Reisetagebuch Island 2007

von Ulrike und Thomas Lukasczyk

 

 

 

 

 

1.Tag

Donnerstag 31.05.2007

Tag der Abreise. Mit tonnenweise Lebensmittel an Bord verlassen wir gegen halb neun Uhr morgens die Kiesbergstrasse. Unser Hausherr winkt noch freundlich und macht vom Fenster aus ein Abschiedsfoto. Rauf auf die A5 und nach Norden. Mit satten 80 km/h quälen wir die Breitengrade größer. Endlich kommt Kassel in Sicht und wenig später können wir bei Göttingen ausgekuppelt 90km/h erreichen und werden sofort geblitzt da in der betreffenden Spur 60 war. Sollte tatsächlich ein Strafzettel ins Haus flattern, werde ich Einspruch einlegen, nur um an das Foto zu kommen. Das hänge ich dann eingerahmt im Unimog auf und zeige jedes Mal drauf, wenn einer meint das Teil ist zu langsam. Ein kleiner Abstecher nach Wolfsburg, wo uns Lotti und Kurt was schönes gekocht haben. Spät am Nachmittag geht es weiter Richtung Lüneburger Heide. Lara und Micha erwarten uns, und nach nunmehr 10 Stunden Fahrt beschließen wir bei Steak und Weizenbier den Tag.

 

 

2.Tag

Freitag 01.06.2007

Gegen 9 Uhr brechen wir auf. Die Entlüftungsleitung des Rechten Vorgeleges leckt ein wenig und so fahren wir die nächste Autowerkstatt an. Entgegen unseren Erfahrungen aus Hessen werden wir nicht mit den Worten "Das kann ich aus versicherungstechnischen Gründen" oder "Unimog können wir gar nicht" oder "heute is keiner mehr da" fortgeschickt. Der nette Meister gibt uns etwas Hylomar, und danach dürfen wir sogar unsere Hände noch dort waschen. Leider stellen wir bei Neumünster fest, dass unsere Leitung immer noch leckt und so fahren wir die nächste Mercedes-Nutzfahrzeug Werkstatt an. Nach einer kurzen und freundlichen Anfrage stürzt sich ein netter Mechaniker förmlich auf den Unimog, und wir sollen sofort auf die Grube fahren. Bei der Gelegenheit zieht er noch die Ölwannenschrauben nach, da auch dort etwas Öl abschwitzt. Da uns vollkommen kostenfrei geholfen wurde, halte ich dem Mechaniker einen Zehner hin, den er sich redlich verdient hatte. Er lehnt dankend ab und wünscht uns Gute Fahrt. Ulli und ich stellen fest, dass wir in der falschen Ecke von Deutschland wohnen. Bei einer kleinen Pause auf einem Rasthof spricht mich ein Herr an und möchte unbedingt mal "hinten rein schauen". Wir unterhalten uns ein Minute und kurz danach möchte er, dass ich seinen Sprinter auch so ausbaue. Ich setzte ihn darüber in Kenntnis, dass mit kommerziellen Hintergrund so etwas nicht zu machen ist.....Die Bundesgrenze geht vorbei und wir spulen mit rasanten 80km/h den Kilometerzähler ab. Um 19 Uhr habe ich dann keinen Bock mehr und wir bleiben die Nacht auf einem Campingplatz, nur 1 Stunde von Hanstholm entfernt. Wir fallen mit unserem Ungetüm mächtig auf. Allerdings wäre auf diesem Campingplatz jeder aufgefallen der nicht einen blauen Einachswohnwagen mit blauem Vorzelt gehabt hätte. Ich stelle fest, Dänemark ist das wellige Land mit den roten Häusern und den blauen Wohnwagen welches in seiner Länge stets unterschätzt wird.

 

 

3.Tag

Samstag  02.06.2007

Ich schlafe ausgesprochen gut im Unimog und durch das Periskop kann ich auf dem Binnenmeer Schiffe beobachten. Draußen führen die dänischen Camper ihre Hunde aus und machen die obligatorische Campingplatzrunde. Wenigstes unterscheiden sich die Hunde......Uns hält hier nur die heiße Dusche und die praktischen Wasserfüllschläuche für den Trinkwassertank. Die letzten Kilometer bis Hanstholm vergehen angesichts der schönen Landschaft schnell. Alles kommt mir wieder bekannt vor und so finden wir auch schnell in die Warteschlange der Fähre. Wir erregen mit unserem Unimog etwas Aufsehen und selbst aus der Ferne zeigen die Leute mit dem Finger auf uns. Dabei haben wir noch nicht die größte und höchste Campingschachtel. Wir stehen neben ein paar Schweizer Landrovern und kommen sofort mit anderen Womo-Leuten ins Gespräch. Als Ulli die Ufotür aufmacht um Ihren Rucksack zu holen krümmt sich der Raum um den Unimog und alle Menschen in Sichtweite bewegen sich wie bei einer umgekehrten Explosion auf den Ullimog zu und schauen mit schief gehaltenem Kopf hinten rein. Leider bekomme ich den Vorgang nicht so schnell auf Video. Das wäre zu schön gewesen. Als Ulli die Treppe freigibt trauen sich die mutigsten sogar bis ins Innere und freuen sich über die Führung. Nebenan pfeift der Einweiser in Warnweste mit Funkgerät einen übereifrigen Womo-Fahrer  zurück, der sich offensichtlich falsch eingereiht hatte. Darauf zeigt dieser entschuldigend auf die Dame im Ticketoffice und meint "She said...." Darauf der Einweiser "Don´t ever listen to women.." Schallendes Gelächter und wir machen nette Bekanntschaft, beobachten das Ablegen der Fähre und fahren auch schon los auf unsere kleine Nordseekreuzfahrt.

Hanstholm-Bergen-Lerwick-Sejdisfjördur.

Die obligatorische Whisky Flasche - Ulli wollte Glenlivet haben - wird im Duty-Free gekauft. Wir essen am besten Platz des Schiffes, im Restaurant genau über den Schiffschrauben, zu Abend. Der Preis ist gesalzen, aber dem Buffet mit frischen Krebsen und Muscheln angemessen. Endlich Urlaub

 

 

 

 

 

4.Tag

Sonntag  03.06.2007

Der Tag beginnt mit Frühstück in der Cafeteria der Noröna. Die Ankunft der Fähre in Bergen haben wir natürlich verschlafen. Wir wollten einfach nicht um 4 Uhr aufstehen. Der Kaffee taugt einigermaßen und bereitet uns auf einen totalen Rumgammeltag vor. Ich gehe am Nachmittag noch in die Sauna und Ulli liest ihre Bücher. Abends beobachten wir noch die Ankunft in Lerwick auf den Shetland-Inseln. Ansonsten passiert nicht viel.

