ist unterwegs. Heute gibt es Bacon & Eggs zum Frühstück. Ich bin bester Laune, weil es heute auf der Strecke richtig hergeht und sich dabei eine geradezu spektakuläre Kulisse bietet. Durch junge und scharfe Lava windet sich die Piste zunächst dem höchsten Punkt entgegen. Ulli wird den Ullimog filmen und steigt daher bei Tom in den "großen" Unimog. Andrea sitzt bei mir und schäkert mit unserem Nachwuchs in der Mitte. Es ist eine Riesengaudi, die ausgefahrenen Steigungen jaulend und verschränkend zu nehmen. Tom ist nur am Grinsen und steigt häufig aus, um mir "Daumen hoch" zu geben. Nicht weil die Piste es erfordert, sondern weil zwei Mogger nun endlich auf ihre Kosten kommen. Würde uns nicht ein Toyota folgen, wäre der Titel "The Mogs of Mordor" angemessen. Nebenbei macht sich der Landcruiser von Olli und Tanja prima und hat mit der Piste nicht ansatzweise ein Problem. Warum sollte er auch? Die Steigungen nimmt er mitunter besser und schneller als die Unimogs.

Die Unimogs haben zwar beim Befahren gewisser Sektionen einen Vorteil durch ihre Bodenfreiheit, Tanja gleicht das aber locker mit Geschick und Umsicht wieder aus. Über Plattenlava stampfen wir im vierten Gang der nächsten kleinen Furt entgegen. Dabei kommt man dem Gletscher sehr nahe und eindrucksvoll erhebt sich die 50 m hohe Eiswand neben dem Konvoi. An dem kleinen Bach gibt Ulli Regie-Anweisungen und positioniert sich entsprechend. Der Untergrund ist weich und zu Fuß sinkt man binnen kürzester Zeit ein. Natürlich fällt das böse Wort "Treibsand" und die Mogger schielen abwägend auf den Toyo. Der hat vermutlich mit diesem Hindernis das kleinste Problem und die "dicken Brummer" würden ihn im Bedarfsfall locker wieder auf den Teppich zerren. "Da drüben bei den Steinen ist der Untergrund besser", meint Olli und hat absolut recht. Voller Optimismus fahre ich mit der Vorderachse in den sandigen Bach. Der Boden trägt gut und es gibt Höchstdrehzahl im dritten Gang mit Vollsperre. Der Ullimog entsteigt den Fluten, wobei ich die Hand mit dem erhobenen Daumen aus dem Fenster halte. Alle folgen ohne Zwischenfall in meiner Spur. Es kommen noch eine weitere Furt, diverse Stufen und kleine Sander. Das gefürchtete Schneefeld endet zwei Meter neben der Piste, Glück gehabt. Das zweite, kleinere ist nicht mehr vorhanden. Kritisch schaue ich mir den "Dicken" an. Tom fährt Michelin-XZL-Reifen mit idealem Luftdruck. Staunend folge ich dem großen LKW und beobachte die "Arbeit" der Reifen. Der große Unimog ist ein Klettermaxe und macht mit seinen knapp 10 Tonnen eine gute Figur. Wir fahren beide mit 2 bar Reifendruck und meine MPT 81 sind im Vergleich noch steif und hart. Ich überlege noch auf 1,5 bar zu senken, habe aber bei dem nun einsetzenden Regen mit Schnee keine Lust mehr, meinen Hintern vor die Tür zu schieben. Just in diesem Moment taucht schemenhaft der erste Hochlandwanderer auf. Weil ich mich an das Vorjahr noch gut erinnere, habe ich vorgesorgt und extra Obst eingekauft. Ich hätte mir das damals gewünscht und deshalb schenke ich dem jungen Franzosen einen Apfel und eine Dose Fruchtcocktail. Mit großen Augen nimmt er an und macht nur einen einzigen Versuch, das Geschenk bescheiden abzulehnen. Nach einer langsamen und holprigen Fahrt durch ein weiteres Lava-Feld erreichen wir im Eisregen Kistufell. Alle haben Riesenhunger und brauchen diese Mittagspause. Die Sicht ist momentan sowieso weg. Eine Stunde später lasse ich an und signalisiere Aufbruch. Andrea und ich fahren voraus Richtung Urðarháls.

Der große Unimog und der Toyo folgen. Schon ein kleines Stück tiefer ist der Gletscher wieder zu sehen. Mit offenem Mund versuchen wir, diese gewaltigen Eindrücke zu verdauen. Der Blick nach Norden öffnet sich wieder und in 20 km Entfernung scheint die Sonne. Aber jetzt beginnt die Geröllschlacht ohne Tachoausschlag. In Schrittgeschwindigkeit suchen wir uns den Weg zum Urdarhals hinauf. Ein zweiter Wanderer taucht aus dem Regen auf und wird ebenfalls beschenkt. "Boa, geil!" meint der junge Mann und grinst über beide Ohren. Rufrettung und Hassneidbegrenzung nenne ich das. "Da ist ein Schild", macht mich Andrea aufmerksam. Beinahe wäre ich vorbeigeholpert und stoppe den Ullimog an Ort und Stelle. Die anderen schließen auf und fragen: "Wo ist denn nur der Urdarhals?" "Keine zwanzig Meter von hier", antworte ich. Der Krater ist der absolute Hammer und wirkt riesig. Glücklicherweise öffnet sich das Wetter wieder und gibt ihn frei. Die ganze Mannschaft ist höchst beeindruckt und harrt lange im Regen aus. Schließlich wartet nur wieder langsames Geröllgeschaukel. Die Strecke verliert jedoch enorm an Höhe und wenig später stehen wir unten an der Einfahrt in den Sander. Das Schild mit den ganzen Aufklebern diverser "Offroadclubs" warnt vor diesem Abschnitt. Tatsächlich ist das Schwemmsandgebiet fast trocken und nur am Horizont fließt Wasser in einer kleinen Rinne. Der Tross hält kurz darauf vor eben diesem Flüsschen. Olli geht mit Wathose das Wasser ab, während Tom und ich das Ganze aus der Distanz begutachten. An einer Stelle sinkt er bis zu den Knöcheln ein. Dabei macht er ein abwägendes und wenig begeistertes Gesicht. Erwartungsvoll schaut er in unsere Richtung. "Ich glaube, da kommen wir durch", sage ich so laut, dass es Olli im Wasser auch hören kann. "Das ist überhaupt kein Problem", meint Tom und wartet dennoch ab, bis der Toyo die 60 m bis aufs Trockene bewältigt hat. Dabei schlingert das relativ kleine Fahrzeug ein wenig und sinkt auch zeitweise mit einem Rad weg. Die Spur füllt sich sogleich wieder mit Wasser. Tom klettert in seinen schweren Mog und braust hinterher. Die Reifen laufen wieder prima weich und fast eleganter als der Landcruiser macht der Riese die Passage. Ich lege den vierten Gang ein, sperre alle Achsen und gebe Volldampf. Am Drehzahlanschlag brüllt der Ullimog mit Andrea und mir durch die braune Suppe, während Ulli alles von der trockenen Seite aus filmt. Der Boden ist weich, aber Traktion ist vorhanden. Beim nächsten Rinnsaal von etwa 40 m Breite sind wir mutiger. Als Olli anhält, schert Tom aus und brettert einfach entlang der gelben Markierungspfeile drauf los. Olli steigt wieder ein und fährt sogleich hinterher.

Inzwischen sitzt Ulli wieder neben mir und kümmert sich um die Kleine. Die gelbe Brühe spritzt meterhoch, denn anhalten will ich hier nicht. Mit ordentlich Geholper nehmen die Schubrohrachsen die Querkanäle. Das Fahrzeug hüpft und nickt. Endlich haben alle wieder festen Boden unter den Rädern. Wie bestellt bricht der Himmel auf und sorgt für eine herrliche Kaffeepausenstimmung inmitten der anthrazitfarbenen Lava-Wüste. Die Stimmung ist auf dem Höhepunkt angekommen. Große Sprüche klopfend berichten wir uns gegenseitig von unseren Heldentaten. "Endlich sind die Dinger mal richtig dreckig", frohlockt Tom und deutet stolz auf die Spritzer auf 3,5 m Höhe. "Mist, da kann ich nicht mithalten", entgegne ich und weise auf meine total verdreckte Windschutzscheibe. "Dann musst du eben nächstes Mal mehr Gas geben", lacht Tom. Die Abendsonne zaubert eindrucksvolle Kontraste in die Gegend.

"Aufsitzen! Es ist noch ein Stück bis Herdubreidarlindir", reißt es uns aus unseren Tagträumen. Herrlich, wie der Mog immer beim ersten Arbeitstakt anspringt. Durch das Weichsandfeld querab des Dyngjuvatn geht es mit maximaler Fördermenge. Der Große fährt voraus und gibt alles. Der Ullimog braust hinterher und zufällig reicht das Drehmoment im 7. Gang bei 2000 U/min knapp aus. Mit einem sonoren Brummen rase ich in der Spur des 270 PS starken Riesen und verliere keinen Boden. Ich erlebe Tiefsand zum ersten Mal und habe eine Mordsgaudi. Ulli findet es auch toll, durch die graue Masse zu pflügen und dabei ganz sanfte Nickbewegungen zu machen. Ordentlich heiß gefahren passieren wir Dreki. Keiner hat Lust, an dem überfüllten Zeltplatz anzuhalten. Das Abendlicht ist inzwischen unverschämt orange. Deshalb schnappe ich mir die Videokamera und erzeuge Daten. Ulli fährt dabei den Ullimog und findet Gefallen daran, sich von Tom nicht abhängen zu lassen. Geschickt kurbelt und schaltet sie sich durch und bleibt dem "Dicken" auf den Fersen. "So lahm, wie Du immer sagst, ist der Ullimog gar nicht", bemerkt sie und steht voll auf dem Pedal. Ich kann mich kaum im Kommandantenstand halten und auch Josefine ist aufgewacht. Sie bekommt Hunger und wir haben beide keine Lust, jetzt so kurz vor dem Ziel einen Fütterungs-Stopp zu machen. Ich halte vom Beifahrersitz aus ihr kleines Händchen und Ulli tut alles, um die Ankunftszeit zu drücken. Eine Mutter tut viel, wenn ihr Kind Hunger hat. Sie schneidet die Kurven, fliegt über das Waschbrett, bremst gerade an, um dann scharf zu lenken. Gegen 20 Uhr stellt sie ab und unser allabendliches Ritual aus Kind versorgen und Abendessen machen läuft an. Ich füttere unsere Tochter und bringe sie ins Bett, während Ulli das Fleisch und den Salat für die geplante Grillparty bereit macht. Olli hat einen schnuckeligen Blechgrill, der hervorragend funktioniert. Angesichts der im eisigen Wind fauchenden Holzkohle zischen wir das erste Pistenbier. "Was für ein geiler Tag", meint Olli und dem ist einfach nichts hinzuzufügen. Mit einem blechernen Klacken treffen sich zwei Bierdosen. Zu sechst halten wir ein Festmahl aus Lammkoteletts, Kartoffeln, frischem Salat, frischen Basilikumtomaten und reichlich Dosenbier. Unsere Kleine schläft nebenan im Ullimog und wir schauen zufrieden auf das Babyphon auf der Festtafel. Es ist urgemütlich im Toyo von Olli und Tanja und unsere Laune überschlägt sich beinahe. Den Absacker in Form von Kognak gibt es nebenan bei Tom. Bei völliger Dunkelheit und bei mittlerweile 1 °C und heftigem Wind steigen Ulli und ich in den geheizten und mollig warmen Ullimog. Die Eindrücke und Erlebnisse dieses besonderen Tages hindern mich noch eine ganze Weile daran, in den Schlaf zu fallen.

Ein kleines Video von Fahrt zur Askja (125MB)

 

25.08.2012

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Josefine fordert pünktlich ihr Frühstück und wir haben keine Wahl. Erst einmal die Heizung aufdrehen und in Gang kommen. Ulli bäckt eine riesige Ladung Apfelpfannkuchen, die ich komplett verdrücke. So eine Tour ist anstrengend und den ganzen Vormittag fliegen mir noch die Eindrücke vor den Augen herum. Der Herðubreið hat über Nacht einen Zuckerhut bekommen. Die Außentemperatur beträgt 0 °C. Tom, Ulli und ich machen die ausgeschriebenen und markierten Wege in Herðubreiðarlindir unsicher, um gegen Mittag wieder am Fahrzeug zu sein.

Andrea hat tierisch Kopfweh und möchte heute noch nicht weiterfahren. Mit Spannung klettere ich ins Fahrerhaus und achte darauf, wie wohl der Ullimog bei Frost anspringt. Nach zwei Umdrehungen erwacht der Diesel und brummt schön im Leerlauf. Hinter dem Toyo geht es durch einen kleinen Schneeschauer die F88 hinauf. Mit einem Kloß im Hals erwarte ich die Furt an der Lindaá. Nicht aus Sorge, sondern wegen der emotionalen Wallungen, die mir unter Umständen bevorstehen. Das ist schließlich meine Schicksals-Furt, an der ich vor beinahe einem Jahrzehnt beschloss, einen Unimog mit Wohnaufbau zu bauen. Sämtliches Streben und Schaffen am Ullimog und jede Islandreise drehte sich insgeheim um diese eine Furt. Unzählige Male fuhr ich sie in meinen Träumen und bis heute erinnere ich mich an mein Streitgespräch mit Tobias bis ins Detail. Damals war die Furt etwa 50 cm tief und verlief in einem leichten Bogen stromabwärts. Viele Islandtouristen, die bereits Furten mit mehreren Metern Tiefe gefahren haben, reagieren hier wohl mit einem gewissen Unverständnis. Mir ging es immer um diese eine Furt, obwohl ich selbst schon größere und tiefere fuhr. Ganz überraschend taucht der Übergang aus dem Regen vor uns auf und erstrahlt in gleißendem Sonnenlicht. Ein Wink des Schicksals? Irgendwie sieht die Gegend auch ganz anders aus, als in meinen detailreichen Gedanken. Die ganze Wildheit und Einsamkeit ist einer künstlich befestigten, markierten und mit Flusskiesel verfüllten Durchfahrt gewichen. Auf der gegenüberliegenden Seite stauen sich mehrere Autos, die offensichtlich auf aufschlussreichen Verkehr warten. Die Männer stehen mit verschränkten Armen am Ufer und die Frauen schauen mit großen Augen durch die Scheibe. Ich lasse Ulli aussteigen, sie wird meine Traumdurchfahrt filmen. "Ich kann das Geschwätz von deiner ollen Lindaá-Furt nicht mehr hören!" meint sie und will die Sache endlich hinter sich haben. "Seit Jahren nervst Du damit rum." Im dritten Gang rolle ich durch das etwa 60 cm tiefe Wasser. Mehrere Augenpaare folgen dem Ullimog auf die andere Seite. Offensichtlich habe ich die Fjaell-Raeven-Hose-Softshell-Oberteil-Bildungsbürger vom Festland noch nicht überzeugt. Aber ich werde natürlich meine Frau wieder abholen und dann dürft ihr alle noch einmal gucken. Nebenbei habe ich für diesen Augenblick jahrelang gebuckelt und will ihn voll auskosten. Also drehe ich um und rausche breit grinsend Ullis Kameralinse entgegen. Am anderen Ufer steigt Ulli auf den Fahrersitz und ich schaue mit der Videoausrüstung aus der Luke. Die Durchfahrt der Autoschlange will ich vom Aussichtsturm aus genießen. Zu unserer Verwunderung sind die Leute noch immer nicht überzeugt. Als Ulli anfahren will, setzt sich der kleine, gemietete Suzuki-Jimny in Bewegung. Von einer Frau wollte er es sich dann doch nichts vormachen lassen. An dieser Stelle weise ich ausdrücklich darauf hin, dass die Mensch-Maschine-Schnittstelle vorne links im Unimog keineswegs geschlechtsspezifisch ausgelegt ist. Das kleine Auto fährt munter durch das tiefe Wasser. Die Räder sind komplett verschwunden und die Motorhaube wird knapp überspült. "Das hätte ich mit der Karre nicht gemacht", lasse ich Ulli wissen. "Ganz schön mutig", antwortet sie. Lächelnd und grüßend fährt das Pärchen vor uns vorbei und seiner Wege. "Das ist noch nicht sicher, ob die das heute Nachmittag noch einmal zurück schaffen", flüstere ich Ulli zu. Wenn der sein Video geschnitten hat und bei seinen Freunden den großen Abenteurer macht, erzählt der bestimmt: "Das war mit dem Auto alles kein Problem." In Wirklichkeit hat der nur keine Ahnung, wie knapp es eigentlich war. Aber mit der Einstellung ist er bei weitem nicht der Einzige. Ulli gibt Stoff und fährt souverän auf die andere Seite. 2003 entstand an dieser Stelle eine Idee, 2012 werde ich, auf Socken stehend, von meiner Frau im selbstgebauten Unimog übergesetzt. Zu meinen Füßen schläft unsere 8-monatige Tochter und hinter uns liegt eine spektakuläre Hochlandtour. Welch eine Erfüllung! Welch ein Abschluss! "Deswegen hast Du so ein Theater gemacht?" meint Ulli und zieht die Augenbrauen hoch. Ich bleibe breit grinsend im Kommandostand stehen und genieße die Sonnenstrahlen bei 0 °C kaltem Fahrtwind. Meine Frau kann inzwischen sehr gut Piste fahren und so übernimmt sie die F88. Diese ist allerdings zu einer breiten und zweispurigen Autobahn ausgebaut und Ulli braust mit 70 km/h über den Schotter. "Als wir auf der Ringstraße Gegenwind hatten, war die Durchschnittsgeschwindigkeit niedriger", bemerkt sie. Nach 1,5 Stunden erreichen die Räder schon Asphalt und fahren zum Mývatn. Ulli ist geschafft und möchte mal einen Tag nicht fahren. Räumen ... fahren ... räumen ... fahren, feiern ... schlafen. "Ich will einfach nur mal lesen, mit meinem Baby spielen und aus dem Fenster gucken", meint sie. Kein Problem, wir sind hier im Urlaub und Stress geht gar nicht.