 

 

5.Tag

Montag  04.06.2007

Wir beschließen Früh aufzustehen um unsere Frühstücksgutscheine im Faröar-Hotel einzulösen. Bei bestem Sonnenschein verlassen wir das Schiff und fahren mit dem Taxi auf den Berg über Torshavn. Das Frühstück ist eine hochwertige Abwechslung zu dem Schiffsfraß und bei dem spitzenmäßigen Ausblick einfach super. Ich trinke Wiener Melange und beobachte unsere Fähre im Hafen, dahinter das glitzernde Meer...Wir machen einen ausgedehnten Spaziergang durch die bunte Stadt und am Meer entlang. Der Stadtpark ist bei dem Wetter einmalig und wir freuen uns über die Wärme der Sonne. Die Einstrahlung ist derart intensiv, dass wir beide richtig Sonnenbrand bekommen. Pünktlich sind wir wieder auf dem Schiff und lernen auf dem Oberdeck eine nette reiseerfahrene, sächsische Familie mit zwei kleinen Kindern kennen. Wir unterhalten uns eine ganze Weile, den die beiden haben fast jeden Winkel der Erde gesehen. Besonders toll fanden wir deren Selbstverständlichkeit mit zwei Kleinkindern und einem VW-Bus nach Island zum campen zu fahren. Das Mädchen war drei Jahre alt und kannte sich derart gut auf der Fähre aus, dass die Eltern sich abends von Ihr zu Ihrer Kabine führen ließen. Wer schon mal mit der Noröna gefahren ist, weiß wie leicht man sich da auch mal verlaufen kann.

Kurz darauf essen wir bei Rotwein und Steak im Restaurant zu Abend. Draußen bieten die Felsen der Inseln eine einmalige Kulisse. Wir haben zur richtigen Zeit den richtigen Tisch reserviert. Das Schiff beginnt beängstigend zu schaukeln und ich mache mit Sorgen um den Unimog.

 

 

 

 

 

6.Tag

Dienstag  05.06.2007

Die Nacht war sehr schaukelig aber Ulli und ich sind ohne Seekrankheit davongekommen. Wir stehen früh auf um noch genug Zeit zu haben für ein gemütliches Frühstück. Beim Kaffee taucht dann auch Island im Fenster auf und ich sehe zum ersten Mal einen Wal von der Fähre aus. Ulli sieht ihn kurze Zeit später auch. Der Unimog hat keinen Schaden genommen und nachdem zig Holländer mit ihren Wohnwägen rückwärts rangierend die Fähre verlassen haben, reihen auch wir uns in die Schlange vor dem Zoll. Glücklicherweise werden wir sofort durchgewunken und dürfen als harmloses deutsches Ehepaar mit unseren gesamten Lebensmittelvorräten loslegen. Nach Island darf man legal nur 3kg Lebensmittel pro Person mitnehmen. Wir kaufen in Egelstadir ein und rollern die Ringstrasse noch Norden. Ich bin ziemlich fertig und brauche erstmal Ruhe. Ulli übernimmt die Fahrerei und stellt sich recht geschickt an. Als uns dann ein rumänischer Bus bei einem halsbrecherischen Manöver überholt bleibt sie trotzdem gefasst. Wir verlassen die 1 und fahren die 901 um schließlich bei Sänautasel Rast einzulegen. Ulli zaubert in ihrer Küche ein tolles Mittagessen. Das Wetter ist super und der Wind pfeift um den Unimog. Ein Mittagsschlaf ist bitter nötig. Gegen Abend rollern wir auf die Ringstrasse zurück um kurz darauf zum Dettifoss abzubiegen. Der Unimog macht erste Geländeerfahrungen auf der teilweise bösen F862. Von unserem Übernachtungsparkplatz aus machen Ulli und ich noch einen kleinen Abendspaziergang zum Dettifoss, den ich ja schon kenne.

 

 

 

 

7.Tag

Mittwoch  06.06.2007

Auf der Fähre habe ich mir wohl eine kleine Erkältung eingefangen, die mir vor allem Halsschmerzen beschert. Mit viel Tee im Magen brechen wir in aller Frühe zum Dettifoss auf. Bei bestem Sonnenschein sieht er einfach gigantisch aus. Dazu sind wir die einzigen, die den Wasserfall richtig zu sehen bekommen. Die Wohnmobilisten auf der anderen Seite können das Wasser nur über die Kante fließen sehen. Um den Fall richtig sehen zu können muss man laufen oder Holperpiste fahren. Nach dem Fotoausflug rollern wir nach Norden nach Vesturdalur. Wieder ist ein ausgedehnter Mittagsschlaf angesagt. Zum Glück kommen die Fliegen nicht ins innere, die bei Windstille richtig nerven können. So ist das eben in Island, entweder unangenehmer Wind oder unangenehme Fliegen. Wir machen angesichts meiner Erkältung erstmal langsam und laufen eine schöne Rundtour durch die Canyonlandschaft der  Jökulsar. Hier gibt es gigantische Lavaformationen, krasse Basaltsäulen, freistehende und turmhohe verwitterte Vulkanschlote und riesige erstarrte Lavabocken. Gegen 10 Uhr kommen wir einigermaßen fertig und mit vielen Eindrücken am Unimog wieder an.

 

 

 

8.Tag

Donnerstag  07.06.2007

Genesungstag. Ich brauche einen Tag Ruhe und muss im Bett bleiben. Ulli kocht mir Hühnerbrühe und ich komme so langsam wieder in die Gänge. Ich kann mich nicht erinnern an einem Tag so viel und so gut geschlafen zu haben. Und die Tage dauern lang hier oben.

 

 
 
9.Tag

Freitag  08.06.2007

Wir müssen dringend duschen. Ich ziehe den Bach vor aber Ulli besteht auf wärmeres Wasser. Ich bin zuerst dran und eigentlich sind die vielen Mücken nerviger als das kalte Wasser. Da kann man wenigstens schreien, und da wir die einzigen in Vesturdalur sind stört das niemand. Danach ist Ulli an der Reihe und wir stellen fest, dass man mit unserer Wasserversorgung und einer großen Eurokiste hervorragend duschen kann. Sogar Ullis Haare werden gewaschen, und nach Rühreiern mit Zwiebeln und frischen Tomaten brechen wir auf in Richtung Asbyrgi, um eine kleine Tour nach Süden zu laufen, die meinem Gesundheitszustand angemessen ist. Der Canyon ist atemberaubend und die Lava-Formationen sind noch beeindruckender als die im Norden. Gasblasen haben riesige Höhlen in der Lava hinterlassen und im Tal schlängelt sich der Fluss um skurrile Vulkanschlote. Wir laufen noch bis Asbyrgi, einem gewaltigen halbrunden Canyon, der 100m steil abbricht. Hier ist der Sage nach der Hufabdruck von Odins Pferd Sleipnir zu sehen. Auf dem Rückweg im Sonnenschein ist Ulli nicht zu bremsen. Völlig fertig komme ich am Unimog an. Ulli ist superfit und ich staune über ihre Kondition. Wir sind aber beide froh im Inneren endlich vor den Mücken in Sicherheit zu sein. 

 

 

 

10.Tag

Samstag  09.06.2007

Wir brechen früh auf und fahren die kleine Schotterstrasse 861 bis zur Küste. Wir umrunden die Halbinsel Tjörnes und kaufen in Husavik ein. Die Fahrt entlang der Küste ist herrlich, und wenig später entdeckt Ulli einen Reiterhof, der Touren anbietet. Spontan fragen wir an und können uns am selben Tag noch einem zweistündigen Ausritt anschließen. Die Zeit bis dahin überbrücken wir bei bestem Sonnenschein im Hotpod in der Nähe. Der Unimog erregt bei den Isländern große Aufmerksamkeit, und einmal öffne ich sogar die Tür, weil ein kleiner Junge interessiert daran herum klopfte. Wir fahren durchgewärmt zurück zum Reiterhof und erhalten unsere Pferde. Mit uns nehmen noch vier weitere Gäste an dem Ausritt teil, der von zwei Isländerinnen begleitet werden soll. Die Pferde sind angesichts der Jahreszeit und der erst kürzlich vergangenen Winterpause etwas ungehalten, und so wird bereits in der Halle beim Probereiten eine Reiterin abgeworfen. Ein anderes Pferd ist recht bockig, aber mein Gaul scheint in Ordnung zu sein. Ulli hat einen recht stattlichen Isländerwallach mit lustiger Frisur bekommen. Beim Überqueren der ersten Strasse geht wieder eines der fühlingsnervösen Tiere durch und wirft hinter dem folgenden Hügel seine Reiterin ab, deren Helm dabei zu Bruch geht. Wir reiten an der Küste entlang, und mir gelingt es sogar, die Stute in die für Islandpferde typische Gangart "Tölt" zu bekommen. Es ist erstaunlich, welche Energie die "Kleine" zu entfalten vermag. Aber auch ich bleibe nicht verschont und als sich die Gäule zufällig erschrecken, geht auch meine "Stina" durch und rast davon. Ich ziehe kräftig am inneren Zügel und lehne mich in eine enge Kurve. Kurz darauf hat sie sich beruhigt und ich reite zur Gruppe zurück. Ulli ist ganz stolz auf mich, da ich wohl einigermaßen klarkomme. Dies passiert noch ein zweites Mal, und auch dann habe ich die "Kleine" schnell wieder in der Reihe. Die Pferde haben zwar eine Menge Pepp, machen es aber jedem Reiter einfach, sie in den Griff zu bekommen. So bin ich nämlich in der Lage, dem kleinen Pferd jederzeit den Kopf zur Seite zu ziehen, was mir bei einem kräftigen Festlandpferd sicher nicht gelingen würde. Richtung Myvatn machen wir noch schöne Fotos in der Abendsonne.

 

 

 

 

11.Tag

Sonntag  10.06.2007

Auf dem Pferd habe ich ein wenig gefroren, und so meldet sich mein Husten zurück, den ich dummerweise gründlich verschleppt habe. Bei leichtem Fieber bleibe ich wieder den ganzen Tag im Bett, was nichts ausmacht, da wir den ersten Regentag der Reise erleben. In den Regenpausen kommen die Mücken, die ich noch nie so zahlreich erlebt habe. Bei dem Wohnmobil, das gegenüber auf dem Campingplatz steht, sind alle senkrechten Frontflächen mit Mücken so schwarz, dass man den weißen Grund nicht mehr sehen kann.

 

 
 
12.Tag

Montag  11.06.2007

Ulli passt auf mich auf und versorgt mich, da ich noch wackelig auf den Beinen stehe. Wir fahren zur Krafla herauf und machen die üblichen Rentnerrundwege auf den abgesteckten Pfaden. Die Wolken senken sich auf das noch dampfende Lavafeld herab, und erst jetzt passt die Stimmung. Wir brauchen jedoch nach dem halbstündigen Spaziergang eine Aufwärmpause und sind mal wieder froh über unseren Unimog und den Gasherd, der in zwei Minuten zwei Tassen heißen Kakao produziert. Auf der Rückfahrt entdecke ich einen heißen Bach mit Wasserfall, in dem ich natürlich gleich baden muss. Ich möchte danach noch zu der Grotte, die ich vor vier Jahren nicht gesehen habe. Die Öffnung ist so unscheinbar, dass wir zunächst daran vorbei fahren. Es handelt sich um ein natürliches Hallenbad mit metertiefem heißen und glasklarem Wasser. Ulli ist genervt, weil ich ihr mehrfach eine Geschichte von badenden Wikingern erzähle, die sich hier vor der Kälte geflüchtet haben. Ich versuche einen Mittagsschlaf und ruhe mich aus, da ich noch immer nicht fit bin. Gegen Nachmittag, der hier rein zeitlich zu verstehen ist, fahren wir weiter nach Akureyri. Auf dem Weg halte ich mitten in der Pampa bei einer kleinen Werkstatt an, um nach Sikaflex-Kleber zu fragen, da sich eine Leiste am Fahrerhaus gelöst hat. Der Werkstattjuju ist ein richtiger Wikinger mit ärmellosen Kombi und Segelschiff-Tattoos an beiden Armen. Erst ist über und über mit Fahrzeugschrauberdreck beschmiert und zwischen seinen Lippen brennt eine Zigarette, die so aussieht als bestünde ihre Aufgabe darin die Schmiere von den Mundwinkeln fern zu halten. Zu meinem Erstaunen verfügt die Werkstatt auch über die 24V Birnchen, die uns auf den Holperstrassen zu Bruch gingen. Ich muss dran denken, mit welchem Aufwand der Erwerb einer solchen Birne in der DB-NFZ-Niederlassung in Darmstadt verbunden war. Der Werkstattwikinger hat sich nur kurz am Kopf gekratzt, dabei natürlich wieder Schmodder in die Haare geschmiert, und dann aus einem Schrank in der Ecke die begehrten Ersatzteile gezaubert. In Island scheint es ohne ein wenig Zauberei tatsächlich nicht zu laufen. Eine halbe Stunde später fahren wir in den Fjord von Akureyri ein und erreichen den bekannten Campingplatz am Berg. Die Gemütlichkeit kennt keine Grenzen als wir im windumtosten Unimog auf Ullis Laptop DVDs anschauen und heißen Tee trinken. Dazu essen wir die besten Lammfilets, die ich jemals gegessen habe. Ulli hat die Teile frisch besorgt und hervorragend mit Pilzen und Reis zubereitet. Sie ist ganz begeistert von ihrer Küche, aber das ist mir in dem Moment Wurst....ääää...Lammfilet. Ich schiele von Zeit zu Zeit auf die Wetterstation und stelle genüsslich eine Außentemperatur von 4°Celsius fest. Welch ein Luxus im Vergleich zu dem allzu gut bekannten Zelt.