Ein kleines Video von der Lindaá-Furt (44MB)

 

 

26.08.2012

An diesem Morgen lassen wir es ganz ruhig angehen. Nachdem Josefine ihr erstes Frühstück hinter sich hat, nehmen wir sie zu uns ins Bett und familienkuscheln noch bis weit in den Vormittag. "Ich bleibe heute unter der Decke", unterstreicht Ulli ihr Vorhaben. Also versorge ich die Kleine und befreie den Wohnraum von dem ganzen Lavasand. In unserer Klapptür hat sich eine Menge angesammelt und die Mechanik ist schwergängig. Schnell ist das behoben und alles flutscht wieder wie früher, der guten Druckluft und Dabbeljudiforti sei Dank. Weil die Temperatur in der Nacht unter Null lag, haben wir auch ein wenig Kondenswasser an den Kältebrücken. Olli und Tanja gehen rüber ins Mývatn-Nature-Bath und ich würde gerne mitkommen. Allein gehe ich aber nicht mit dem Zwerg dort hin und Ulli vertröstet mich auf den nächsten Tag. Damit kann ich leben und schlendere hinunter zur Rezeption des Campingplatzes, um eine weitere Nacht zu buchen. "I know there are many flyers offering Horseback-Rides down there in the Information-Center. Perhaps there is a tour that you can recommend?" eröffne ich das Gespräch. "Actually there is one, but it is for experienced riders only", antwortet die Chefin. "The tour is for two persons maximum." fügt sie hinzu. Volltreffer, das ist genau, was Ulli haben wollte und ohne Rücksprache buche ich Ulli und Andrea für den nächsten Tag. Die Isländer organisieren das ganz spontan und drehen an mehreren Schrauben, um die Sache zu ermöglichen. Voller Euphorie renne ich zum Ullimog und erzähle von meiner Reservierung. Ulli ist ganz aus dem Häuschen und klatscht begeistert in die Hände. Sofort wird Andrea über Handy informiert. "Das hast du ganz toll organisiert", lobt sie mich. So war das abgesprochen. Ich bekomme meine Holperpisten und hüte das Finchen, während Ulli reitet. Wenig später trifft der große Mog ein. Wir kochen zusammen ein erstklassiges Essen mit Lammfleisch, Rotwein, Salat und Reis. "Und danach gehen wir heiß baden", schlägt Tom vor. Zu meinem Erstaunen möchte Ulli doch mitkommen und hat ihren Tagesplan offensichtlich verworfen. Das Angebot von Andrea, auf unseren Knirps aufzupassen, so dass die Eltern gemeinsam baden können, ist einfach zu verlockend. Mit dem Ullimog fahren wir zu dritt ins Lava-Schwimmbad. Tom möchte mal den "kleinen" Unimog probieren und so fährt er uns souverän den Berg hinauf. Kurze Zeit später sitzen wir alle bei strahlendem Sonnenschein und 4 °C Außentemperatur im 40 °C warmen Becken und genießen den Tag. Ulli lässt sich von mir durch das große Becken schleppen und freut sich tierisch, getragen zu werden. Erst um 18 Uhr fahren wir zurück auf unsere Gras-Terrasse, parken den Mog und erlösen das Josefinchen. Die hatte nämlich zu schreien angefangen und Andrea, ihr Babysitter, verständigte uns. Als Ulli ihre Tochter in die Arme schließt, ist sofort Ruhe. Die Kleine blüht richtig auf und kaspert und giggelt uns allen noch ordentlich einen vor, bis wir sie ins Bett legen.

27.08.2012

Heute ist "Ulli-Ausflugstag" und weil es leicht nieselt, beginnt der recht spät. Sämtliche organisatorischen Notwendigkeiten wie Reifen füllen, Diesel tanken, Wasser tanken, Müll entsorgen, Wäsche waschen, Tagebuch schreiben, drei Kapitel lesen, Finchen bespaßen usw. erledigen wir gemütlich am Vormittag.

Auch unsere Nachbarn machen ganz langsam und nutzen auch diesen Tag zur Erholung. Am Nachmittag brechen Ulli und Andrea zur ihrer Pferdetour auf, die einen Kilometer östlich vom Campingplatz startet. "Komm, wir machen einen Spaziergang durch das Lavafeld in diese Richtung. Da gibt es einige ausgewiesene Pfade und vielleicht treffen wir ja die beiden", schlage ich vor. Tom packt seine Kamera, ich packe die Kleine in ihren Tragegurt, stülpe den Regenmantel darüber und wir brechen auf. Inzwischen regnet es ganz ordentlich, so dass Josefine nur ihre kleine Nase heraus stecken darf. Sie ist zwar richtig warm eingepackt, bekommt aber kalte Bäckchen, was sie jedoch nicht von ihrer besten Laune abhält. Fröhlich trällert sie vor sich hin, als die beiden Erwachsenen durch den Regen stiefeln und Unimog-Fachgespräche führen. Tatsächlich entdeckt die Feindaufklärung, Kavallerie in Stärke drei am Horizont. "Die kommen uns in diesem Terrain nicht aus", bemerke ich und hoffe, sie mögen in unsere Richtung abbiegen. Der Niederschlag macht eine Pause und wie bestellt, tauchen die drei Reiter vor uns auf. Ulli und Andrea scheinen mächtig Spaß zu haben und sind trotz des Schmuddelwetters ganz hin und weg. "Wir galoppieren und tölten die ganze Zeit", ruft Ulli. Und da sind sie auch schon wieder verschwunden. Oberhalb des kleinen Flugplatzes laufen wir zurück zu den Mogs. Rein in die warme Stube und erst einmal ein Bier aufgerissen. Tom kommt zum "Fototauschen" herüber und das Sixpack "Letöl" (pfui) geht in die Knie. Schiere Katastrophe, dieses Gesöff. Wo ist mein dunkles Weizenbier? Die USB-Schnittstelle fördert Daten in den Memorystick und ich fördere Haferbrei mit Apfel in Josefine. Am Abend treffen dann tropfend und stampfend zwei begeisterte Mädels ein und erzählen eine ganze Stunde von ihrem tollen Ausritt. "Die Führerin hat gesagt, es wäre der schönste Ritt in dieser Saison gewesen, weil sie endlich mal Gas geben konnte", lacht Ulli. Unsere Frauen bleiben noch lange bei diesem Gesprächsthema und Tom und ich widmen uns dem Wetterpropheten im Internet. "Der Norden bleibt wohl schlecht und im Süden ist es schön", kommt dabei heraus. "Nach Akureyri wollen wir aber schon", intervenieren die Mädels. Tom will in die Westfjorde und ich möchte stumpf in den Sonnenschein, völlig unabhängig von allen Pisten. Nach dem Abendessen bringen wir unseren Nachwuchs ins Bett und gehen noch auf einen Wein hinüber zu Andrea und Tom.

28.08.2012

Die Ruhepause ist beendet und schon früh rollen wir weg vom Mývatn. Sogar den Regen lassen wir zurück und schon um die nächste Ecke bieten sich tolle Lichtstimmungen mit der Sonne und den tief hängenden Wolken. Auf den Pässen ist die Sicht jedoch mies und so brummt der Ullimog ohne Verzögerung in die bunte Stadt. Der Wind pfeift eisig aus Norden und alle umliegenden Berge sind weiß. Allerdings blendet uns ein gleißendes Sonnenlicht und der Himmel strahlt in schönstem Blau. An der N1-Tankstelle kaufe ich noch 11 kg Gas, weil Ulli nicht frieren will und befürchtet, unsere Flasche könnte nicht reichen. Glücklicherweise passen die Anschlüsse und auch die Dimension der Pulle gleicht den unseren. "Vermutlich fahren wir das volle Teil auf die Fähre", lästere ich über Ullis ewige Angst, "es könnte ja nicht reichen." Wir gönnen uns einen Burger beim DJ und gehen ordentlich einkaufen. Die Frauen möchten unter sich bleiben und haben sowieso anderen Einkäufe vor, als Tom und ich. Die Kleine bleibt bei mir und der "66° North"-Laden gegenüber der großen Mall ist unser erstes Ziel. Während ich die Klamotten anprobiere, klemme ich meine Tochter zwischen die Beine und gönne ihr einen Bewegungsradius von 0,5 m. Dummerweise befindet sich direkt unter dem Spiegel eine Steckdose, die ich nicht gesehen hatte. Ihr Fingerchen ist noch etwa 10 cm von der Spannung entfernt, als eine aufmerksame Italienerin gestikulierend auf uns zuläuft. Ich packe meine Tochter am Hosenbund und reiße sie zurück. "Thank you very much, that was really close", bedanke ich mich. Jetzt habe ich wohl ein verbreitetes Vorurteil untermauert, wonach Männern der natürliche Instinkt zum Schutze der Kinder fehlt. Völliger Blödsinn, denn ich kann von ebensolchen Fällen bei Frauen berichten. Tom und ich kaufen je ein Softshell und an der Gummi-Südwester-Regenkappe in warn-orange führt kein Weg vorbei. "Das Ding sieht vollkommen bescheuert aus", lacht Tom und kann meine Begeisterung nicht nachvollziehen. Zum Abschluss setzen wir uns noch in das schöne blaue Cafe und begutachten die Beute. Kaffee und Kuchen bekommen die echt gut hin. Dann fahren wir Richtung Dalvik aus der Stadt. An der Shell-Tankstelle entdecke ich einen Monstermog. Sogleich frage ich den Besitzer, ob ich davon ein Foto machen darf. Der Isländer hat riesige Reifen mit Spikes aufgezogen. Dazu verfügt der orangefarbene Monster-Extrem-Mog über eine ordentliche Höherlegung. Der Ullimog wirkt dagegen klein und mickrig.

An der Steilküste zaubert das Sonnenlicht ein Kalenderfoto nach dem anderen. "Das kommt nicht raus", sagt Ulli jedes Mal, wenn ich einen staunenden Laut von mir gebe. "Das musst Du Dir einfach merken", fügt sie hinzu. Durch einen schnurgeraden Tunnel fahren wir in den Dauerregen. Es gibt oben in Ólafsfjördur nur noch wenige Sonnenstrahlen. Die Heizung bullert und die Scheibenwischer geben alles. In Hofsós haben wir dann starken Dauerregen von der Seite, der uns ganz die Sicht nimmt. "Komm wir fahren morgen weiter", schlägt Ulli vor. Ich steuere unseren Karren auf einen eher verlassenen Campingplatz. Es schüttet wie aus Eimern bei einer Außentemperatur von 2 °C und heftigem Wind. Die Wiese ist eine einzige große Pfütze. Aber so kommt grenzenlose Gemütlichkeit auf, denn das Wasser ist weit weg. Ulli und ich gucken unter der Bettdecke mit Kopfhörer "Harry Potter" auf dem Computer, während die Kleine dick eingemummelt in ihrem Bettchen schläft. Der Niederschlag prasselt laut auf unser Aludach und der Mog schwankt unter den Windstössen. "Der fällt nicht um", beruhige ich Ulli, die mich mit großen Augen anschaut.

29.08.2012

Kartenansicht mit Track

In dieser Nacht regnete es tatsächlich nur ein einziges Mal. Die geplante Umrundung der nächsten Halbinsel fällt flach, zu schlecht ist das Wetter. Wir wollen gar nicht vor die Tür und überlegen schon, durch den Durchstieg das Fahrerhaus zu betreten. Josefine gelangt so völlig trocken auf ihren Platz. Ulli und ich spurten außen rum. Bei 1 °C und Schneeregen stecke ich den Schlüssel ins Schloss und drücke den Anlasser. Bei der ersten Umdrehung erwacht der gute OM352 und bringt uns hier fort. Die Freude über eine so prächtig funktionierende Maschine kann nur derjenige nachvollziehen, der sie wirklich braucht. Hoch lebe der christlich-abendländische Maschinenbau aus unserem Kulturkreis. Die Postkarten, die Ulli und ich am Abend noch geschrieben haben, kommen schnell noch in den Briefkasten und nichts wie ab nach Süden. Es gießt wie aus Eimern und etwas Schnee ist auch dabei. Die Scheibenwischer laufen die ganze Zeit bis Varmahlið. Sie quietschen und nerven und so legen wir eine kleine Schraub-Aktion ein. Ulli schraubt rechts, ich schraube links. Schnell liegt das Wischergestänge frei und wird mit Getriebeöl übergossen. Danach alles wieder zusammen und weiter geht es. High Five und Ruhe ist. So schnell wie möglich rasen wir dem Sonnenschein am Horizont entgegen. An der Brücke über die Blanda zur 35 macht der Vorhang auf. Mit 80 km/h brettert der Ullimog nach Hveravellir. Ich habe überhaupt keine Lust mehr, weiter zu fahren und auch Ulli ist müde. Ich kümmere mich um die Kleine und Ulli kocht herrliche Filetsteaks vom Pferd mit Spätzle, Soße aus frischen Pilzen und dazu Orangensaft. Aus der Bratpfanne kippe ich das Collagen, diverse Fettreste und das Bratöl einfach aus dem Fenster. "Du bist echt ein Ferkel, dafür gibt es Müll-Eimer", meckert Ulli. "Ach was, der Hüttenwirt hat einen Hund und der findet das in Nullkommanichts", entgegne ich. Diese Worte sind noch nicht bis zum Ende ausgesprochen, da fordert das besagte Tier fiepend und mit dem Schwanz wedelnd Nachschlag. Voller Geduld harrt er eine ganze Weile wartend vor unserem Fenster aus. Total geschafft fallen wir alle drei in einen Mittagsschlaf. Josefines Gequake weckt uns am späten Nachmittag. Es schneit heftig und alles draußen befindet sich unter eine dünnen, geschlossenen Schneedecke. "Wenn wir jetzt einschneien", jammert Ulli. "Ach was, einen besseren Ort als hier gibt es doch dafür nicht", antworte ich. Sie steckt die Nase tief unter die Bettdecke und meint: "Gib mir mein Baby und wärme mich." Die Heizung tut ihr bestes und es wird mollig warm in unserem Wohnzimmer, dem Esszimmer, der Küche, dem Schlafzimmer, dem Kinderzimmer und dem Bad. Anschließend ziehe ich im Schneetreiben die Radmuttern nach und reduziere den Reifendruck wieder auf 2 bar. Der Auspuff liegt genau in Windrichtung und ist ganz zugeschneit. Kurzerhand bezahle ich für die Übernachtung, da wir ohnehin die Toiletten schon benutzt haben. Der Warden hat in seinem Kühlschrank echtes Bier. Natürlich kann ich nicht widerstehen und kaufe sofort eine Dose, die vier mal so viel kostet wie ein Liter Diesel. Den Umrechnungskurs kenne ich nämlich noch immer nicht. Soll die Krone doch kosten was sie will, meinen Urlaub verderbe ich mir dadurch keineswegs. Plötzlich reißt es auf und die gleißende Sonne schmilzt binnen Minuten den Schnee hinfort und sorgt für ein geradezu atemberaubendes Dämmerlicht. Ulli ist eingeschlafen, deshalb mache ich alleine einen Ausflug in die Umgebung. Drei dämliche Italiener-Tussis rennen hinter den Absperrungen herum und fotografieren alle Fumarolen und Kochtümpel aus 10 cm Entfernung. Ich muss kurz überlegen, was "Verbrühung" auf Englisch heißt. Nicht für die Warnung, sondern für den Unfallbericht. Ich will das Geschrei gar nicht hören und verziehe mich. Die Sicht ist so phänomenal, dass sogar die Kerlingarfjöll in strahlendem Weiß und zum Greifen nahe erscheinen. Ganz aufgeregt klopfe ich nach meinem Spaziergang an den Mog und versuche, Ulli zum Aufstehen zu bewegen. "Ich will unter meiner Decke bleiben und lesen", piepst sie. "Mach Du heute die Fotos." Etwa 20 Motorradfahrer erreichen den Parkplatz, besetzen die Hütte und beginnen Bier zu trinken und den Grill anzuheizen. Eigentlich ist dagegen nichts einzuwenden, nur mein romantisches Nachtbaden mit Ulli und Babyphone ist damit flöten. Ohne Erwartungen begebe ich mich nach Einbruch der Dunkelheit alleine in Badehose und mit meiner Bierdose bewaffnet in den Pool. Zu meiner Überraschung bin ich völlig alleine. Die ganzen Zweiradler ziehen die kleine Bar im Haus dem warmen Wasser vor. Auch recht, mit einem französischen Paar, welches später dazu kommt, labere ich noch in die Nacht hinein. Der ansässige Hund kommt auch noch dazu und kackt etwas oberhalb direkt in den warmen Fluss. Dann säuft er unter allgemeiner Belustigung noch aus dem Pool. Ulli schläft tief und fest, als ich total überhitzt in den Mog schleiche.