 

 

 

13.Tag

Dienstag  12.06.2007

Richtig ausgeschlafen waschen wir erstmal Wäsche und ich mache die übliche Unimog-Runde. Vorgelege kontrollieren, Öl kontrollieren, unten drunter schauen ob noch alles fest ist. Besonders die vorderen Vorgelege brauchen immer einen kleinen Schluck, der Motor gibt sich mit wenig zufrieden (0,5l / 1000km). Die Sonne scheit wieder herrlich und ganz Akureyri sitzt draußen und trinkt Kaffee. Wir essen ekeliges Deep-fried-Island-Essen und kaufen noch etwas ein. Ich begebe mich zu einer LKW-Werkstatt, da ich einen kleinen Sicherungsring brauche, der sich vom Kupplungsnehmerzylinder gelöst hatte und natürlich nicht vorrätig ist. Zu meinem Erstauen fängt der Mechaniker an das Teil aus einer Blechmutter selber zu bauen. Als ich später mit dem Unimog vor die Werkstatt fahre, entscheiden wir uns für eine christlichere Lösung und sichern den Bolzen mit einem Schnappring. Im Improvisieren sind die Isländer klasse. Endlich rollern wir gegen 17Uhr aus der Stadt. Wir haben viele Kilometer herrlicher Fahrt über die Öxnadalsheidi vor uns und die Farben der Bergwiesen und Moose in dem langwelligen Dämmerlicht sind unbeschreiblich schön. Der Unimog eignet sich ganz gut für längere Fahrten hier oben und die Höchstgeschwindigkeit erreichen wir auch auf der Ringstrasse selten. Das Fahrerhaus ist schön geräumig und die Schwingsitze sind spitze. Zeitweise stürmt es und selbst wenn große LKW auf der engen Strasse an uns vorbeirauschen hält der Unimog stabil die Spur und zeigt keine Tendenz zum Schaukeln oder Schwingen. Über die Berge kommen wir flotter als die anderen LKW und die hohe Sitzposition sowie die senkrechte Scheibe ermöglichen einen weitaus besseren Ausblick als aus einem PKW. Um 20 Uhr habe ich in Hvammstangi keine Lust mehr und wir teilen uns einen riesigen Campingplatz am Hügel mit Meerblick noch mit einem deutschen Paar und ihrem grünen T3.

 

 

 

14.Tag

Mittwoch  13.06.2007

Wir schlafen extrem lang und kommen erst um 14Uhr aus dem Loch gekrochen. Das Nachbarpaar ist aber auch gerade erst aufgestanden und wir sitzen gemeinsam und unterhalten uns noch so lange bis wir entscheiden weiterzufahren, da es sich sonst fast nicht mehr lohnen würde. Ein wenig schade ist es schon, denn wir verstehen uns gut mit Anette und Stefan. Außerdem sind meine Vorurteile mal wieder bestätigt: Nach Island fahren nur Wohnmobilrentner und die einzigen jüngeren Leute sind Paare aus dem Bildungsbürgertum. Wir fahren längere Strecken Schotterstrasse und ich bin begeistert wie der Unimog die Waschbrettoberflächen wegschluckt. Im VW-Bus vor vier Jahren haben wir manchmal gedacht, der arme T3 zerlegt sich jeden Moment. Ich vermute, die Waschbrettoberfläche fahren die Autos in die Fahrbahn, wobei der Abstand der Erhebungen und somit die Frequenz der Erschütterung von der Geschwindigkeit, dem Raddurchmesser, dem Feder-Masse-System der Radaufhängung usw. abhängt. Der Unimog unterscheidet sich offensichtlich in dieser Hinsicht von den meisten Autos, die auf dieser Strasse unterwegs sind. Mit etwas reduziertem Luftdruck bekommt man sogar fast gar nichts mehr mit. Es muss ja schließlich auch einen Vorteil haben 5 Tonnen veraltete Landmaschinentechnik durch ganz Europa zu karren um am Arsch desselben endlich auf seine Kosten zu kommen. Die Halbinsel Snafellsnes, Ulli's Traumziel, ist erreicht. In Eldborg im Süden fahren wir nur einen Campingplatz an, weil dieser angeblich einen Hotpot besitzt. Es hätte in den Bergen nämlich tonnenweise schöne und wilde Übernachtungsplätze gegeben. Dummerweise ist das Wasser veralgt und auch der Rest ist etwas siffig. Egal, die Duschen sind super und heiß....

 

 

 

15.Tag

Donnerstag  14.06.2007

Wie wir es uns am Vortag vorgenommen haben, geht es um 9 Uhr aus den Betten. Wir schaffen es tatsächlich noch vor 10 Uhr den Unimog zu starten und loszulegen. Wir wollen uns die einzige Isländische Tropfsteinhöhle ansehen, die jedoch in keinem Reiseführer vernünftig beschrieben ist. Also juckeln wir erstmal durch das Gelände und probieren mehrere Stichstrassen aus. Letztendlich finden wir das Hinweisschild, das jedoch mitten in der Wildnis steht und fern von jeder erkennbaren Behausung einfach mitten auf ein großes Lavafeld zeigt.  Ein Pfad ist nicht erkennbar und so laufen wir auf eine Steinpyramide zu, die in einiger Entfernung steht. Leider handelt es sich nicht um den Weg zu Höhle und so bleibt uns nichts anderes übrig aus auszuschwärmen und in Sichtweite bleibend weiterzusuchen. Ich entdecke schließlich weitere Steinpyramiden (Steinmännchen), die manchmal nur aus drei Steinen bestehen. Wir folgen den Markierungen etwa 45 min und finden einen unscheinbaren Einbruchkrater, der den Eingang zur Höhle bildet. Dummerweise hat keiner von uns eine Taschenlampe dabei und so muss die Nightt-View-Funktion meiner Videokamera herhalten. Da wird dann der LCD-Monitor umgedreht und zum Scheinwerfer gemacht. Die Grotte ist ganz okay und längere Tropfsteine hätte ich unter einem Lavafeld auch nicht erwartet.  Weiter geht es an der Südküste der Halbinsel nach Budir. Ich brauche erstmal einen Mittagsschlaf und um 18 Uhr laufen wir bei tollem Licht über ein mit Moos bewachsenes Lavafeld direkt am Meer. Vom Rand eines kleinen Kraters überblicken wir die gesamte Umgebung. Auf der Weiterfahrt entdecken wir ein Stück oberhalb der Strasse im Hang einen Vogelfelsen mit kleinen Wasserfällen. Ulli macht sofort Langzeit-Fotos von den Wasserfällen und ich steige in den Felsen ein, wo der Bach herausläuft. Im inneren befindet sich eine grüne Feenhöhle, die nach oben offen ist. Die Vögel überfliegen in Schwärmen den Schlot und das Gekreische mit dem Rauchen des Wassers lässt das Ganze recht zauberhaft wirken. Ulli ist auch ganz begeistert. Nach zwanzig Minuten Fahrt habe ich keinen Bock mehr und wir suchen uns ein gemütliches Plätzchen an der Südspitze gleich unter dem Snafellsnesjökull, der natürlich in Wolken ist. Ulli will gleich ihre Fotos bearbeiten, also kümmere ich mich um das Mitternachtsessen. Im Unimog ist es urgemütlich. Der Seewind bringt Regen aus Südwest und draußen ist es richtig nasskalt. Wir sitzen beide an unseren Rechnern und die Heizung macht was sie am besten kann. Ulli ist ganz begeistert von ihren Fotos. Als kleinen Vorgeschmack gibt es hier das erste Wasserfall-Foto von Ulrike. Die Nacht verbringen wir in Londrangar, an der äußersten Spitze der Halbinsel. Es handelt sich um ein sturmumtostes Kap mit schwarzen Lavaklippen und starker Südwestbrandung. Da es zu regnen beginnt, verziehen wir uns in den Mog und lauschen dem Wind, der den Regen gegen die Außenwand peitscht.

 

 

16.Tag

Freitag  15.06.2007

Zum Glück regnet es nur die Nacht durch und wir müssen feststellen, dass wir bisher noch keinen ganzen Regentag hatten. Ulli will trotzdem nicht raus, weil es so stark bläst, dass fünf alte Weiber einen Besenstiel nicht mehr senkrecht halten können. -Nur so als doofer Männerspruch am Morgen- .  Ich mache jedenfalls einen kleinen Spaziergang an dem recht gruseligen Strand aus Lavakieseln. Zu allem Überfluss liegen noch haufenweise Schiffswrackteile auf den Felsen, die von einem der vielen verunglückten Schiffe stammen. Die verrosteten, genieteten Bleche haben ihre Geschichte und auf einer Tafel ist diese zu lesen. 1948 strandete hier bei heftigstem Seegang ein englischer Trawler. Von den 19 Besatzungsmitgliedern konnten nur 5 von Isländischen Mannschaften geborgen werden. Allerdings überlebten die Havarie nur vier der armen Teufel. Bei diesen Klippen und der Brandung auch kein Wunder. In Hellisandur schauen wir uns das Schiffmuseum an, da bei dem Schmuddelwetter nicht viel mehr drin ist. Wir umrunden die Halbinsel und fahren auf die Nordseite. Prompt wird das Wetter besser. Die Gletscherfahrt muss dennoch ausfallen, da der Snafellsnesjökull gänzlich in Wolken hängt und die Strasse hinauf noch tief verschneit ist. In Olavsvik ist auch nur Museum angesagt. Wir halten nach einem guten Fischrestaurant Ausschau, da wir endlich mal isländisch essen wollen. In Stykkisholmur gibt es endlich eines und einen Campingplatz mit Duschen und ein ordentliches Sch...haus hat es auch. Der Fisch ist wunderbar und vor allem Ulli landet mit "Monkfish" einen richtigen Volltreffer. Mein Cod ist auch nicht von schlechten Eltern und mit einem Bier im Kopf schlendern wir noch zu Leuchtturm im Hafen.

 

 
17.Tag

Samstag  16.06.2007

Der übliche Wartungsrundgang um den Unimog. Der Ölverbrauch vom Motor ist nach wie vor etwa 0,5l /1000km. Die vorderen Vorgelege brauchen etwa 100ml. Hinten ist alles paletti und ich stelle keinen Ölverbrauch (Verlust in das Achsrohr) fest. Ich will endlich in das Hochland und Ulli sucht eine vernünftige Route. Ich wollte nämlich zunächst wieder zur F88 zurück, da wir dort 2003 ohne offizielle Öffnung unterwegs waren und es kein Problem war. Ich mache mir Sorgen wegen der legalen Befahrbarkeit, da das Hochland noch zu ist. Ulli hat einen guten Vorschlag, eine Strecke in der Nähe zu probieren und gegebenenfalls doch zurück zu fahren. Wir entscheiden uns für die F578. Leider verpassen wir auf dem Weg dorthin den berühmten Hraunfossar, da wir beide zu sehr mit der Strasse beschäftigt sind. Schließlich wollen wir den richtigen Einstieg in die Hochlandpiste finden. Als wir in die F578 einbiegen finden wir das "gesperrt-Schild" umgeworfen im Grass liegen. Die Ausrede ist also klar und angesichts des regen Verkehrs sehen wir keinen Grund umzukehren. Dazu zeugen unzählige Staubfahnen im Tal weiter nördlich von der offensichtlichen Ignoranz der zumeist einheimischen Verkehrsteilnehmer. Die Lavahöhle Surtshellir lassen wir uns aber nicht entgehen. Es ist ein eindrucksvolles Tunnelsystem mit teilweise eingestürzten Decken. In die so entstandenen Löcher kann man von oben hereinschauen. Gruseliges Gefühl zu wissen, dass womöglich noch viel mehr Hohlräume unter der Lava sind, die noch nicht einstürzten und womöglich ebenso dünne Decken haben. Wir schielen stets mit einem Auge auf den Verkehr, der die Höhle von Norden her passiert. Schnell wird klar, dass sich die Isländer einen "Dreck" um das Verbot scheren und nach dem zwanzigsten Jeep aus Norden beschließen wir weiterzufahren. Es geht über zwei Furten, die kurz aufeinander folgen. Es sind die ersten nennenswerten Flussdurchquerungen der Reise und der Unimog macht das prima. Dahinter ist die Piste sehr rau, aber gut befahrbar. Nach einigen Kilometern jedoch geht es richtig los und ich erlebe den Unimog zum ersten Mal in schwerem Gelände. Teilweise gibt es Lava-Passagen, bei denen ich um jeden Zentimeter Bodenfreiheit froh bin. Ich frage mich, wie die Landrover das machen, da es oft keine Ausweichmöglichkeit gibt. Manche Stellen sind so steil, dass ich den zweiten Gang brauche um hochzukommen. Oftmals kann man auch keinen Schwung holen weil tiefe Auswaschungen den Sockel der Hänge säumen. Der Unimog verwindet sich manchmal beängstigend und der Allradantrieb muss rein. Anfahren am Berg mit Rahmenverwindung und durchdrehenden Rädern. Danach Schrägfahrten, dass Ulli Angst bekommt (ich womöglich noch mehr). Ich tröste mich in solchen Fällen mit der Militärspezifikation. Der Unimog kann 2t Nutzlast durch schweres Gelände transportieren, wobei man von einem Massepunkt ausgeht, der sich in 80cm Höhe über der Pritschenmitte befindet. Schweres Gelände bedeutet  30° Schräglage und 45° Böschungswinkel bzw. Steigfähigkeit. Meinen Aufbau habe ich so konstruiert, dass ich mit der resultierenden Schwerpunktlage weit darunter bleibe. Als Fahrer wirkt so eine Schräglage immer sehr beängstigend und 30° waren es trotz Bedenken immer noch nicht. Die Furt, die wir auf der Strecke befahren mussten hatte es in sich. Ich bin mehrfach mit Turnhose und Sandalen das Wasser abgelaufen und habe den besten Weg mit Steinen markiert. Erst 30 Meter durch den Fluss und dann noch 20 Meter einen kleinen reißenden Bach entlang, der sich zufällig an der Furt vom Hauptstrom trennt. Das größte Problem waren die großen Steine im Bach und nicht dessen Tiefe oder Strömung. Mit Drehzahl (Auspuff voll Luft) und wenig Geschwindigkeit watete das edle Stück schwäbischen Maschinenbaus durch die Fluten und ich war selig. Die Strecke ging noch schlimmer weiter und zumeist fuhr ich im dritten Gang. Schneller war einfach nicht drin und ich folgere daraus; Im Gelände braucht es weder schnelle Achsen, noch Splitgetriebe aber definitiv Schwingsitze. Ich bin fasziniert von den Fähigkeiten des Unimogs. Um 21 Uhr haben wir keinen Bock mehr und halten in Alftakrokur an, wo eine Isländische Familie am Fischen ist. Ich mache zur Feier des Tages ein Festessen mit Wein während der Wind um die Alukiste tobt.