 

30.08.2012

Kartenansicht mit Track

Der Sonnenschein von gestern hat sich über Nacht gehalten. Vor dem Eintreffen der Busse laufen Ulli, Josefine und ich noch das Geothermalgebiet und die Umgebung ab. Am Horizont kündigen die Staubfahnen das Einsetzten des nicht selbst fahrenden Fremdenverkehrs an. Wir packen zusammen und rollen auf der 35er Autobahn gen Süden. Zum Kerlingarfjöll biegen wir nach Osten ab und suchen den Track nach Süden, der parallel zur "Hauptstraße 35" verläuft. Diese Piste heißt "Hrunamannaafréttur" und kommt beim Gullfoss heraus, allerdings auf der Ostseite. Ich sehe diesen Weg als echte Alternative zu der langweiligen und bekannten Kjölur. Über ein paar kleine Buckel windet sich die Spur am Mosfell vorbei. Landschaftlich ist vor allem das obere Drittel sehr reizvoll. Zur Mittagspause haben wir einen grandiosen Blick auf das Hochland zwischen Langjökull und Kerlingarfjöll. Etwas steinige Sektionen zwingen uns in den vierten Gang. Sonst läuft der Track gut und ohne Gemeinheiten. Die Weite und Leere, die wir aus dem hohen Fahrerhaus sehen, lässt uns still werden. Weil es in den letzten Tagen kalt und trocken gewesen ist, bleiben die Furten alle harmlos. Eine war ein wenig steinig und eine andere hatte Sand, aber keine führte viel Wasser. Ich bin erleichtert, denn schließlich haben Ulli und ich einen Säugling an Bord. Südlich Svínárness verwandelt sich die Piste in einen einfachen Schotterweg. Unsere Befürchtungen, vor dem angekündigten Schlechtwetter nicht ganz durch zu kommen, werden entkräftet. Auf einem Bergrücken ist die Aussicht so toll, dass wir beschließen auf der Strecke zu übernachten. Kurzerhand fahren wir rechts raus auf eine selbstverständlich vorhandene und ebenfalls gekieselte Nebenspur und stellen ab. Ulli möchte lesen, Josefine möchte schlafen und ich möchte die Gegend erkunden. Das mache ich immer gerne und laufe geradewegs auf die nächste Erhebung. Es herrscht absolute Windstille und um mich herum bietet sich ein 360°-Panorama mit Sichtweiten, die unendlich erscheinen. Die Sonnenstrahlen tauchen diese riesige Umgebung in ein warmes Dämmerlicht. Hier könnte ich Stunden verbringen, doch diese Stille ist nur die Ruhe vor dem Sturm, den das Internet vorausgesagt hat. Als ich nach gut einer Stunde wieder in der einsamen Alu-Schachtel eintreffe, brutzelt Ulli das Abendessen und die Kleine nervt mit Toberei und Zappelei. "Füttere Du das Kind, bring es ins Bett und ich koche fertig", weist mich Ulli an und so kommt es. "Morgen zeige ich Dir, was ich in der Umgebung alles entdeckt habe", schwärme ich wenig später. Bei "Harry Potter" unter der Bettdecke beschließen wir den Tag. Aus Südwest stürmt es mit einer ungeahnten Heftigkeit. Der Ullimog schaukelt unter den Böen und der Regen peitscht. "Das Wetter ist nur 55 mm entfernt", kläre ich Ulli auf. Sie zieht die Bettdecke noch weiter über den Kopf und und grinst müde. Josefine bekommt davon gar nichts mit und schnarcht zart mit ausgestreckten Ärmchen auf dem Rücken liegend. Ganz sanft hebt uns senkt sich ihr Schlafsäckchen.

31.08.2012

Kartenansicht mit Track

Was für eine schaukelige Nacht. Mein Mitleid gilt allen, die in dieser Nacht im Zelt liegen müssen. Niemals werde ich ein textiles Klappdach oder ein Hubdach in einen Wohnkoffer einbauen. Die Windgeschwindigkeit betrug teilweise 80 km/h. Unsere Karre schwankte wie ein Schiff auf den Wellen. Aus dem Seitz-Fenster auf der Wetterseite spritzte das vom Wind durch die Dichtung gedrückte Wasser, das wir mit einem Handtuch auffingen. "Die wurden wohl für solche Verhältnisse nicht gemacht", mutmaße ich. Auf der anderen Seite sind mir alle hochwertigen Alternativen zu schwer und zu teuer. Der Krach, den der Regen gemacht hat, hielt uns lange wach und so kamen wir auf maximal 7 Stunden Schlaf. Josefine hat das alles gar nicht gekratzt, pünktlich nach 11 Stunden des Schlummers, fordert sie ihr Frühstück und ist bestens gelaunt. "Du hast uns ein gutes Haus gebaut", bemerkt Ulli beim Kaffee. "Wir sind gar nicht nass geworden und haben auch nicht gefroren und umgefallen ist der Unimog auch nicht." Uns Erwachsenen geht der Regen etwas auf die Nerven, obwohl wir ihn erwartet hatten. So viel zum Thema Reisetauglichkeit von Babys. Dummerweise ist gerade der Wassertank leer geworden. "Komm, wir fahren raus, kaufen ein und gehen irgendwo ins Schwimmbad. Bei dem Wetter habe ich keinen Bock, irgendwelche Strecken zu rumpeln", schlage ich vor. "Wenn man nichts sieht, bringt das nichts", bestätigt Ulli. Wir reichen Josefine durch die Luke ins Fahrerhaus und fahren los. Zuverlässig und schnell springt der OM352 an. Die Außentemperatur ist inzwischen mächtig angestiegen, der Luftdruck hingegen tief gefallen. Ein Indiz für den Südwest, den uns das nahe Tief beschert. Wir passieren die Abzweigung zum Gullfoss nach wenigen Kilometern. Das es aus irgend einem Grund genau und nur hier nicht regnet, beschließt Ulli, sich den Wasserfall von der Ostseite ansehen zu wollen. Für mich ist das eine hervorragende Gelegenheit, meinen freaky Südwest-Regenhut auszuprobieren. Josefine kommt bei mir in die Manduka, das Gummizeug darüber und der auffällig gefärbte Hut oben drauf. "Du siehst wirklich lustig aus mit dem Ding", lästert meine Frau. "Ich werde Feuerwehrmann, ich werde Feuerwehrmann", quakt sie mir hinterher. Die Kleine fixiert das Teil interessiert und steckt ihre kleine Nase durch den Reißverschluss.

Am Wasserfall sehen wir die vielen Leute auf der anderen Seite. "Denen versaust Du glatt ihr Foto mit deinem orangefarbenen Pixel", sagt Ulli. Wir erreichen kaum unser Fahrzeug, als es wieder schüttet. In Flúðir tanken wir Diesel, gehen in den Supermarkt und erkundigen uns bei der Kassiererin nach dem "Laug". Sie ist überaus freundlich und hilfsbereit und telefoniert sogar den Öffnungszeiten der umliegenden Bäder hinterher. Ulli möchte hier in der Gegend reiten, daher beabsichtigen wir in der Nähe zu bleiben. "Wo wir letztendlich Bücher lesen und den Regen abwarten ist egal", meint sie. Die Wolken geben alles und in Brautarholt ist Ende-Gelände. Völlig geschafft fallen wir in einen tiefen Mittagsschlaf. Es prasselt und prasselt und prasselt... Das Schwimmbad hat eine recht interessante Architektur. Es erinnert an einen Geschützbunker der Maginot-Linie und besitzt sogar die üblichen abgeschrägten Wände und Blickscharten gegen die toten Winkel. Nachts sieht das Ding bestimmt aus wie der Kolonialisierungskomplex auf dem "Alien-Planeten".

Was soll es, laut dem Mann von dem kleinen Geschäft, bei dem ich auch die Campingplatzgebühr entrichte, macht es um 18 Uhr auf. Also lesen wir den Rest des Tages und voller Erwartung stehe ich vor dem hell erleuchteten Eingang des Schwimmbads. Natürlich ist zu und ich bekommen einen akuten Island-Koller. Bisher vertrat ich die Theorie, dass es mehr Islandkrimis gibt, als je Morde auf der Insel geschahen. Seit heute bin ich der Meinung, dass es sogar mehr Islandkrimis als Isländer gibt. "Hier ist doch alles tot und so etwas nennt sich Kaff", schimpfe ich. "Da wird dick mit Flyern um sich geschmissen und dann geht die Tür zu", mache ich meiner Enttäuschung Luft. "Das ist hier eben so und außerdem ist jeder 10. Isländer Buchautor. Wenn jeder von denen 3 Krimis schreibt, haben die das in ein paar Generationen geschafft" kichert Ulli. "Da haben wir uns eben mal ausgeruht", meint Ulli. "Morgen schauen wir wieder nach dem Wetter und entscheiden, was wir machen", bestimmt sie. "Dann bekomme ich aber noch ein Bier und einen Hamburger", antworte ich. Natürlich hatte inzwischen auch das kleine Geschäft geschlossen.

01.09.2012

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"Hoffentlich hast Du heute bessere Laune", weckt mich Ulli. Tatsächlich stellen die Duschen, die ich ohne Übertreibung als beste Dusche Islands beschreiben möchte, meine Laune wieder her. Mit der Kleinen unter auf dem Arm brausen wir uns eine Stunde lang ab. Dann nützen wir den hervorragenden Babytisch und mit der wiedergekehrten guten Laune laufen wir durch das grelle Sonnenlicht zum Unimog. "Du kommst heute aufs Pferd", erinnere ich an unsere Abmachung." Dazu hatte ich den Mann in dem Kerzenladen um die Ecke befragt. "Vorsabær has the best Horses and the best Tours", meinte er. Das ist wieder genau das, was Ulli sucht. Sie möchte mit Isländern reiten und die großen Reitzentren meiden. Wenig später rollen wir auf den Hof der Farm und klingeln einfach. Eine ältere Frau öffnet und Ulli fragt sie auf Isländisch nach Pferdereiten. Ich falle aus allen Wolken. Normalerweise überlässt sie mir alles Organisatorische und schickt mich voran. "Geh mal rein und frag was es gibt", ist ihr Standardspruch. Jetzt redet sie auch noch gebrochen die Landessprache. Die Frau zeigt auf das Haus nebenan und Ulli klingelt wieder, während ich nach der Kleinen sehe. 10 Minuten später kommt sie breit grinsend zurück. "Die machen nur mit mir eine Tour und haben einen super aufgeräumten Stall und einen Tip-Top Reitraum." Das Ganze startet in drei Stunden, weil die Isländer gerade erst aufgestanden sind. Da passt genau noch ein Kurzbesuch in Skáholt, dem alten Bischofsitz, dazwischen. Das wollte ich immer schon einmal sehen und sicher haben die da auch ein kleines Museum. Kultur gehört schließlich auch dazu. Das Gelände mit der großen Kirche bekommt pünktlich ein paar Sonnenstrahlen ab, als wir ankommen.

Soeben saugt ein Bus die ganzen Rentner auf, die sich diese Sehenswürdigkeit angesehen haben. In diesem Moment fällt das Durchschnittsalter der anwesenden Touristen auf unter 30 % des Wertes von vor 15 Minuten. Ulli und ich lesen uns die Tafeln durch und bestaunen die überlieferten Charakter-Eigenschaften der jeweiligen Bischöfe. Ich gebe zum Abschluss dem Burger-Laden in Brautarholt noch eine Chance zum Mittagessen. "We only sell burgers in summer", enttäuscht mich die Antwort. Ulli kocht eine feine Gorgonzolasauce mit Pasta und frischem Salat. Dann fahre ich sie nach Vorsabær und kümmere mich um den Ullimog-Haushalt, während sie durch die Landschaft reitet. Fine füttern, Wäsche waschen, Portapotti putzen, Tagebuch tippen und Windeln wechseln. Am frühen Nachmittag kommt meine Frau dann freudestrahlend angeritten und ist nicht mehr zu bremsen. "Das war das am besten ausgebildete Islandpferd, dass ich jemals geritten habe", beschwört sie. Wir unterhalten uns noch eine Weile mit dem netten Ehepaar, welches die Pferde züchtet. Die Tiere gehen in der Masse nach Deutschland und die Farm lebt von dem Verkauf. Daher erhielt Ulli auch ein besonders gutes Pferd.

Ulli erzählt die ganze Zeit von den tollen Pferden und dem langen Gespräch, dass sie mit den Leuten hatte. "Die haben mir alles über die Gegend und die ganzen Geister hier und die Pferdezucht erzählt", schwärmt sie. Beim Nachtanken mit Trinkwasser in Brautarholt fällt mir auf, dass ich bei allen Islandurlauben noch keine einzige anständige Furt gefahren bin. Das gemischte Wetter mit viel Regen lässt mich hoffen. Angeblich gibt es einen Linuvegur, eine befestigt Wartungsstraße für Überlandleitungen, vom Gullfoss zum Haifoss durch den Canyon der Stóra-Laxá. Die dortigen Flüsse sollen schön tief sein und den Haifoss am Ausgang der Piste kennen wir auch noch nicht und danach steht sowieso die Hekla auf dem Programm. Also fahren wir zurück nach Flúðir, wo irgend so ein Depp vor mir ausgerechnet den letzten Hotdog kauft, und weiter das Tungufellsdalur zu der besagten Piste. "Diese doofen Stromleitungen nerven, sonst wäre es hier ganz schön", meint Ulli. Weil es wieder heftig pladdert, sparen wir uns den Ausflug in den Canyon. Es ist ohnehin nur wenig Tageslicht übrig. Die Furten der Leirá und der Stóra-Laxá sind wegen des trockenen Sommers eher harmlos. Daran ändert auch der Regen von ein paar Tagen nichts. In einem schönen kleinen Tal stellen wir ab und lassen es gut sein. Das mag ich besonders beim Reisen mit dem Ullimog. Wo auch immer es schön ist, kann man einfach stehen bleiben und keine Sau stört einen. Wir braten uns Lammfilets und genießen den einsamen Ort im Dauerregen. Unter der Bettdecke gibt es noch "Harry Potter und der Feuerkelch" aus dem Computer. Dummerweise macht der Akku genau eine Minute vor dem großen Showdown schlapp und ich habe keine Lust mehr aufzustehen und das Ladegerät in den Wandler des Ullimog zu stecken. Ulli und ich sind müde und legen uns aufs Ohr. Meine Gedanken vor dem Einschlafen sind bei unserem Film: Voldemort ist aber auch ein Volltrottel. Zuerst scharrt er die ganzen kleinen Wichtigtuer und Speichellecker mit ihren Minderwertigkeitskomplexen um sich und will mit diesen ferngesteuerten Schwachköpfen am Ende die Welt beherrschen. Das wäre ja eigentlich ganz "freaky", aber da pfuscht ihm immer so ein naseweises Balg dazwischen und nix war es mit dem großen Auftritt. So als potentieller Großkotz derart herumzuloosen würde mir auch auf den Zeiger gehen und vielleicht guckt er nur deshalb so grantig.

02.09.2012

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Dieser Tag kündigt sich mit schönem Sonnenlicht durch das Seitenfenster an. Liegt da ein Jahrhundertwetter in der Luft? Zwei Spiegeleier brutzeln in der Pfanne vor dem geöffneten Fenster. Die Kaffeemaschine kündigt durch leises Röcheln an, dass sie fertig ist. Josefine liegt schlafend in ihrem Bett und wir Erwachsenen sitzen uns am Tisch gegenüber beim Frühstück. Alleine für diese Minute wäre ich nach Island gefahren. Es folgt eine richtige Furt, die zwar wieder nicht tief, aber sehr steinig ist. Kurz vor dem Haifoss wird der Blick frei auf das Tal der Pjórsá.

Die Fernsicht bei dem strahlend blauen Himmel ist abartig. Am Parklatz der Wasserfälle packen wir das Stativ aus und sind ganz aufgeregt wegen der idealen Bedingungen für ein Foto. Dazu sind wir völlig alleine. Eindrucksvolle Vorstellung liefern die Flüsse, wenn die in solche Tiefen stürzen. Ich schiele allerdings schon mit einem Auge hinüber zur Hekla. Wenn die frei wäre, dann könnte es heute noch etwas geben. Derzeit befindet sich der Gipfel aber noch unter einer dünnen, lokalen Wolke. Trotzdem rollern wir über die Brücke und das lange Waschbrett-Handtuch entlang. Mit 2 bar Reifendruck und 80 km/h kommt da im Mog fast nichts mehr durch. Wir passieren eine Gruppe SUVs, die jeden kleinen Waschbrett-Hügel einzeln nehmen und nicht "fliegen". Arme Kerle, so dauert das richtig lange. Der Ullimog biegt links in die spiegelglatte F225 ab. Kurz darauf nimmt Ulli die Einfahrt zur Hekla-Piste. Die schwarze Lava und das grün glitzernde Moos mit den vereinzelten Grasbüscheln lässt uns mehrfach zum Foto-Stopp aussteigen.

In Skjólkviar machen wir Fahrerwechsel, weil Ulli die kommende Steigung gesehen hat. "Das ist mir zu steil" sagt sie. Ich versuche, sie zu überreden, weil diese noch im Bereich von 30° liegt und der Lavasand so griffig und fest ist wie er nur sein kann. Sie bleibt hart, legt die Handbremse ein und läuft außen herum um mit mir den Platz zu tauschen. Ich habe gerade die Tür in der Hand und möchte einsteigen, als neben uns eine Gruppe von etwa 10 Kanadiern hält, die in zwei Geländewagen unterwegs sind. "Is that a RV?" fragt mich der Beifahrer und zeigt auf den Unimog. "Yes it is", antworte ich knapp und drehe mich schon um. "Is it a former military Truck?", will er noch wissen. "In fact it is. It is a Unimog", antworte ich. Alle Insassen des 33-Zoll-Pajeros recken neugierig ihre Köpfe und begutachten unser Fahrzeug. "You have got some excellent ground clearence", sagt der Fahrer noch, grüßt und fährt weiter. Sie nehmen in ihren voll besetzten Fahrzeugen die nächste Steigung und sind wieder verschwunden. Der folgende Anstieg ist noch deutlich steiler als der erste und hat zudem die bekannten Dellen, die sich bei Traktionsverlust stets in den Hang fräsen. Sowohl der Pajero als auch der RAV-4 sitzen auf und fahren sich fest. Zugegeben, einige Dellen sind ordentlich tief und fast einen Meter breit und die Geländewagen sind beide voll besetzt. Das ist jedoch die Königsdisziplin einer Schubrohr-Portalachse. Im zweiten Gang und total gesperrt klettert der Ullimog einfach an den beiden hängenden Fahrzeugen vorbei. Um die zwei Hindernisse zu umfahren, wich ich sogar auf ein Teilstück mit wiederum größerer Steigung und Seitenneigung aus. In meinen Gedanken erschallen die Siegesfanfaren. Der Triumph des christlichen Maschinenbaus über den ganzen Reißkocherkrempel ist perfekt. Nordische Streitaxt schlägt Samuraischwert, Spätzle schlägt Sushi, Kaltkriegrest schlägt Massenschrott und Herz in der Brust schlägt höher. In meiner Phantasie betritt ein mittelalterlicher Ritter, der das württembergische Wappen auf dem Schild trägt eine Gaggenauer Sushi-Bar. Die kleinen Häppchen, die auf dem Laufband durch den Laden fahren, stilisieren mit Reis und Fisch farbenfroh die Embleme einschlägiger,  japanischer Automarken. Da lässt der Kämpfer im Harnisch und Kettenhemd die Streitaxt auf das Band niedersausen und von der Strasse aus sieht man Fischpampe, Reis, Wasabi, Soy-Sauce und Sake, von innen an die Fenster klatschen. Die vorwiegend japanischen Gäste reagieren panisch und fürchten um Ihr Leben. Gnade wird Ihnen nur bei einer ordentlichen Portion Spätzle mit Linsen gewährt und fortan werden sie an Unimogs Räucherstäbchen festmachen und die Kotflügel wie Gebetsmühlen streicheln....... Die Achsen des Ullimog verwinden sich mächtig, aber der Aufbau bleibt erstaunlich gerade. Angesichts des steilen Geländes bin ich heilfroh darüber. Da hat der Abstand der Unebenheiten wohl zufällig genau gepasst. Im Rückspiegel sehe ich die Kanadier aussteigen. Sie wühlen, schieben und versuchen, den Anstieg mit Anlauf zu nehmen. Einige zeigen erstaunt auf uns, andere lassen mehr Luft aus den Reifen. Auf einem recht engen Grat führt die Piste noch steiler bergan. Die Dellen sind tief und die Wühlspuren unserer Vorgänger sprechen Bände. Spätestens an dieser Passage ist ohne Allradantrieb Schluss und offensichtlich scheitern hier regelmäßig einige Autos. Ulli blickt rechts neben sich in die Tiefe und fürchtet sich. "Diese Piste ist sicher für den Unimog", versuche ich sie zu beruhigen. Ganz langsam fahre ich einfach der Spur nach und lasse wieder die Achsen die Verwindungsarbeit machen. Ohne auch nur den Hauch eines Traktionsverlustes krabbelt der Unimog über diese Passage. Auf dem Parkplatz einen halben Kilometer weiter oben und am Ende der Strecke stellen wir ab und machen Fotos von der gigantischen Aussicht. Die Kanadier kommen etwas später zu Fuß den Weg entlang. Die jaulenden Autos mitten unter ihnen. Im Pajero und im RAV-4 sitzten jeweils nur die Fahrer, die offensichtlich von ihren Kollegen über die Buckel gelotst bzw. geschubst wurden. Im Kreis stellen sie sich um den Ullimog auf und staunen. "What kind of vehicle is that?", fragen sie. "Your truck did awesome on this track. The axles where twisting like mad", sagt einer. "This thing just crawled up here no problem", ergänzt sein Kumpel. Jetzt darf ich als stolzer Besitzer alle Details des Ullimog erklären und lade die Gruppe auch noch in den Aufbau ein. Da sitzt Ulli gerade am Tisch und füttert die Kleine. "I can not beleive it, you even got a kid with you", staunen die Männer. Ich habe aufmerksame Zuhörer, die sehr interessiert sind und ohne Zweifel auch über einige Fachkenntnis verfügen. Sogar das Fahrerhaus mit dem Maxi-Cosi wird genauestens in Augenschein genommen und ausgiebig fotografisch festgehalten. Alle geben mir noch die Hand und beglückwünschen mich. "Das hast du jetzt aber voll ausgekostet", empfängt mich Ulli, als alle wieder draußen sind und ich die Heckklappe schließe. "Na und, mich freut es immer, wenn sich jemand so richtig für unser Auto begeistert oder interessiert", antworte ich. Wir machen ein kleines Mittagessen und genießen die im Endstadium spektakuläre Aussicht auf das gesamte Umland.

Die Wolken steigen noch und auch die wärmste Zeit des Tages steht noch bevor. "Ich würde wirklich gerne auf den Gipfel gehen", bemerke ich nebenbei und erwarte gespannt Ullis Reaktion. Schließlich ist uns beiden klar, dass bei allem Aktivtourismus so eine Bergtour kein Ort für ein kleines Baby ist. Gerade in diesen Breiten und um diese Jahreszeit. Ulrike müsste also zwangsläufig hier bleiben und Babysitter spielen, während ich den Bergfex mache. "Geh ruhig rauf, ich bleibe mit dem Finchen hier und lese mein Buch." Diese Antwort lässt den Sicherungssplint fliegen. Höchst motiviert ziehe ich meine Bergstiefel, die lange Unterhose und das Softshell an. Jacke, Mütze, Handschuhe und Müsli-Riegel sowie Kamera kommen in den Rucksack. "Es sind nur 500 m und 6 km, in 2 bis 3 Stunden bin ich wieder da", verabschiede ich mich. Ulli lächelt und küsst mich auf die Wange. Mit den Stöcken gewinne ich schnell Höhe und hole die Kanadier bald ein. Der Pfad führt ein kleines Stück durch junge Lava und kreuzt mehrere Schneefelder. Die Wolken sind dabei, sich aufzulösen, was mich nur noch mehr anspornt. Immer den Grat entlang steigt es kontinuierlich weiter und ich versuche, über meine Gehgeschwindigkeit die Körpertemperatur zu regulieren, ohne mich ständig umziehen zu müssen. Kurz unter dem Gipfel reduziere ich meine Anstrengungen, um nicht völlig nass geschwitzt oben zu stehen. Der 360°-Blick ist endgeil, Oberhammer, Full-Force-Wahnsinn, mega-cool und mit Worten kaum zu beschreiben. Vor lauter Begeisterung schnaufe ich heftig und kann es gar nicht fassen. In wirklich jede Himmelsrichtung kann man 100 km weit gucken. Alle vier großen Gletscher Islands sind klar sichtbar und ich meine sogar, die Küste zu erkennen. Der Búrfell, an sich ein großer Brocken, erscheint lächerlich und mickrig da unten in der Ebene, durch die sich die Pjórsá windet.

Inzwischen ist auf dem Gipfel einiges los. Bestimmt 10 Personen laufen auf und ab und freuen sich über die spektakuläre Fernsicht. Folglich gibt es einen kleinen Eintrag ins Gipfelbuch, einen Müsli-Riegel und dann nichts wie hinunter. Pünktlich treffe ich mit Eindrücken beladen und übersprudelnd am Ullimog ein. Josefine hat wohl den ganzen Nachmittag gebrüllt und gequengelt, so dass Ulli recht mieser Laune ist. "Ich will hier weg und in ein grünes Tal", jammert sie. "Diese ollen Mordor-Berge machen mir Angst." Kaum sind wir über die steile Stelle mit den Dellen, die auch bergab keine wirkliche Herausforderung für unser Fahrzeug ist, hat sie schlagartig bessere Laune und will die geniale Landschaft fotografieren. Aha, daher weht also der Wind. "Komm, wir fahren nach Landmannahellir auf die schöne große Wiese", schlägt sie vor. Wir passieren die Abfahrt zur Krakatindur-Piste und ich bemerke: "Guck mal, das ist die Strecke, von der Charles so geschwärmt hat." "Dann lass uns da fahren, die führt auch nach Landmannahellir", schlägt Ulli vor. Die Piste ist wunderbar, sehr schön zu fahren und mit lustigen, kleinen Hügelpassagen. Ulli will selber steuern und nimmt die kleinen kurvigen Buckel geschickt unter Ausnutzung des zur Verfügung stehenden Drehzahlspektrums. Das kann ein PKW-Fahrer nur schwer nachvollziehen, aber bei 25 PS pro Tonne heißt es: "Den richtigen Gang vorher wählen und in einem Rutsch drüber schraddeln." Mir vermittelt Ulli's Geschick ein Gefühl der Sicherheit. Auch wenn ich im Eimer sein sollte, kann Ulli mit unserem Kind hier heraus fahren. Das eindrucksvolle Massiv der Krakatindur präsentiert sich bei dem Verlauf der Strecke von allen Seiten.

Ein Video der Fahrt über Hekla und Krakatindur (141MB)

Ulrike ist voll angefixt und macht haufenweise Fotos. "Heute könnte die Speicherkarte mal voll werden", grinst sie. "Bei so einem Wetter auf Island muss man den Tag voll auskosten", bestätige ich. Es folgen herrliche 3.-Gang-Anstiege mit Dellen. "Hö, hö, Unimog-Terrain", lache ich und genieße es diebisch, die Passagen ganz langsam zu durchwurschteln. Genial, wie man beim Unimog im Schneckentempo, ohne Rumpeln und bei voller Traktion die Berge erklimmen kann. Als wir über die bösen Passagen hinweg sind, halte ich im Hang an und fahre hinterher in einem höheren Gang wieder an. Der Unimog ist doch das genialste Allradfahrgestell auf diesem Planeten. Die Ausfahrt führt durch eine steile Senke mit ordentlich geschruppten Dellen. "Können wir da rüber fahren?" fragt Ulli besorgt. "Aber hallo", antworte ich. Unter den kritischen Augen eines T4-syncro Fahrers auf der gegenüber liegenden Seite, krabbelt unser Ullimog durch den Einschnitt. Er wagt es nicht, diese Passage zu fahren und ich würde es mit seinem Auto auch nicht machen. Gegen 7 Uhr treffen wir an unserem Tagesziel ein. Es geht kein Lüftchen und die Sonne scheint auf die große gelbe Wiese. In der Ferne spitzt der Krakatindur heraus, dieser völlig scharfe Krakatindur. Wir lassen Josefine noch ein wenig auf der Wiese krabbeln und ich bemerke belustigt, wie sie aufrecht unter dem Unimog stehen kann und sich am Lenkgestänge festhält. Als sie beginnt, Schafsköttel zu lutschen, verfrachte ich sie ins Innere. Ulli macht noch Kartoffeln mit Rührei, was wir vor lauter Müdigkeit kaum herunter bringen. "Was für ein genialer Tag, hoffentlich ist morgen Sauwetter, ich brauche eine Pause", stöhne ich noch kurz vor dem Einschlafen.

03.09.2012

Mein Wunsch wurde offensichtlich erhört. Nach diesem brutal ausgefüllten Tag von gestern haben wir eine kleine Ruhepause nötig. Bei Regengeprassel bleiben wir einfach im Ullimog. Ulli kriecht unter die Decke und ich tippe am Reisetagebuch weiter. Die intensive Gemütlichkeit ist einfach genial. Pünktlich und extrem passend zu unserem Ruhetag entweicht aus unserer 11-kg-Gasflasche des letzte Propan. 3 Wochen heizen, kochen, Babybrei machen waren dann doch genug. Die Prozedur des Flaschenwechsels dauert eine ganze Stunde und erfordert das Lösen unzähliger Schrauben. Diese kleine Fehlkonstruktion oder vielmehr Unfertigkeit gilt es zuhause abzustellen. Ich werde da einfach eine Tür hinmachen. Bei der Schrauberei, bei der es darum ging, mit Bordmitteln und in einer feindlichen Umgebung eine essentielle Maschinerie zu reparieren, komme ich mir vor wie die Männer von "Das Boot", als sie das gesunkene Schiff unter Wasser wieder flott machen. Ich schaffe in meinem Buch mehrere Kapitel, wobei meine Frau in der gleichen Zeit wieder einmal mehrere Bücher abschließt. Josefine genießt den Tag und tobt und giggelt mit uns im Bett. Draußen weht es den Regen bei 2 °C Außentemperatur waagrecht gegen 2 mm Luftfahrt-Aluminium. Ich bewege mich nur ein einziges Mal vor die Tür, zum Bezahlen der fälligen Campingplatzgebühren.