 

 

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18.Tag

Sonntag  17.06.2007

Der Horrortag fängt ganz harmlos an. Ulli schläft bis Mittag und auch ich komme nicht aus dem Bett. Sie fühlt sich nicht so gut und möchte lieber den ganzen Tag lesen. Ich mache eine fünfstündige Wanderung durch das Hochland in ein riesiges Lavafeld hinein. Vorher erkundige ich mich bei den Isländern noch nach der Befahrbarkeit der Piste. Der kleine 10-jährige Sohn spricht gutes Englisch und meint es währe kein Problem. Ich schenke ihm zwei süße Riegel und mache mich auf die Tour. Ulli bleibt im Mog und um 17 Uhr komme ich wieder dort an. Wir kochen ein gutes Essen mit Fleisch und wollen gemütlich weiterfahren. Die Piste von gestern hatte es in sich, war aber  immer zu schaffen, wenn auch sehr langsam. Also rollern wir die F578 weiter, die sich auch auf diesem Abschnitt in einem furchtbaren Zustand befindet. Schlaglöcher von 50cm Tiefe und ausgefahrene Rinnen, die wieder mal die ganze Bodenfreiheit brauchen. An einer Stelle muss ich Steine zusammensammeln und unterlegen, da eine Auswaschung einfach zu tief ist. Vorsichtig drüber fahren während Ulli aussteigen muss. Es klappt alles ganz prima doch wenig später sinken wir bis zur Achse ein. Dummerweise war das der Strasse  überhaupt nicht anzusehen und der Boden oben drauf war bis auf eine Tiefe von 5cm trocken. Leider ist offensichtlich von der Schneeschmelze noch viel Wasser im Boden und der Mog ist für seine Auflagefläche bekanntlich sehr schwer. Jedenfalls werfen Ulli und ich flache Steine in die tiefen Morastspuren und da es leicht bergauf geht versuche ich es Rückwärts mit Differentialsperre und im ersten Gang mit Aufschaukeln bergab. Ich brauche ein paar Anläufe, bekomme den Mog aber wieder frei. Da kommt mir doch die Erfahrung am Flugplatz zugute, als ich die Lepos immer aus dem Schlamm fahren musste, die der Tobias versenkt hatte. Ulli ist vom meinen Fahrkünsten ganz angetan, ich dagegen eher erleichtert wieder draußen zu sein. Es ist ein mieses Gefühl zu wissen, dass man mit einem LKW auf einer Piste unterwegs ist, die ein LKW-Abschlepper nicht befahren kann. Dazu befinden wir uns weitab von jeder Behausung. Zum Glück gibt es zunächst keinen weiteren weichen Boden und wir fahren munter weiter. Gleich fällt uns ein isländischer Superjeep auf, der auf einer Anhöhe wartet und der offensichtlich die kommende Problemstelle kennt. Durch die erste Schlammgrube wurschteln wir uns noch durch, die zweite wird uns dann zum Verhängnis. Zum Glück kommt der Isländer angefahren, als ob er nur auf unser Missgeschick gewartet hat. Später erzählt mir Ulli, das die Isländer abgewartet haben welche Richtung wir fahren und wären wir anders abgebogen, hätten sie uns zurückgepfiffen, da die Piste wohl absolut unbefahrbar war. Trotzdem stecken wir bis zur Achse im Schlamm und der Mog bewegt sich nicht mehr. Jetzt nur nicht nicht festwühlen. Ich zweifle zunächst an der Zugkraft des Toyotas, der zwar Monsterreifen hat, aber höchstens zwei Tonnen wiegt. Er zerrt uns aber prompt auf den Teppich zurück, wobei der Mog im ersten Gang mit allen Sperren drin sicher auch seinen Anteil hatte. Ich bin optimistisch und trinke mit dem Isländer einen kleinen Schluck Whisky, der ihm vorzüglich schmeckt. Die nächste Schlammpassage zieht beängstigend aus und ich beschließe auch dem Rat des Isländers folgend, der wie sich herausstelle in einem Bergungsteam arbeitet, außen herum zu fahren. Möglicherweise war das der Fehler den kurz darauf steckt der Mog wieder fest und hat sich zu allem Überfluss auch noch zwischen zwei großen Felsbrocken eingegraben. Es ist wie verhext und wir produzieren nur weich gerührte braune Suppe. Ulli bleibt ganz locker und ich dachte in so einem Moment nicht im Traum daran das ganze auf Video festzuhalten. Wir zerren und reißen und der Toyota dreht nur durch und wühlt sich ebenfalls in die Patsche. Ich versuche die Schwingmethode und brauche im ersten Gang alle Pferde des OM352. Es hilft alles nichts und so sammeln alle Anwesenden Steinbrocken aus der Umgebung ein und werfen sie in die Brühe vor die Räder. Das größte Problem sind die großen Felsbrocken über die man nicht drüber kommt. Nach 2 Stunden und unzähligen Versuchen die immer auf den letzten Zentimetern scheiterten gebe noch einmal alles und wie in Zeitlupe und bei jedem Vorwärts-Rückwärts-Rüttler einen Milimeter mehr befreit sich der Mog ganz langsam aus dem Matsch und erreicht schließlich wieder feste Erde. Die Bilanz ist ein angeschlagener Abwassertank und eine zurück gebogene Trittstufe. Alles Kleinigkeiten und ich bin richtig froh, dass bei der Berserkerei kein Fahrwerksteil Schaden genommen hat. Wer nämlich genau hinschaut erkennt auf dem langen Bild die Schleifspur, die das Differentialgehäuse in der oberen, trockenen Schlammschicht hinterlassen hat. Laut den Isländern ist der schlimmste Teil geschafft und so erreichen wir im Konvoi wenig später die rettende Schotterstrasse. Mein Bedarf an Offroad- bzw. Hochlandabenteuer ist für den Urlaub gedeckt und ich beschließe so schnell keine der gefürchteten schwierigen Pisten mehr zu befahren. Am Anfang der Schotterstrasse befindet sich noch eine Fischerhütte, neben der wir die Nacht verbringen. Während Ulli den Mog innen aufräumt repariere ich den demolierten Abwassertank und klopfe die verbogenen Halteeisen wieder in Form und verschweiße die Löcher. Wir sind noch mal mit einem blauen Auge davon gekommen. Und die Moral von der Geschicht, Im Juni geht es ins Hochland nicht. Was für ein erster Hochzeitstag. Ich brauche eine ganze Tasse Whisky um wieder runterzukommen.