04.09.2012

Kartenansicht mit Track

In der Nacht regnete es weiter und der Luftdruck erreicht den Tiefspunkt, klettert aber in den frühen Morgenstunden wieder. Ein heftiger Graupelschauer weckt uns schließlich. Herrlich, so ein Wärmebunker in dieser Umgebung. Nachts lassen wir nämlich immer die Heizung aus. Trotz 1 °C außen bleiben dann innen 12 °C erhalten. Allerdings haben wir, nachdem gestern die Heizung den ganzen Tag lief, auch eine Menge Kondenswasser in der Kabine und inzwischen zeigen sich auch die Kältebrücken. Der Boden, die Ufo-Tür und das Dachfenster müssen einige Male trocken gewischt werden. Wir frühstücken im warmen Ullimog, der unter den Windstößen heftig schwankt. Mit gerümpfter Nase blicke ich zu dem 500 m entfernten Duschhaus, für das ich mir extra die vier 100-Kronen-Münzen besorgt habe. Bis ich die Bude erreiche, sind meine Wangen richtig eisig. Deshalb freue ich mich auf eine heiße Dusche. Ich stelle mir schon vor, wie mir das kochende Wasser der Buckel verbrüht. Die Anlage lässt mich enttäuscht zurückschrecken. Diese ist, typisch isländisch, rein funktional installiert. Jeder ästhetische Aspekt wurde völlig ignoriert. Die Kabel baumeln lose in der Gegend herum und das Verkleidungsblech des Durchlauferhitzers lehnt an der Wand. Das Ding ist vermutlich im Arsch und genau so ist es. Der Apparat schluckt meine 400 Kronen, lässt aber nur eiskaltes Wasser aus der Dusche laufen. Mein Gebrüll muss in dem Graupelschauer so gruselig gewesen sein, dass sich sogar der ortsansässige Geist "Egil" gefürchtet hat. Beim Abtrocknen entdecke ich auch den Hinweis "Shower broken". Mit ziemlich mieser Laune über meine kalten Knochen und die ausgebliebene Wetterbesserung laufe ich zurück zum Ullimog. Ulli tröstet mich und zieht mit der entscheidenden Information: "Die andere Dusche nehmen!" mit ihren Münzen von dannen. Ich male mir schon aus, hier im miesen Wetter die letzte Woche unseres Urlaubes zu verbringen, da zeigt sich ein heller Streifen genau in Luv-Richtung. Das Barometer rennt nach oben und gespannt verfolge ich die Flüssigkristallanzeige. Wenig später sind erste blaue Löcher zu sehen und gerade als den Unimog der erste Sonnenstrahl trifft, fahren wir an. Der gute, gute OM352 meldet sich auch bei diesen Temperaturen pünktlich und zackig zum Dienst. Wir beabsichtigen, die Hrafntinnusker-Strecke zu fahren. Diese steigt ordentlich an und weil im Tal nur 2 °C herrschen, befürchte ich Schneefall. Tatsächlich kommen wir bis etwa 900 m. Die Sicht ist zwar noch gut, aber die Schneedecke ist vollständig geschlossen, etwa 10 cm dick und der Track ist vereist. Der Ullimog krabbelt zwar noch fröhlich voran und nimmt auch einige kleine Schneeverwehungen ohne zu murren, beim Bremstest bemerken ich aber die verminderte Traktion. Weil wir keine Schneeketten dabei haben und es demnächst durch eine Senke geht, beschließen Ulli und ich umzudrehen. "Ich will nicht da unten fest hängen und weder vor noch zurück fahren können", lasse ich verlauten. "Komm, wir drehen rum und suchen uns eine andere Piste unterhalb 900 m", schlägt Ulli vor. "Die Strecke um die Hekla herum soll doch schön sein", erzählt sie. Ich bin einverstanden und so drehen wir um. An der Schneegrenze weiter unten halten wir zum Fotografieren an und ich werde von dem eisigen Wind umgeweht. Die Türen muss man brutal fest halten und tunlichst nur gegen den Wind öffnen.

An der Einmündung auf die F225 warten 10 Holländer auf Motorrädern unsere Ankunft ab, um sich nach dem Zustand der Piste zu erkundigen. "Zu viel Eis und Schnee, da haben wir umgedreht", melde ich. "Dann lassen wir das auch", sagen die Niederländer und brettern davon. An der Furt ein kleines Stück weiter treffen wir alle wieder. "Da ist ja einiges los", meint Ulli. Tatsächlich hat ein Ehepaar aus Wittenberg ihren gemieteten KIA-SUV in der Furt versenkt. Das Auto hängt ordentlich schief und das Wasser reicht fast bis zur Heckklappe. Endlich kann ich mit dem Ullimog mal jemandem helfen und voller Euphorie bespreche ich mit dem Fahrer und den Holländern das weitere Vorgehen. Der Wagen hat eine Abschleppöse zum Einschrauben, aber an die ist aufgrund der Wassertiefe und der Kiesbank, auf der die Karre liegt, nicht heranzukommen. Verzweifelt und mit eiskalten Fingern versucht der arme Mann die vordere Abschleppöse zu finden. Mein Vorschlag, in der Bedienungsanleitung nachzusehen, wird zwar beherzigt, führt jedoch auch nicht zum Erfolg. Endlich ist das Seil am Auto fest und wir sind schon dabei, es am Ullimog anzubringen, da schlage ich vor, zunächst mit den anwesenden 10 Mann einen Zugversuch von Hand zu wagen. "Plopp!" da reißt der Strick einfach heraus und mein Verdacht, dass es nicht der richtige Haken war, hat sich bestätigt. Das Auto sinkt immer tiefer und inzwischen hängt es so zur Seite, dass Wasser auch zur oben liegenden Tür hinein läuft. Alle Radhäuser befinden sich nun unter der Wasseroberfläche. "In die Felge und langsam ziehen", schlägt der Anführer der Niederländer vor. Es ist zwar dämlich, aber die einzige Chance, reden wir uns ein. Der noch laufende Motor wird demnächst einen Wasserschlag bekommen. Ohne Problem schleift der Unimog den KIA aus dem Fluss wieder auf festen Boden. Das Paar ist tüchtig durchgefroren und so laden wir sie zu einer Tasse Tee mit Keksen im geheizten Ullimog ein. Wir unterhalten uns nett und wünschen gegenseitig noch eine gute Reise. "Jetzt konntest Du mit dem starken Unimog endlich mal jemandem helfen", freut sich Ulrike auf der Weiterfahrt.

Inzwischen ist der Himmel strahlend blau und nicht ein einziges kleines Wölkchen zeigt sich. Die Hekla sieht so etwas von scharf aus und die Farben kommen saumäßig intensiv rüber. Ulli kriegt sich kaum mehr ein und möchte die Piste selber fahren. "Das ist so schön hier", sagt sie mehrmals. "Warum fahren wir eigentlich immer solche doofen Mordor-Steinrappel-Pisten durch Deine Wüsten, wenn es solche schönen Strecken gibt?" fragt Ulrike. Der Track ist wirklich wieder einmal der Hammer und ich erinnere sie an mein Versprechen, nur noch "grüne" Pisten zu fahren.

Der weitere Verlauf führt uns zurück zu F210, die wir direkt nach Hella nehmen. Wir müssen unsere Vorräte ergänzen, weil es die nächsten Tage schön werden soll. Das langwellige Licht wirkt völlig surreal und die Farbspiele sind kitschig intensiv. "Komm, wir gehen heute Abend essen", schlage ich vor und zeige auf das Cafe neben der Tankstelle. Ulli und ich bestellen einen hervorragenden Fisch und genießen das helle Sonnenlicht durch die Vorhänge. "Nachher fahren wir die F261 wieder in die Berge hinein und halten, wenn wir keine Lust mehr haben", schlage ich vor. Der Eyjafjallajökull und der Mýrdalsjökull bilden den Hintergrund zu dem fantastischen Panorama, welches sich uns bietet. Unzählige Wasserfälle kommen den nahen Hang herunter, die roten Häuser leuchten wie Lampen in dem unendlich kontrastreichen Grün der Schatten werfenden Berge. "Das ist unbeschreiblich", sage ich immer wieder, bis es Ulli nicht mehr hören kann. Immer am Hang entlang müssen wir das kleine Delta der Gilsá mit ihren vielen Nebenarmen und Zuflüssen durchqueren. Aufmerksam verfolgen wir eine frische Autospur. Der Untergrund ist durchweg fest und selbst die sandigen Abschnitte tragen gut. Dennoch suchen wir eine ganze Weile unseren Weg zu dem kleinen Schild am Horizont, welches die Ausfahrt markiert. Ich bin ultra-vorsichtig und probiere jedes der kleinen Flüsschen erst mit der Vorderachse und sehr langsam. Sorgen mache ich mir weder wegen der Tiefe, der Strömung oder der Steine, vielmehr wegen der Tragfähigkeit des oft sandigen Untergrunds. Schließlich erreichen wir den Hauptarm, welcher einiges an Wasser führt. Ohne Probleme nimmt der Mog aber auch dieses letzte Hindernis und alle bleiben trocken und warm. Zum Glück ist der LKW so hoch, dass zu keinem Zeitpunkt Wasser ins Fahrerhaus laufen kann, selbst selbst wenn wir hängen geblieben wären. Die Stoßstange hingegen war kurz eingetaucht. Der Ullimog durchfährt anschließend im herrlichen Abendrot einen ganz zauberhaften Canyon, in dem wir kurzerhand anhalten, um die Nacht zu verbringen. Welch ein ausgefüllter und ereignisreicher Tag. "Und du warst heute morgen schon wieder kurz vor einem weiteren Island-Koller", lästert meine Frau. In der Tat, das war mir völlig entfallen...

05.09.2012

Gestern Abend schafften wir nur 20 Minuten "Harry Pooter - The Order of the Phoenix" um wieder einmal todmüde in die Kiste zu fallen. Nach 11 Stunden Schlaf bleiben wir bis weit in den Vormittag im Bett liegen und spielen mit unserem Kind. Heute ist Regen angesagt und die bevorstehende und landschaftlich schöne Strecke möchten wir genießen. Deshalb haben Ulli und ich es gar nicht eilig, zumal für die kommenden Tage sonniges Wetter vorausgesagt wird. "Wir fahren das morgen und machen heute wieder langsam", schlägt Ulli vor. Es prasselt und prasselt den ganzen Tag lang ununterbrochen. Ulli und ich kuscheln gemütlich herum, lesen, kochen und schauen aus dem Fenster und sind froh, da nicht hinaus zu müssen.

06.09.2012

Kartenansicht mit Track

Der völlig abgefahrene Einhyrnigur überragt unseren Stellplatz im Norden und fordert uns regelrecht auf, seine schöne Umgebung zu erkunden. Zwischen einigen letzten Regenschauern zeigen sich erste blaue Flecken am Himmel. In die nahen Täler zaubert das Lichtverhältnisse, die wunderschön anzusehen sind. Leider gelingt es uns nicht, eine solche Vorstellung angemessen zu digitalisieren. "Das sieht toll aus, kommt aber nicht raus", sind häufig gehörte Worte.

Unser erstes Ziel ist der Canyon des Markaflót, der hier ganz in der Nähe eine tiefe Kerbe in den Boden geschrubbt hat. Da es beinahe windstill ist und die Sonne mehr und mehr hervortritt, beschließen wir, den Weg zu Fuß zu gehen und den Unimog an der Kreuzung stehen zu lassen. Die Gegend ist wirklich sehenswert hier oben. Der Canyon hingegen verschlägt uns die Sprache. "Ist das abgefahren", sage ich immer wieder, bis Ulli genervt ist. Von unserem Standpunkt aus fließt der Markaflót etwa 100 m tiefer durch einen riesigen, felsigen Canyon. In dessen Hängen nisten Vögel und unzählige Wasserfälle stürzen sich aus den vielen moosigen Scharten in die Tiefe. Ein kleiner Wasserfall, direkt gegenüber, spritzt waagrecht einen beachtlichen Bogen aus einer kleinen Scharte. Ulli, Josefine und ich geben uns dieses Schauspiel eine ganze Stunde lang. In Mosar biegen wir links ab und fahren im Schatten des bildhübschen Hattfell bis über die Brücke der Innri-Emstrua.

Ab hier läuft die Piste ein ganzen Stück deckungsgleich mit dem Laugarvegur. Unzählige Fußspuren und mindestens 30 Wanderer-Paare auf dem knappen Kilometer zeugen von reger Betriebsamkeit. "Da ist ja mehr los aus auf dem Laugarvegur als in Reykjavik", meint Ulli. "Ich habe nicht genug Äpfel und Fruchtcocktails dabei, um jedem einen zu schenken", entgegne ich. Kritische Blick folgen uns und wir sind bemüht, außer Sichtweite zu kommen. Bei Hvanngil machen wir unsere Mittagspause, kochen und lesen ein wenig. Weiter geht es zum Alftavatn und mir kommt die Gegend irgendwie bekannt vor. "Hier irgendwo bin ich mit dem Tobias 2003 durchgekommen", erwähne ich. "Die kleine Furt da unten kenne ich noch. Der Laugarvegur kreuzt wieder und auch diesmal reiht sich Trecker an Trecker. "Hier ist ja sogar Anfang September noch die Hölle los", meint Ulli. Wir überfahren einige Pässe mit einer geradezu gigantischen Kulisse. Einmal führt die Piste mitten im Fluss entlang und kurvt daraufhin scharf durch alte Lava. Der große Laufafell direkt neben uns wirkt wie Mordor und Ulli gruselt sich.

Ein kleines Video einiger Furten der F210 (97MB)

Kurz darauf stehen wir an der Abzweigung zum Hrafntinnusker. Wir überlegen, diese Piste noch einmal zu versuchen, weil die Temperaturen heute deutlich höher sind. Auch wenn keine frischen Autospuren zu erkennen sind, erwarten wir deutlich bessere Bedingungen hinsichtlich Schnee und Eis. Nur die obersten Spitzen der Berge sind nach wie vor weiß. Der Track fährt sich toll. Ein bisschen klettern, wieder schön fahren können, eine Furt, eine Steigung, kleine Auswaschungen, aber keine Gemeinheiten. Kurz nach der zweiten Furt zeigen sich die ersten Fumarolen und kündigen das Reykjadalir an. Kurz unterhalb des Passes erkenne ich im Hang einen sandfarbenen LKW, der direkt neben einem der Dampfschlote steht. "Das ist doch ein Unimog", mutmaße ich. "Wo denn?" will Ulli wissen. "Gleich da oben wo es dampft", sage ich und zeige mit dem Finger in die Richtung. Tatsächlich kommt uns ein Unimog entgegen und wir bleiben Tür an Tür stehen. "Was macht Ihr denn hier oben mit so einem Auto?" frage ich drauf los. "Vermutlich dasselbe wie Ihr", antwortet der Fahrer. Ganz spontan laden wir Kolja und Janette aus Aachen zum Kaffee im Ullimog ein und tratschen an Ort und Stelle eine ganze Stunde lang. Die beiden sind natürlich ebenfalls Ingenieure, in unserem Alter und stehen auf das Reisen mit schwerem Gerät. Es ist unterdessen später Nachmittag geworden und wir haben alle vier keine wirkliche Lust mehr, weiter zu fahren. "Ein kleines Stück südlich gibt es eine schöne geschützte Stelle direkt an einem Wasserfall", schlage ich vor. "wir hätten da auch noch eine Flasche Wein", entgegnen die beiden. Also steht der Plan, wir fahren an die besagte Stelle und lassen es gut sein. Ich füttere Josefine und bringe sie ins Bett, während Ulli einen Salat mit Dressing vorbereitet. Bei hereinbrechender Dunkelheit klopfen wir mit Salat und Babyphone bei unseren Nachbarn an. Deren Fahrzeug ist gestalterisch ganz ähnlich dem unseren aufgebaut, jedoch weitaus vollständiger. Der im Mittelbereich erhöhte Sanitätskoffer besitzt alle Annehmlichkeiten wie Nasszelle, Kühlschrank und ein Ceran-Dieselkochfeld. Besonders angetan haben es mir die perfekt organisierten Schubladen, die für jeden Gegenstand ein speziell angefertigtes Fach haben. Selbstverständlich ist alles Eigenbau und das spricht uns natürlich an. Als nach dem Rotwein auch noch schottischer Single-Malt-Whisky gezückt wird, ist der Abend perfekt. Ulli und ich klettern in den Mog, schließen die Tür und stellen fest, dass unser Gefährt recht wenig soziusfähig ist. Die weitere Route soll das Wetter bestimmen. "Wenn es klar ist, dann fahren wir zum Hrafntinnusker und wenn es zuzieht, machen wir unsere Runde im Süden", verabreden wir noch vor dem Einschlafen.

07.09.2012

Kartenansicht mit Track

Die Außentemperatur beträgt 1 °C und draußen schneit es waagrecht. Eine Stunde nach dem Aufstehen hat sich die Situation nicht entscheidend gebessert. "Sollen wir noch eine Weile warten oder fahren wir ab?" frage ich Ulli. "Es könnte besser werden, wenn die Temperatur gegen Mittag steigt", füge ich hinzu. "Lass uns die Tour im Süden fahren, hier sieht man nichts", schlägt Ulli vor. Im Schneetreiben melde ich uns bei Kolja und Janette ab und informiere sie über unsere weitere Route. Es schneit heftig und die Scheibenwischer machen Schneehaufen auf der Windschutzscheibe. Die ganze F210 hinunter bis Hungurfit fliegt der Zucker vom Himmel und hält die umgebenden Berge verdeckt. Die Hungurfit-Piste ist sehr reizvoll und als endlich die ersten Sonnenstrahlen den Boden erreichen, entpuppt sie sich sich als landschaftliches Sahnestück. Viel zu schnell kommen wir in Krókur an und bestaunen die Gegend.

Steil und voller Dellen windet sich der Weg aus dem Tal und der Unimog kann seine Fähigkeiten voll ausspielen. Die Umgebung ist unheimlich schön grün und der Hattfell ist auf den Höhen stets sichtbar. Der Track führt mit einigem Gefälle und ganz ordentlicher Seitenneigung in eine Senke hinunter. Die tiefere Spur des Fahrwegs ist weich und erodiert. Die kritische Passage mit besonders viel Schieflage ist etwa 5 m lang und im Anschluss ist eine sandige Stufe zu nehmen. Wenn Längsneigung und Querneigung zusammen kommen und zusätzlich ein Lenkeinschlag und eine Bewegung gegen die Fallrichtung erforderlich ist, heißt es Obacht geben. In einer ähnlichen Situation habe ich mal einen 416er Unimog kippen und auf die Seite fallen sehen. So lange aber die Hinterachse greift und gerade steht, fällt er nicht um, trotz Kopflastigkeit. Mein erster Versuch, das Ganze mit Sperre zu nehmen, scheitert. Wie erwartet schiebt das schwere Fahrzeug einfach geradeaus und trägt die Stufe ab. Es folgt ein Versuch mit Allrad und dann nur mit Hinterradantrieb. Leider alles mit dem selben Ergebnis. Die Vorderachse folgt nicht der Spur und die Karre ist jedes mal kurz vor dem Kippen. Wie ein Schießhund lauere ich auf die Querneigung und beobachte das rechte Hinterrad im Rückspiegel. Sollte der Mog dieses Beinchen auch nur ein winziges Stück heben, knalle ich den Rückwärtsgang rein und fahre, diesen Lenkeinschlag haltend, mit Volldampf zurück und in die andere Neigung hinein. Das sollte den Ullimog im Notfall wieder gerade reißen. Ich wage auch nicht, mit mehr Lenkeinschlag zu arbeiten, da dies in so einer Situation gefährlich ist. Der Mog hängt stark nach links und jede Dynamik in die falsche Richtung würde uns endgültig auf die Seite legen. Glücklicherweise greift die Hinterachse noch gut und rettet mich stets rückwärts, jedoch mit Drift. Es gibt zwei Möglichkeiten, entweder rückwärts raus und über das Moos und plump neben der Strecke in der Falllinie entlang nach unten oder das untere Rad mit linkem Lenkeinschlag "in den Hang stecken", um die Vorderachse waagrecht zu halten. Ich entscheide mich für die zweite Methode, die auch hervorragend funktioniert. Der Unimog fährt zwar mit ordentlich Querneigung das kleine knifflige Stück nach unten, diesmal aber mit dem richtigen Lenkeinschlag. Dabei steckt die Stoßstange leider tief in der Flanke des ausgefahrenen Weges und hinterlässt eine beschämende Kratzspur. Ulli ist von der Aktion wenig begeistert und steigt mit großen Augen nach dem Filmen wieder ein. "Ich hab' Dich schon umfallen sehen", meint sie. "Warum habe ich eigentlich nicht den Spaten ausgepackt und einfach mal zwei Stunden in isländischen Straßenbau investiert und die Piste repariert?" frage ich mich. Dann wären wir ganz einfach drüber gefahren. Die wirklich schwierige Sektion ist aber geschafft, nur die berühmte Engstelle zwischen den großen Felsbrocken in dem malerischen Flusstal gilt es noch zu meistern. Ich will schließlich schon lange wissen, ob unser großer Karren da durchpasst. Ulli steigt aus und weist mich ein. Hoffentlich etwas sorgfältiger als durch Schwiegerpapas Hoftor.

Ein kleines Video der Aktion (81MB)

Der Ullimog passt ganz locker und ohne große Rangiererei da durch und eigentlich sind rechts und links sogar noch 10 cm Platz. Im Zickzack fahren wir durch den Canyon und kreuzen mehrmals den kleinen Fluss, bis es steil und steinig wieder ans Tageslicht geht. Welch eine geile Strecke und welch eine traumhafte Umgebung. Sicher eine der schönsten und interessantesten Pisten der ganzen Insel. An dem Wegweiser machen wir eine kleine Pause mit Müsli-Riegeln und Orangensaft. Das kommende Stück F261 ist uns ja schon bekannt, diesmal biegen wir anschließend rechts auf die F210 ab. Über den tiefschwarzen und ultraglatten Sand kommen wir rasend schnell voran. Die Berge in der Ferne schimmern grün von der Sonne beleuchtet. Schließlich kommt der Mælifell in Sicht. Wir biegen die kleine Stichstraße ab nach Strutur, um zu der warmen Quelle zu laufen. Ulli ist von der Fahrerei und unserer "Schaukel-Aktion" so geschafft, dass sie lieber einen langen Mittagsschlaf machen will. Ich schaue schon mal an der Badestelle "Strutslaug" vorbei und kombiniere das mit einer Wanderung durch die nahe Umgebung. Zum Einschlafen schaffen wir noch eine Viertelstunde "Halbblutprinz".

08.09.2012

Kartenansicht mit Track

Ulli möchte heute unbedingt auch zu der warmen Quelle und das liebliche Tal sehen, von dem ich ihr gestern so vorgeschwärmt hatte. Kurz nach dem Frühstück packen wir unseren Krabbelkeks ein und stapfen los. Die 6 km bis zu den beiden Pools führen durch zwei Täler mit Wasserfällen, Flüssen, kleinen glitzernden Bächlein und unendlich viel Moos. Ulli gefällt es prima und Josefine kommentiert die Situation mit leisem, sanften Schnarchen. Von der zweiten Anhöhe kann man die dampfenden Pools am Ende des Tals erkennen. Die Lufttemperatur liegt bei 1 °C und es pfeift ein anständiger Wind. "Da ist mir das Aussteigen nach dem Baden zu kalt", kommentiert Ulli und ich sehe ein, dass auch Josefine am besten dick eingepackt bleiben sollte. Ich hingegen kann nicht widerstehen und lege mich lang in den unteren Pool. Herrlich, wenn es den leichten Schneefall seitlich an der Nase vorbeiweht und der übrige Körper bei 38 °C warm gehalten wird. Nach einer halben Stunde habe ich Mitleid mit Ulli und Josefine, die es sich an einer windgeschützten Stelle gemütlich gemacht haben.

Gerade noch rechtzeitig stehe ich angezogen und marschfertig neben Frau und Kind, als vier junge Franco-Kanadier eintrudeln und den Platz übernehmen. Auf dem Rückweg erwischen uns noch einige Schneeschauer und dankbar treffen wir, zum Glück noch warm und trocken, am Ullimog ein. Die Mädels kommen unter die Bettdecke und der "Herr" des Hauses kocht Tee und Mittagessen. Am Spätnachmittag entscheiden wir uns dennoch, weiter zu fahren. "Den Axlarfoss möchte ich mal bei gutem Wetter sehen", meint Ulli. Über den Sander im Schatten des einsam aufragenden Mælifell fahren wir schnurgerade über den ebenen schwarzen Schwemmsand. Dieser völlig verrückte Berg geht ohne erkennbaren Übergang mit konstantem Gefälle in die platte Fläche über. Zum Bestimmen des Hangwinkels würde tatsächlich ein kleines Geodreieck genügen. Weil die Piste extrem gerade und glatt verläuft, lasse ich mich nach einigen Kilometern zur Raserei mit 70 km/h verleiten. Gerade noch rechtzeitig sehe ich die einzelne, tückische Stufe von etwa 40 cm. Die tauchte ganz plötzlich auf und nur mit einer dosierten Bremsung, die auf dem Sand nicht ohne ist, verhindern wir ein Abheben aller Räder. Wenig später kommen wir an die Furt, an der wir zu Beginn der Reise wegen schlechtem Wetter umdrehten. Auf einer Sandbank parkt ein KIA-SUV, an dem ein abgerissener Bergegurt im Wind baumelt. "Holla die Waldfee, was ist den mit dieser Furt los?" Auf mehreren Internet-Videos sah ich schon Querungen bei weitaus höherem Wasserstand. Hat es da womöglich irgend etwas angeschwemmt? Zur Sicherheit wate ich in Unterhosen und Teva-Sandalen die ganze Furt ab. Das Wasser reicht mir leider bis in den Schritt und meine Beine sind eiskalt. Kein Wunder bei 1 °C Außentemperatur und Sturm, dass sich das Wasser kräuselt. Mit der Furt ist aber alles paletti und ohne Probleme rollen wir durch, genau meiner abgeschrittenen Passage folgend. Ulli bekommt ihre Foto-Session am Wasserfall, wobei ich sie stets am Kittel festhalte, damit sie bei aller Eifrigkeit nahe des Abgrundes nicht wegen Unaufmerksamkeit vorzeitig ablebt. Anschließend nehmen wir die F232 wieder hinaus. Diese Piste ist herrlich zu fahren und bietet von der Gegend her einige Schmankerl. Im Norden kurvt man durch glatten Lavasand und dann kommt im Bereich des Öldufell ein ganz entzückender Wasserfall mit einer kleinen Furt. Am Ausgang der Piste verbringen wir in der Nähe der Brücke über die Leirá die Nacht.

09.09.2012

Kartenansicht mit Track

Nach einem kurzen Einkaufsabstecher nach Vik möchte ich noch nach Thakgil hinein und die berühmte Piste, von der alle erzählen, fahren. Davon habe ich nun schon mehrfach gehört, gelesen und vorgeschwärmt bekommen. Der Campingplatz am vermeintlichen Ende des perfekt ausgebauten und mit Rollschuhen zu befahrenden Tracks liegt einmalig. Steile Hänge schützen die von bizarren Sandsteinformationen umgebene Wiese. Hier gibt es sogar ein kleines Kraftwerk und eine Partyhöhle. Nach dem Mittagessen begebe ich mich auf die Suche nach der "schwierigen Strecke". Dank GPS finde ich die gut versteckte Fahrspur in einem nahen Seitental. Im Zickzack windet sich ein schmaler Pfad den Steilhang hinauf. Darauf folgt ein felsiges und recht eindrucksvolles Teilstück mit einer harmlosen und ohne Zweifel griffigen Steigung. Der Track ist zudem kürzlich mit dem Bagger repariert worden und unzählige Erosionsschäden sind ausgebessert und entsprechende Drainagen hergestellt. Die Spuren des schweren und großen Fahrzeugs finden sich bis oben an den Gletscher heran. Nach zwei Kilometern sind die Kitzeligkeiten mit den gähnenden Abgründen vorüber und die Strecke wird zu einem ebenen Schotterweg, der in unmittelbarer Nähe des Gletschers endet. Durchgeschwitzt genieße ich das sonnige, trockene und windstille Wetter und gebe dieser Strecke das Prädikat: "Mit dem Unimog und mit einer gewissen Portion Vorsicht befahrbar". Beschwingt trete ich den Rückweg an und träume davon, mit Ulli hier oben die Nacht zu verbringen. Sicher kann man tolle Fotos vom Gletscher im Sonnenuntergang oder bei Sonnenaufgang machen. Nochmals prüfe und beurteile ich die Passagen, die eigentlich keine großen Hindernisse darstellen und weder mit Querneigung noch mit kritischem Gefälle aufwarten. Die Herausforderung besteht darin, so ein großes Fahrzeug sicher und langsam über die doch recht schmale Piste zu deichseln. Für eine kurze Zeit wünsche ich mir ein kleines Fahrzeug mit einer Spurweite von weniger als 2 m. Einen kleinen Suzuki oder einen winzigen Subaru müsste man haben. Aber da drin schläft man auch nicht besser als in einem Mountainbike und daher messe ich die schmalen Abschnitte mit meiner Körperlänge aus und komme wieder zu dem Schluss, absolut befahrbar. Voller Euphorie berichte ich Ulli von der einmaligen Landschaft oberhalb des Tals und überlege noch, ob wir mit dem Befahren des Tracks auf Tom und Andrea warten sollen, die sich für den späten Nachmittag angekündigt haben. Aber das Wetter und die Lichtverhältnisse sind so schön, dass wir alleine loslegen. Ulli hilft mir beim Rangieren in den Spitzkehren, die ich in einem Zug nicht ganz schaffe. Fast in Schrittgeschwindigkeit schaukeln wir das steinige und kurvige Teilstück nach oben. Als filmisches Experiment habe ich eine kleine Kamera an der Hinterachse befestigt. Als es rechts und links 100 m steil in die Tiefe geht, bemerke ich, dass Ulli sich richtig fürchtet und ganz still und verkrampft auf ihrem Sitz wird. Über ihre Backe rollen zwei Angsttränen und da treffe ich die Entscheidung, bei der nächsten Gelegenheit umzudrehen. Dabei verzichte ich gänzlich auf Rücksprache. Ulli bleibt ganz ruhig und es gibt keinen hysterischen Anfall. Ich deute das als Indiz für Angst und das geht mir dann bei allem gesunden Nervenkitzel und bei aller gemäßigten Abenteuerlust doch zu weit. Sie möchte einfach hier wieder runter und kann dieser Geschichte nicht das geringste abgewinnen. Wir sind zwar fast oben und das schaukelige Teilstück liegt hinter uns, dennoch muss hier nicht mit Krampf eine Idee verwirklicht werden, die seit zwei Jahren in meinen Kopf reifte. Meine leider vielfach erfolgreiche Philosophie, ein Projekt mit einer gewissen Hartnäckigkeit umzusetzen, erscheint mir angesichts der tiefen Abgründe und des nicht zu verachtenden Restrisikos absurd und höchst überdenkenswürdig. Ich blicke in das unwissend lachende Gesicht meiner Tochter und mir wird klar, fährst du hier auch nur 20 cm neben der Spur, verschaltest du dich bei den Wenden oder unterläuft dir ein anderer dummer Fehler, kann das für deine ganze Familie tödlich enden. "Da kannst Du mir erzählen, was Du willst", meint Ulli, diese Piste verzeiht keinen Fehler." "Der Unimog ist einfach zu groß für diese Straße, fahr das doch mit einem Jeep", sagt Ulli. Die Motivation, diese Strecke zu befahren und wegen eines schönen Fotos derartige Risiken zu akzeptieren, kommt mir saublöd vor, besonders als in einer steilen Spitzkehre die Warnlampe für den Bremsdruck aufleuchtet und ein dämlicher Isländer, der uns zweifelfrei im Hang gesehen hat, den Rangierplatz blockiert. Unten muss ich Ulli ganz doll drücken und brauche selber eine ganze Weile, um meine "Getriebenheit" vor mir zu analysieren und zu rechtfertigen. Das Bedürfnis, aus meiner Haut zu fahren, zehn Meter hinter mich zu gehen und mir mit einem Riesenanlauf selber in den Arsch zu treten, nimmt konkrete Formen an. Auch wenn wir ohne Zwischenfälle wieder sicher an unserem Ausgangsort angekommen sind und ein Anfänger wie ich mit einem LKW hier fahren kann, so werde ich in Zukunft die Fahrerei hier anderen überlassen. Diese Piste verzeiht in der Tat keinen Fehler und nur ein Narr ist sich dessen nicht bewusst.
Ulli, Josefine und ich machen noch einen schönen Spaziergang durch die Gegend und warten auf Tom und Andrea, die an diesem Abend laut hupend eintreffen. Außer einem PKW sind wir die einzigen Gäste.