In technischer Hinsicht ziehe ich folgende Bilanz: Reifen können im Gelände nicht groß genug sein und jedes Kilo weniger am Mog zählt. Der Isländer hatte nicht ansatzweise die Probleme die wir hatten, da er seine zwei Tonnen Gewicht auf fast lächerlich wirkende Monsterpuschen verteilte (auch haben will). Mit solchen Teilen kann man allerdings keine 1000km Autobahn zur Fähre fahren. Außerdem dachte ich immer Unimogreifen sind teuer. Der "Wendehebel" mit dem man die unteren vier Gänge auch rückwärts schalten kann ist zum Aufschaukeln unerlässlich.  Zudem ist man als Einzelfahrer der Arsch, auch wenn wir in unserem Fall weder verhungert noch erfroren wären.

 

 

 

19.Tag

Montag  18.06.2007

Wir schlafen mal wieder ewig und so gegen 13 Uhr halte ich es nicht mehr aus und gehe mich am See waschen. Die Staubfliegen fressen mich derart auf, dass ich mir beim rasieren nur schwarze Fliegenmatsche aus dem Gesicht schabe. Jetzt ist mir auch klar woher der Fischreichtum der Seen aus der Umgebung herkommt. Ich fliehe in den Unimog und mache schnell die Tür zu. Natürlich landen dabei zigtausend Fliegen im inneren. Ulli und ich haben jedoch einen kleinen Trick herausgefunden: Einfach das Dachfenster offen lassen. Da fliegen die Biester in das Licht und sind weg. Zum Glück sind die Nervensägen so bescheuert und finden nicht wieder zurück. Die Schotterstrasse zurück ist zwar befahrbar, jedoch zumeist nur mit 20km/h und mit extremer Rüttelei. Die arme Ulli und der arme Mog. Nach dreißig Kilometern und etwa 2 Stunden schaffen wir es wenigstens zum Anfang der Wellblechpiste, was der Unimog tadellos schluckt. Als das Tal dann ausläuft führt die Piste über eine schmale, einspurige Brücke aus Holzbohlen. 40 Meter darunter donnert ein reißender Gebirgsbach durch eine Schlucht. Ich beschließe einfach, dass die Brücke hält und offensichtlich hat sie ja auch. Endlich erreichen wir gewalzte Schotterpiste und ich genieße den sichtbaren Tachoausschlag, der nunmehr 30 Minuten dauert. In Laugarbakki geht es auf Asphalt und ich glaube schon zu fliegen. Wir sind fix und fertig und fahren die erste Tankstelle an. Der Mog sieht aus wie die Sau und ich verbringe 1 Stunde damit den Dreck abzuwaschen und eine weitere damit den Putzplatz vom Schlamm zu säubern. Der Tankwart ist ein eingewanderter Korse, der sich so freut mit Ulli französisch zu reden, dass er uns umsonst in den zu der Tankstelle gehörenden Hotpot lässt. Leider ist der viel zu heiß und so rumpeln wir weiter. Wir haben aber beide Badelust und fahren in das nahe Svinadalur nach Reykir. Dort hat es ein Wahnsinnssportzentrum mit riesigem Schwimmbad und Blick in das Tal. Wir sind die einzigen Benutzer und freuen uns über die Abendsonne, die hier nie zu scheinen aufhört. Durchgeweicht und entspannt, denn in Island haben alle Schwimmbäder mindestens 35°C, steuern wir einen schönen kleinen Campingplatz in einem Birkenwäldchen an. Wir fahren über enorm große Pferdeweiden und beobachten einen ganze Weile lang eine Herde mit Fohlen und einem beeindruckenden Leithengst. Auf dem Zeltplatz sind wieder die einzigen Gäste und bei "Pride und Predjudice" (selbstverständlich das BBC Original) aus dem Laptop schlafen wir beide ein.

 

 

 

 

 

20.Tag

Dienstag  19.06.2007

Strahlender Sonnenschein und ein stahlblauer Himmel wecken uns. Ich laufe barfuss zum Klo und rasiere mir im Freien den Kopf. Ulli hat Tatendrang und möchte unbedingt bei diesem Wetter reiten gehen. Auf dem Hof, auf dem wir zu Gast sind wird das zwar auch angeboten, die Leute waren aber etwas assi und die Pferde sahen ungepflegt aus. Also fahren wir über den Pass nach Varmahlid in ein großes Reitsportzentrum. Die Leute sind sehr nett und das ganze macht einen organisierten Eindruck. Also buchen wir gleich eine zweistündige Tour und erhalten kurz darauf die Wegbeschreibung zu dem Stall. Kurz vor unserem Ziel müssen wir zwei kleine, wieder einspurige, Brücken überfahren. Es steht zwar ein Schild mit max. 7t dran, die traue ich dem Holzteil allerdings nicht so ganz zu. Es führen LKW-Spuren an der Brücke vorbei und durch den Fluss. Möglicherweise machen das die schweren Fahrzeuge so und wir sind keine Ausnahme. Diesmal fährt allerdings Ulli und ich filme die Fahrt von der Brücke aus. Der Stall ist tiptop und die Mädels, die als Führer arbeiten machen einen guten Eindruck. Die Pferde sind traumhaft und ich erhalte einen ganz besonders hübschen Wallach, der Willi heißt. Ulli und ich bekommen unsere eigene Führerin, eine nette Isländerin. Der Ausritt durch das grüne Bertal mit schneegesäumten Bergen ist einmalig. Auf den Wiesen blüht Löwenzahn und wir "tölten" mit unserer kleinen Karawane hindurch. Ein Fluss wird durchwatet, der so tief ist, dass der Collie der Isländerin zu schwimmen anfängt und ein ganzes Stück abgetrieben wird. Das scheint ihn jedoch nicht zu stören und schon kommt er angerast. Mein Pferd ist genial und rennt wie die Wucht. Er "töltet" richtig schön und geht schön am Zügel. Die nächste Flussquerung ist noch schwieriger aber die Islandpferde machen alles mit. Wir haben einen Mordsspaß und am Ende galoppieren wir die letzte Strecke in den Stall zurück. Der Ausritt war einfach super und eine der schönsten Erlebnisse, die ich als Reiter gemacht habe. Bei Hamburgern mit Pommes sprechen Ulli und ich noch lange über die Pferde und beobachten die Rentner, die gerade aus einem der Touristenbusse aussteigen. Die Torffarm "Glaumbaer" ist ganz in der Nähe und da das Wetter schlechter wird, beschließen wir den Besuch. Nachdem der Omatransportbus weitergefahren ist, haben wir das Museum für uns und verbringen eine ganze Zeit darin.