 

Ein kleines Video von der Thakgil-Piste (64MB)

10.09.2012

Früh am Morgen laufe ich mit Tom abermals die Wackelpiste hoch, weil auch er sich natürlich dafür interessiert. Ich möchte außerdem, dass er eine unabhängige Beurteilung in Sachen Fahrbarkeit mit dem Unimog macht. "Vor dem Frühstück" hatten wir uns verabredet. Gegen 7 Uhr stehe ich angezogen im Unimog und melde mich bei Ulli ab. "Klopf doch erst noch mal an, ob Tom überhaupt wach ist", meint sie zum Abschied. Aber "Ein Mann - ein Wort", das ist gar nicht nötig. Er steht auf den Punkt genau fertig angezogen am Mog und wir brechen auf. Wir analysieren beide gemeinsam die Fahrbarkeit und beurteilen die Passagen. Die Fahrweise wird ebenfalls diskutiert und wir kommen natürlich beide zu dem Urteil: Mit der notwendigen Umsicht auch mit einem großen Fahrzeug befahrbar. "Das fahre ich nächstes Jahr mit meinem Dicken", bemerkt Tom. Ich jedenfalls lasse es gut sein und werde meine Mühle hier nicht noch ein zweites Mal hoch karren. Trotzdem besteht die einzige Schwierigkeit bei diesem Track in der Größe des Fahrzeugs. Ein gewöhnlicher Geländewagen hat immer einen halben Meter Platz. Sollte Tom tatsächlich seinen großen Unimog hier herauf bekommen, ziehe ich meinen Hut. Nachdem wir etwa 3/4 der Entfernung zum Gletscher hinter uns haben, überredet uns der starke Gegenwind zum Umkehren. "Mensch, die engen Ecken hattet ihr doch hinter Euch. Hier oben ist es kein Problem mehr", bemerkt Tom noch auf dem Rückweg.
Ich möchte gerne mal den schweren 437 mit dem starken Motor und dem Splitgetriebe fahren und tatsächlich bekomme ich für die Strecke bis hinunter zur Ringstraße das Gefährt überlassen. Ulli und Andrea fahren unseren "Kleinen" voraus. Die Fahrerei ist wirklich eine ganz andere als im Ullimog. Die Rollbewegungen des weich abgestimmten Riesenautos sind deutlich langsamer als in unserem Wackelmog. Der Turbo langt ganz schön zu und man muss darauf achten, nicht unter die Wumms-Schwelle zu geraten, sonst verhungert er. Zusammen mit dem Split geht das aber prima und ab 1500 U/min schiebt er trotz des hohen Gewichts munter vorwärts. Unserem ist die Drehzahl völlig egal, das Drehmoment ist immer gleich. Unter dem Strich ist das Fahren mit dem "Großen" anspruchsvoller, aber auch komfortabler. Dank der ganzen Dämmungen ist er zudem leiser, jedoch nur bis zu einem gewissen Grad. Jeder MOG ist nämlich laut und langsam, da lasse ich nicht mit mir reden. Vor der Ringstraße erhöhe ich den Reifendruck von 2 auf 4 bar. Der starke Wind reißt mir dabei die Luftpistole aus der Hand und ein Dichtring geht verloren.
Weil unsere Fähre am 12. September ausläuft, machen wir uns so allmählich auf den Heimweg. Leider gibt es Sturmwarnung auf der südlichen Ringstraße. In Kirkjubæjarklaustur sind die ersten Anzeichen eines anständigen Sandsturms schon zu erkennen. Dennoch machen wir Mittagspause bei Hamburgern mit Pommes und brechen unser Gelübde "No french fries on Iceland". Ein Bus voller Chinesen steigt vor unserem Fenster aus und überfällt die Toiletten. Einige der Fahrgäste tragen Kameras, finden aber angesichts des düsteren, gelben Himmels kein lohnendes Motiv. Da entdeckt einer unsere kleine Josefine auf meinem Arm, kommt herein und fragt, ob er sie fotografieren darf. Völlig überrascht starre ich den Mann an und stammle ein entrüstetes "N...No!" Ulli und ich haben das vor unserem Urlaub so abgesprochen. Er dreht sich wortlos um und geht. In Gedanken ordne ich den Typen einer Gruppe Menschenhändler zu, die für chinesische Millionäre westliche Babys mit blauen Augen fotografieren und bei Bestellung entführen. Möglicherweise befindet sich Josefine schon ein einem geheimen Online-Fotokatalog und wird demnächst geordert. Dem zarten und niedlichen Kindesalter entwachsen, bedient sie später als halbwüchsige in einschlägigen Etablissements von chinesischen Industriestädten, während die übergewichtige Kundschaft fortgeschrittenen Alters grunzend an Hühnerkrallen nagt und über Tibeter und Europäer lästert. Ulli liest meine Gedanken und meint: "Du hast zu viele Vorurteile und zu viele negative Gedanken. Das war nur ein Tourist wie wir, der eben, unsere Tochter hübsch fand." Natürlich hat sie recht und ich bemühe mich, diesen finsteren Gedanken zu vergessen. Aufgetankt haben wir wenig später den ersten Kontakt mit dem Sandsturm.

Tom's 437 kränkt 10° nach Lee und fährt mit einem deutlich sichtbaren Vorhaltewinkel. Es sieht verdammt gruselig aus und ich rede mir alle möglichen Vergleiche von wegen Kippmoment, Windkraft, Wirkung eines Stabis und Böenlasten ein. Unsere Mühle hängt ebenfalls in den Seilen. Die Vorderachse hat mehr Last, versuche ich mich zu beruhigen und beobachte im Rückspiegel die noch vorhandene Ausbeulung des Luv-Hinterreifens. Der Sand knirscht schon ordentlich zwischen den Zähnen und ein leises Geprassel ist immer zu hören. Die Sicht geht runter auf 50 m. "Kacke, die meinen es wirklich ernst", entfährt es mir. Gegen den Wind läuft der Mog gerade mal 40 km/h, obwohl ich voll drauf trete und er mit 2800 U/min jault. Hinter einer Biegung erwischt uns ein Windstoß und klappt mir den Rückspiegel ein. Der Aufbau wird von einer unsichtbaren Hand gepackt und zur Seite geworfen. "Fuck Ass", das war knapp. Folglich fahre ich an einem Parkplatz raus und stelle die Nase in den Wind. Tom parkt seinen Großen nebenan und wir machen zunächst einmal Pause. Die Männer checken die Wettervorhersage im Internet und sehen mit einer gewissen Sorge dem morgigen Tag entgegen. "Mist, heute sind es 20 m/s Seitenwind und morgen soll es nicht viel besser werden."

Tom hält meine Sorge für übertrieben und auch ein anderer Unimog, der gerade draußen vorbei fährt, scheint die Gefahr zu ignorieren. "Es ist nicht die Böe, die einen umwirft. Es ist die Lenkbewegung wegen dem reflexartigen Gegensteuern", behaupte ich. Die Angelegenheit ist keineswegs harmlos, trotzdem gelte ich irgendwie als Angsthase. Gegen Abend starten wir einen neuen Versuch, möglicht viele Kilometer hinter uns zu bringen. Der Sander vor dem Nationalpark Skaftafell verspricht nichts Gutes. Es tobt ein geradezu mörderischer, pechschwarzer Sandsturm und wir fahren geradewegs hinein. Der Materialtransport des exakt quer brüllenden Orkans ist enorm. Die Sicht geradeaus beträgt keine 3 m und mit ohrenbetäubendem Fauchen schmirgelt uns der Abwind vom Gletscher den scharfen, korrosiven Steinhagel um die Autos. Auf so eine Scheiße habe ich keinen Bock und weil sich inzwischen im Fahrerhaus eine beträchtliche Menge Sand befindet, beschließe ich, am Campingplatz raus zu fahren. "Wir wettern den Tag ab und fahren morgen weiter", schlage ich vor. Die Männer nutzen die Gelegenheit und machen kleine Reparaturen und Flüssigkeitsstandskontrollen am Fahrzeug. Der Sturm ist so stark, dass mir meine 1/2-Zoll-Knarre entgleitet und es die Rastmechanik zerlegt. Wie im letzten Islandurlaub 2010 ist wieder der Behälter für die Lenk-Hydraulik trocken. "Das kann doch kein Zufall sein", muss ich loswerden. Tom rennt noch einem seiner Staukistendeckel hinterher, der am Horizont verschwindet. Mehrmals checken wir noch die Windvorhersage für den nächsten Tag.

11.09.2012

Der Sturm rüttelt die ganze Nacht an unserem Fahrzeug. Beim Kaffeetrinken schimpfe ich einfach drauf los: "Warum ist das eigentlich immer so ein Heckmeck, von dieser beschissenen Insel herunter zu kommen." "Jedes Mal passiert irgendein Gau, völlig gleich was für einer", meckere ich. Mit unseren Freunden halten wir Kriegsrat und beschließen, weiter zu fahren. Es drückt heftig von der Seite und es drückt die Fähre. "Nicht Gegenlenken, einfach schaukeln lassen", rede ich mir wieder ein. Die Verhältnisse verschlimmern sich und teilweise dröhnen wir mit Vollgas und nur 30 km/h voran. Ein umgestürztes Wohnmobil liegt mit den Rädern nach oben im Straßengraben. Wenn das mal keine deutliche Warnung ist. "Wir sind bei gleicher Angriffsfläche und Höhe mindestens 2 Tonnen schwerer", rede ich uns ein. Ulli organisiert in solchen Situationen alles übrige und schafft es sogar, in diesem Chaos Josefine während der Fahrt zu füttern. Jeder Kilometer zählt und wir wollen unser Schiff nicht verpassen. "Bevor ich die Karre umlege, warte ich lieber auf die nächste Fähre", versichere ich. "Wer hätte gedacht, dass die Ringstraße mit großem Abstand unsere anspruchsvollste Route werden würde", lache ich ohne es lustig zu finden. Die Windwarnungen im Internet verschärfen sich und laut isländischem Verkehrsamt beträgt der Seitenwind auf unserem Teilabschnitt 25 m/s. Es ist teilweise katastrophal fahrbar und nicht ungefährlich. Vor Höfn halten wir neben dem Schild, welches per Anzeige 33 m/s Seitenwind ankündigt. "Das sind fast 120 km/h ", sage ich leise zu Ulli. "Das ist zu viel, Fähre hin oder her, Gewicht rauf oder runter, Planierraupe oder Wohnwagen." Genau in diesem Moment und wie bestellt biegen zwei Riesen-Jeeps des isländischen Rettungsdienstes in diese Straße ein und brausen voran. "Guck Dir das an, die haben einen Einsatz auf der Straße", sagt Ulli. Tom hat ebenfalls neben dem Schild angehalten, zeigt auf die Anzeige und bewegt den Kopf hin und her. Die Entscheidung ist gefallen und wir werden heute nicht mehr weiter fahren. In Höfn wird getankt, nicht des Diesels wegen, sondern wegen der Informationen. In der Tanke frage ich nach den Bedingungen für die Weiterfahrt nach Osten. "The Fjords are very dangerous today", meint das Mädchen mit erhobenen Augenbrauen. "We thought about staying here waiting for the wind to calm down", sage ich zu ihr. Ein Mann, der zwischen den Regalen steht und eine Landsbjörg-Uniform trägt, brummelt: "Stay here, the winds are too strong for any car today." "You can afford it, you are german", ergänzt er noch. "How come everybody thinks we are rich?" frage ich, aber er lacht nur und wiederholt: "Stay here." Dann nickt er grüßend und geht. Beim Bezahlen frage ich noch nach einem guten Fischrestaurant. Eine Methode, die ich dem Interblöd und den Reiseführen vorziehe. "Humarhöfin ist the best one we have, but it is expensive", antwortet das Mädchen mit einem Lächeln. Also rumpeln zwei Unimogs hinüber zum Campingplatz und ich stelle in dem Einschnitt hinter dem Felsen bei den Bäumen ab.

Weil der Fährtermin nun heftig drückt, laufe ich sogleich in das Büro hinüber und frage die Dame am Schalter nach dem Wetter. Die Frau ist aller bestens informiert und gibt mir einen höchst exakten Bericht und meint: "The rescue team just went out to save somebody in Harmarsfjördur. The winds are very strong in this Fjord." Dann entkräftet sie meine Sorge, die Fähre nun nicht mehr zu erreichen mit den Worten: "It will be totally different tomorrow." Sie liefert Webcam-Daten, Vorhersagen und kennt sich mit Meteorologie gut aus. Dann zaubert sie die Live-Aufzeichung eines Windmessers aus dem Netz. "This one is in Hamarsfjördur, next to the road." Mit einigem Entsetzen stelle ich fest, dass die durchschnittliche und gemittelte Windgeschwindigkeit bei 40 m/s liegt und in den Spitzen bis 61 m/s erreicht werden. Damit ist die Ringstraße für uns absolut unpassierbar. Alles was recht ist, aber das sind fast 220 km/h Seitenwind. Dann weiht sie mich in den neusten Klatsch ein und erzählt mir, dass sich ganz Höfn über Ben Stiller kaputtlacht, der hier gerade an einer Produktion arbeitet. Er hat sich wohl ein Haus gemietet und eine Sicherheitsfirma hat einen Zaun darum gebaut und Kameras installiert. "Like somebody cares about him up here", lacht die Frau. Dazu ist man wenig darüber erbaut, dass die Film-Crew den Lunch-Raum der örtlichen Schule für ihr Catering nutzt und die Kinder ihr Pausenbrot nun im Freien essen müssen. Aber auch dies wird, typisch isländisch, nur mit einem Lächeln ertragen. Ich unterhalte mich eine halbe Stunde lang nett mit ihr und gehe dann übersprudelnd dazu über, die neuesten Erkenntnisse unter meinen Mitreisenden zu verbreiten. Alle stimmen einem schönen Abendessen zu und ziehen das zudem einer gefährlichen Schaukelfahrt vor. "Wenn wir Pech haben, treffen wir noch auf die Film-Crew von Ben Stiller", warne ich. Der Orkan wird merklich stärker und wir sind unendlich froh, nicht weiter gefahren zu sein. Im Ostfriesennerz stemmen wir uns gegen den Wind zu dem besagten Restaurant. Etwas belustigt beobachten wir die PKWs auf dem Parkplatz, die im Sturm wackeln. Die Langusten sind absolut vom Allerfeinsten und die Soßen spitzenmäßig. Die Laune unter uns ist auf dem Höhepunkt und Josefine flirtet mit der amerikanischen Film-Crew, die tatsächlich gegen Abend eintrifft. Sogar B. S. betritt später den Raum, aber niemand interessiert sich so wirklich für den kleinen Mann. Scherzend und lachend machen sich 4 Erwachsene und ein Kleinkind auf den Weg zurück in die Unimogs. Drohend hängen die beeindruckenden Sturmwolken über den Bergen.

12.09.2012

Heute ist Fährtag und wir stehen noch in Höfn. Josefine weckt uns pünktlich und zuerst fällt mir auf, dass die Bäume nicht mehr rauschen. Es weht nicht das leiseste Lüftchen und sofort erinnere ich mich an die Worte: "It will be totally different tomorrow." Da hat die einheimische Dame recht behalten. In dem langwelligen Licht der aufgehenden Sonne bewältigen wir das letzte Stück der Ringstraße. Einige Kleinwagen, Wohnmobile und Jeeps stehen mit der "Nase" im Wind direkt neben der Straße und die Insassen pennen im Auto. "Das sind die Spuren des Sturms von letzter Nacht", sage ich. "Und heute ist allerschönstes Wetter", antwortet Ulli. Ein Bergungsteam zieht einen Wohnwagen aus dem Wasser. "Guck, die Westseiten der Fjorde waren immer am schlimmsten", kommentiere ich das Geschehen ohne langsamer zu werden. Die Straße an dem steilen Stück Küste liegt teilweise so voller Steinbrocken, dass wir im Schritttempo unseren Weg da durch suchen. "Alter Vati, da war wohl die Hölle los", entfährt es mir. Die Küste erstrahlt in den schönsten Farben und es fühlt sich an, wie ein Kalenderbild-Akkord zum Abschluss. Glücklicherweise ist die Öxi offen und als wir es vor Fotomotiven nicht mehr aushalten, entscheiden wir uns zum Anhalten.

Der nahe Wasserfall glitzert herüber und bei einer Tasse Kaffe mit Keksen kommt schon etwas Abschieds-Wehmut auf. "Diese saubere und klare Luft werde ich vermissen", sagt Andrea. Durch die offene Tür fällt der Blick auf den Fjord und die Spitzen der Berge erstrahlen in dem unglaublichsten Waschmittelweiß, dass man sich vorstellen kann. Plötzlich halten zwei Deutsche in einem Asia-SUV direkt vor unserer offen stehen Tür und meinen ohne zu grüßen: "Sagt mal, mit den Dingern könnt Ihr doch hier alles fahren." "Gestern konnten wir die 1 nicht fahren", rufe ich zurück. Erstaunt schauen sie uns an und nicken, wenig überzeugt nach unserem Sturmbericht. "Vorsicht, die Strecke liegt voller Steine", warne ich zum Abschluss. "Uns kann nichts passieren, wir haben einen fetten Jeep", sagt der Fahrer und fährt grinsend davon. "Also jetzt mal ohne LKW-Überheblichkeit, aber ihr habt keinen fetten Jeep sondern einen Fernost Überraschungsei-Karren und ignorante Dilettanten seid ihr obendrein", kommentiere ich das Gehörte. Tom schüttelt sich vor Lachen und bedauert, dass die zwei das nicht gehört haben. Die Unimogs fahren über den Pass und hinein nach Egilstadir. Mit dem dicken Schlauch reinige ich das Fahrgestell und mit der Druckluft blase ich den ganzen schwarzen Staub aus dem Fahrerhaus. Der Inhalt eines deutschen Rentnerreisebusses verfolgt gespannt das emsige Treiben. Einzelne kommen neugierig näher um das Nummernschild lesen zu können. "Der ist aus Deutschland" murmeln sie. In diesem Moment fängt Josefine das Plärren an, weil ich mit dem Wasserschlauch auf das Fenster gehalten habe, aus dem sie gerade herausspitzte. "Die haben ein Baby dabei" bemerkt eine Dame. "Das ist doch noch zu klein für so etwas" entfährt es ihr. "In Island gibt es auch Babys" antworte ich. Kopfschüttelnd besteigen alle wieder den großen Bus. Nur weil hier eine das Durchschnittsalter auf dem Parkplatz mächtig drückt, und jeder einzelne von denen hundert mal älter ist als unsere Tochter, ist sie noch lange nicht fehl am Platze. Aber hallo. Nach dem Einkaufen rollen wir über den verschneiten Pass hinunter nach Seyðisfjördur und stellen uns in die Warteschlange.

"Wir Feiglinge", bewerte ich unsere frühe Ankunft um 16 Uhr, die Fähre legt erst um 20 Uhr ab. In der Warteschlange stehen kaum Autos. Die Abendsonne scheint hell und heiß unter unsere Unimogs. Das Boarding ist etwas stressig, weil diesmal Ulli mit der Kleinen an Bord gehen und ich alleine im Ullimog bleiben muss. Natürlich treffen wir uns zum Fahrzeuglästern an den Achterfenstern der Cafeteria und kommentieren jeden, der auf die Fähre fährt, mit einem dämlichen, überheblichen, jedoch nicht ganz ernst gemeinten Spruch. Als letzter rollt dann sogar der böse gelbe Tscheche mit seinem berühmt-berüchtigten Tatra auf die Fähre und erhält die volle verbale Breitseite. "Hört doch auf mit euren saublöden Sprüchen", bremsen uns die Frauen, aber Tom und ich sind in voller Fahrt und die Euphorie über das geglückte Erreichen der Fähre tut ihr übriges. Außerdem liegt ein endgeiler und ultra-intensiver Urlaub hinter uns und so sind wir ganz ungehalten. "Ich bin zwar hässlich und dämlich und habe auch nichts drauf außer Zahnbelag, aber wenigstens muss ich keine Allradwanze fahren", plappere ich drauf los. "Guck mal, die Antenne an dem kleinen Jeep ist bestimmt zum Fernsteuern", höhnt mein Kollege. "Ihr habt sie doch nicht alle", stoppen uns Ulli und Andrea letztendlich.

13.09.2012

Die Fähre brummt uns allmählich nach Südosten. Mittags läuft die "Norröna" in Thorshavn ein. Leider regnet es leicht und der Nebel vereitelt jede Freude an einem Landgang. Ulli, Andrea und Josefine gucken "Pride and Prejudice" und Tom und ich geben uns den Landgang. So einen richtigen, fettigen nordatlantischen Riesenburger wollen wir uns reinziehen. Im Nieselregen stöbern wir so einen fettigen "Takeaway" auf und ordern den völlig überzogenen Subkultur-Nährschlamm. Es schmeckt einfach nur geil und hat mehr etwas von einem Ritus als einer Sättigung. Danach bekomme ich auch endlich mein Faröer-T-Shirt. In dem Laden halte ich Tom auch noch eine Opferanode für Schiffe unter die Nase und behaupte: "Die wären auch super für den Unimog." "Nee, lass mal", antwortet er. Am Abend schauen wir in der Suite unserer Freunde noch "The Hunter". Zum Glück kann der Flachbildschirm in den guten Zimmern auch USB-Sticks lesen. Als wir in unsere Zimmer wanken, frage ich mich, ob der Rotwein oder die See schuld ist.

14.09.2012

Es ist einfach der totale Gammeltag. Im Fitnesscenter steppe ich erst einmal 600 Kalorien runter und beschließe die Aktion mit einem Saunagang. Langeweile kommt aber nicht auf, denn es gibt ein Tagesziel: den Maschinenraum. Jetzt fahre ich schon das 8. Mal mit diesem Schiff und dieser kleine Traum blieb bisher unerfüllt. Tom ist selbstverständlich auch Feuer und Flamme und hat tierisch Lust auf die Technik der Fähre. An der Rezeption spreche ich den 1. Steward an und erkundige mich nach den Möglichkeiten. Wie erwartet gibt es zunächst eine Absage, aber wir haben beschlossen, penetrant weiter zu fragen und zu nerven. Schließlich versichert uns der Mann, eine entsprechende E-Mail an den Chefingenieur zu schreiben. Wie hier - Steward und Ingenieur kommunizieren auf ein und demselben Schiff heutzutage per E-Mail? In meinem Kopf erhält gerade der Mr. Spock eine E-Mail vom Kapitän der Enterprise mit dem Inhalt: "Wir könnten mal wieder auf die Klingonen schießen." Völlig desillusioniert vertröstet man uns auf den Nachmittag. Aber wir geben nicht auf und nerven alle volle Stunde mit einer weiteren Anfrage. Vermutlich fleht der Steward inzwischen den Ingenieur an: "Mensch, jetzt stell dich nicht so an und schaffe mir endlich diese beiden Nervensägen vom Hals." "The Chief-Engineer will pick you up at four o'clock", erhalten wir endlich die erfolgreiche Zusage. Ganz euphorisch genießen wir die Sonne und den Seegang auf dem Oberdeck. So hat es sich auch früher angefühlt, wenn wir auf das Fernsehprogramm am Nachmittag warteten, welches ebenfalls erst um 16 Uhr das Testbild ablöste. Der Chefingenieur empfängt uns mit Händedruck und schreitet voran. Er sieht exakt so aus, wie ich mir den Kerl vorgestellt habe. Sicherheitsschuhe, abgewetzte Hose, verarbeitetes Hemd und jede Menge Streifen auf der Schulter. Die Führung ist allererste Sahne und beschränkt sich keineswegs nur auf den Maschinenraum.

Tom und ich bekommen die gesamte Schiffstechnik erklärt und hören begeistert zu. Die Motorenüberholungswerkstatt hat es uns besonders angetan. Riesige Zylinderköpfe, Kolben, ein Pleuel, Ventile, Ventilfedern, Ventilsitze, Einspritzdüsen und ein super ordentlich sortiertes Ersatzteillager. Der Ingenieur bekommt unsere Begeisterung mit und dreht ebenfalls einen Gang höher. Wir sehen die Hydraulik der Stabilisatoren in Aktion und bestaunen das Fauchen der am Anschlag laufenden Diesel. Der Kontrollraum der Maschine ist der Höhepunkt der kleinen Führung.

Der Chef erläutert alle Sicherheitsanlagen und das Schwimmzellen- und Deckkonzept der "Norröna". Jetzt wird uns klar, warum man nicht direkt vom Autodeck in das darunter liegende Deck kann und jeweils den Umweg über Deck 4 machen muss. "How many people are working on this ship?" will Tom wissen. "Just one", sagt ein total Öl verschmierter Mechaniker mit einem Schraubenschlüssel in der Hand, der hinter uns den Raum betritt. Alle Anwesenden müssen lachen und der L.I. führt uns die manuelle Maschinensteuerung vor. "This is my place when the propeller gets out of the water during high sea", erklärt er uns. "I thought, the software takes care of that", bemerke ich mit einigem Staunen. "Yes it does, but I am better at it", lacht der Mann. Ich sehe, wie die Kursregelanlage arbeitet und bekomme auch meinen Verdacht bestätigt, dass ein Propeller mit mehr Leistung läuft als der andere. "We control the speed by switching certain engines off", bestätigt der Ingenieur. Völlig aufgekurbelt entlässt uns der Mann wieder in die Touristen-Sektion. Wir bedanken uns auf das allerherzlichste und müssen das Erlebte erst einmal bei einer Cola verarbeiten. "Coole Tour, oder?" frage ich. "Klar, das war richtig gut", meint Tom. Andrea sitzt zufällig auf der Treppe und beobachtet uns beide und schüttelt lächelnd den Kopf. "Jetzt hat der aber zwei glücklich gemacht." Zumindest steht das Gesprächsthema für das heutige Abendessen um 20 Uhr. Tja Mädels, da müsst ihr durch, ob mit oder ohne Mr. Darcy.

15.09.2012

Früh packen wir zusammen und besetzen reisefertig unseren Stammplatz Backbord achtern auf Deck 5. Tom und Andrea gesellen sich dazu, als Josefine eine tagelange Überfälligkeit nachholt. Ich packe die Kleine und laufe durch das ganze Gedränge zum Wickelraum. Der ist aber auch spitzenmäßig und sogar mit UV-Desinfektionslicht ausgestattet. Ein älteres Ehepaar schaut mich verwundert an und reckt den Hals nach der "Mama". "Das mache ich schon", erkläre ich den Deutschen und verschwinde hinter der Automatiktür. Sie warten ab und prüfen genau, ob es dem Baby gut geht, als ich nach einigen Minuten wieder erscheine. Schließlich nickt die Dame anerkennend. Josefine strahlt und gewinnt wie immer die Herzen ihrer Bewunderer.
Das Entladen geht verdammt schnell und ohne es wirklich zu merken, fahren wir schon in der Autoschlange nach Süden. Selbst auf der Autobahn trifft man die alten Bekannten aus Island wieder, die man getroffen, aus der Entfernung beobachtet, oder schlicht passiert hat. Tom und Andrea hängen noch fest und fahren viel später von der Fähre. Der Ullimog hat nun einen gewaltigen Vorsprung, der zu allem Überfluss wächst und wächst. Wir wollten uns eigentlich noch anständig voneinander verabschieden und vertrösten uns einen Tag lang auf die "nächste Pause". Viele SMS belasten das Mobilfunknetz, aber ein Treffen kommt nicht zustande. An einem dänischen Rastplatz spricht mich eine junge Dame an und händigt mir eine Broschüre über Krieg und Frieden aus. "Wollen sie etwas gegen das Leid in der Welt unternehmen", spricht sie mich auf Deutsch an. Ich blättere auf die erste Seite und lese: "Der Wachturm". "Ahh, die Zeugen Jehovas", antworte ich und gebe der Frau das Papier mit den Worten: "Ich bin gläubiger Katholik" wieder zurück. "Dann glauben sie wirklich an Gott", versucht sie es erneut. "Ja, aber ich habe keine Lust, das mit Ihnen auf der Autobahn zu diskutieren", antworte ich und sie lächelt, dreht sich um und geht.
"Such mal einen Campingplatz nahe der Autobahn", bitte ich Ulli gegen Nachmittag, um die Quartierfrage zu klären. Sie findet einen in Busdorf-Haddeby, den wir ganz spontan auswählen. Die Fahrerei in der Krachkiste habe ich einfach satt. Zu allem Überfluss erleiden wir den totalen Kulturschock. Der Blockwart will uns nicht auf seinen Rasen lassen, weil der Unimog "zu schwer" sei. Außerdem darf nur im rechten Winkel zum Zufahrtsweg geparkt werden. Besucher zahlen 2 Euro Eintritt und Restmüll wird gewogen und gesondert abgerechnet. Ich habe einfach keinen Bock mehr, mich darüber aufzuregen und spiele mit. Die kleine Imbissbude hat zwar ein preiswertes Angebot, wartet aber mit der bekannten "Spielautomaten-Volksbankaschenbecher-Hundegassibiertrinker-Atmosphäre" auf und das überfordert an diesem Abend meine Toleranz. Ulli und ich verkochen unsere Reste zu einer guten Pasta mit Salat. Nach dem Essen schicken wir noch eine Positionsmeldung an unsere Freunde und sind hocherfreut, dass sie ebenfalls auf dem Weg hierher sind. Mit einem breiten Grinsen hören wir den großen Unimog vorfahren und steigen sofort zur Begrüßung aus. "Ihr wart ja auf einmal verschwunden wie Doktor Kimble auf der Flucht", tadelt Tom. Weil Josefine schon schläft, finden sich die Reisegefährten in der großen Schachtel wieder. "Ich geh mal Bier holen", melde ich mich ab. Nach den letzten 5 Wochen der Abstinenz sehne ich mich nach einem guten, deutschen Bier. Der Kiosk hat schon zu, aber ich lasse mir den Spaß nicht nehmen. Kurzerhand betrete ich das kleine Restaurant und flehe nach "vier Bier zum Mitnehmen". "Aber die Gläser bringen sie mir wieder", ermahnt mich die Oberkellnerin mit erhobenem Zeigefinger. "Sie haben mein Wort, um 10 Uhr haben sie alle Ihre Gläser zurück", verspreche ich. Die lokalen Gepflogenheiten überraschen mich, Flensburger Pils aus Halbliterkrügen. Mit zustimmendem Geheul betrete ich den 437. Die 2 Liter hören natürlich den Schlag nicht und die Kellnerin erhält pünktlich ihre Krüge zurück.

16.09.2012

die Duschen sind ganz neu und absolut piksauber. Sauber geschrubbt brechen wir auf, nachdem wir uns ordentlich von Tom und Andrea verabschiedet haben. Wir werden die beiden vermissen und auch das Finchen hat zwei trauernde Fans zurück gelassen. Deutschland ist warm um stickig, jedoch auch herrlich bewaldet und voller Autos und Menschen. Immer noch hängt das Island-Feeling etwas nach und es macht sich eine gewisse Wehmut - der Island-Blues - breit. Kilometer um Kilometer kämpfen wir uns voran. Das Tagesziel ist ein Besuch bei Onkel und Tante in Wolfsburg. So zerfällt die endlose Strecke in drei relativ erträgliche Etappen und man hat immer etwas, worauf man sich abends freuen kann. Mein Onkel Hans muss natürlich auch mal den Ullimog probieren, während Ulli die Kleine anständig badet. Mit ordentlich Weizenbier, ja, herrliches dunkles bayrisches Weizenbier, beschließen wir den Tag.

17.09.2012

Wir bekommen das beste Frühstück seit sehr langer Zeit und brechen hoch motiviert auf. Onkel Hans bemerkt noch eine Undichtigkeit am Ausgleichsbehälter für Bremsflüssigkeit. Schade, ich hätte so gerne verkündet, dass der Ullimog ganz ohne technische Schwierigkeiten die Reise gemeistert hat. Der Flüssigkeitsstand ist jedoch absolut unkritisch und so fahren wir einfach weiter. Die 20 °C kommen uns tierisch heiß vor. Selbst das Hauptgetriebe erreicht wieder 100 °C. Jaulend, kreischend, brummend, schwitzend, fiebernd, dröhnend, kratzend, brüllend und singend beißen wir die Zähne zusammen und rollen schließlich und letztendlich auf unseren eigenen Grund und Boden. "Heiliger Christophorus, Dir sei es gedankt", entfährt es mir höchst aufrichtig und von ganzem Herzen und ich bekreuzige mich mehrfach. Ulli, Josefinchen und der Ullimog sind heile, warm und an einem Stück wieder dorthin zurückgekehrt, wo sie vor einigen Wochen aufbrachen. Das Abenteuer Island 2012 hat einen höchst erfreulichen Abschluss gefunden. In meinem Schädel brummt es von der Reizüberflutung der vergangenen Wochen. Tiefe Zufriedenheit kommt auf und alle Beteiligten freuen sich auf das schöne Zuhause. Selbst unser sofortiges Ausräumen und Wäschewaschen genießen Ulli und ich als Ritual und Willkommensgeste. Finebacke wird in ihrem Laufstall eingesperrt und geparkt. Sie darf unser geschäftiges Treiben jetzt nicht stören und findet sich jauchzend und kreischend mit der Situation ab. Unser riesenhaftes Haus mit dem endlosen Platz in allen Ecken hat seine Bewohner zurück.

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