Mich zieht es wieder ins Hochland. Allerdings möchte ich den Rappelpisten, Schlammbahnen, Lehmgruben und Tachonullausschlagpassagen fernbleiben. Es bietet sich die F35 "Kjörlur" an, die wir bis Hvervellir fahren. Das ist ein Geothermalgebiet mitten in der Wildnis. Der Weg durch das Hochland ist einmalig und der Mog bügelt mal wieder schön alle Waschbrettpisten glatt. Am Horizont ist oftmals der Hofsjöküll zu sehen. Ich halte ihn für den schönsten Gletscher Islands, weil er oben sehr rund ist und die Hänge steil abfallen. Im Natur-Hotpot genießen Ulli und ich den Sonnenuntergang.

 

7MB Furtvideo.wmv

 

 

 

21.Tag

Mittwoch  20.06.2007

Optermal mehr als drei Wochen Urlaub zu haben. Die Arbeitsbedingungen in Deutschland sind gar nicht so schlecht. Wir pennen wieder mal bis in die Puppen, und erst nachdem der dritte leere Touristenbus wieder weg ist, stehen wir auf und waschen uns ausgiebig. Ich gehe noch den Hüttenwirt fragen, ob die Piste nach Kerlingarfjöll in Ordnung ist. Der Kerl hat keine Ahnung, obwohl unser nächstes Ziel keine dreißig Kilometer weg ist. Wir wollen es versuchen und rumpeln wieder los. Die Weiterfahrt durch das Hochland ist bei strahlendem Sonnenschein atemberaubend. Endlose und wüstenmäßige Weiten, vergletscherte Berge, viele kleine Seen, Sandsturmwolken und glasklare Flüsse. Der Unimog ist eigentlich viel zu schnell, um das alles richtig aufzunehmen, und so lassen wir uns Zeit und fahren ganz langsam. Die Abzweigung ist irgendwann erreicht, und wir wagen es. Die Piste stellt sich als vollkommen harmlos heraus, und die zwei kleinen Bäche, die wir durchfahren, sind nicht der Rede wert. Wir bleiben mitten in dem ersten Flüsschen stehen, um Wasser nachzutanken. Dazu mache ich die Klappleiter auf und schöpfe - wie von einem kleinen Bootssteg aus - mit dem Mülleimer das klare Wasser in den Tank. Ulli hält den Trichter, und als der Tank voll, ist kommt Micropur drauf. Genau in diesem Moment kommt ein Franzose mit einem kleinen Jeep, der die durch uns blockierte Furt durchfahren will. Komisch, wir sehen den ganzen Tag kein Verkehr und jetzt muss der genau in den fünf Minuten an uns vorbei. Zum Glück ist der Fluss so flach, dass ich ihn überreden kann um den Unimog herum zu fahren. Wenig später treffen wir ihn wieder, da er nicht wagt die nächste kleine Furt zu durchfahren. Ich ziehe mir die Schuhe aus und stapfe erstmal durch den Fluss, der tatsächlich absolut harmlos ist. Der Franzose ist nach wie vor skeptisch und traut sich erst, als noch ein weiterer asiatischer Minijeep aus der anderen Richtung kommt und es vormacht. Ich filme die ganze Geschichte und finde sogar eine Stelle, wo man den Fluss mit Stiefeln durchspringen kann. Kurz darauf kommen wir in Kerlingarfjöll an. Wir sind mit dem Franzosen die einzigen Gäste, und die drei Hüttenwart-Mädels begrüßen uns freundlich. Ulli ist müde und will gleich einen Mittagsschlaf machen. Ich bin aber voller Tatandrang und laufe eine kleine Wandertour durch das Geothermalgebiet. Dabei mache ich bei bester Beleuchtung Bilder von den Fumarolen und Minigeysiren. Das Gelände ist eindrucksvoll und riesig. In der endlosen Abendsonne laufe ich zum Mog zurück, wo mich Ulli erwartet. Ich koche uns eine Hühnersuppe und dann gibt es noch Bratkartoffeln mit Erbsen und Möhren. Bei "North & South" aus dem DVD-Player beschließen wir den Abend.

 

 

22.Tag

Donnerstag  21.06.2007

Ausschlafen ohne Ende. Wir haben bis zwei Uhr Video geschaut und kommen wieder mal nicht aus der Kiste. Das Wetter ist nicht so toll und die Berge etwas weiter oben am Geysirgebiet sind in den Wolken. Die Außentemperatur beträgt nur 5°C und es geht ein kalter Wind. Zum Glück hat es ja ein paar gute Bücher und wir lesen wie wild. Mein Buch "Todeshauch", ein isländischer Krimi, wird gerade sehr spannend und ganz schrecklich und abartig megabrutal. Ich muss sogar manchmal eine Lesepause mache, weil ich es gar nicht fassen kann. Jedenfalls werden wir um 15 Uhr mit unseren Büchern fertig und brechen auf. Aufgrund des Zeitverlustes fahren wir mit dem Unimog zu dem Geothermalgebiet. Der Weg führt über eine extrem steile Schotterpiste, die ich ja am Vortag schon gelaufen bin. Ich möchte, dass Ulli fährt. Sie soll sich auch an das Gelände gewöhnen und ein Gefühl für den Unimog entwickeln. Ulli macht das prima und steuert den Unimog sicher auf eine kleine Anhöhe, die offensichtlich als Parkplatz des Gebietes fungiert. Wir verbringen die nächsten Stunden bei den warmen Flüssen und Fumarolen. Ich finde es jedes mal spannend, wenn sich die kleinen Flüsschen mit ihren unterschiedlichen Temperaturen mischen. Es gibt heiße, lauwarme und eiskalte Bäche. Auf dem Gelände liegt teilweise noch viel Schnee, und so sind alle Temperaturen vertreten. Alle Farben werden ohnehin geboten, und es sieht so aus, als ob jede heiße Quelle Lehm in einer anderen Schattierung produziert. Überall zischt, faucht, poltert, rauscht oder plätschert es. Es riecht je nach Windrichtung beißend nach Schwefel, und oftmals nimmt einem der warme Dampf die Sicht. Ulli ist sehr beschäftigt und macht haufenweise Wasserfall-Langbelichtungsbilder mit Stativ. Außer uns ist noch ein "Bildungsbürgertums-Paar" und ein "Österreicher" zwischen den roten Hügeln unterwegs. Man kann die Leute hier nämlich ewig weit sehen, da es keine Bäume gibt. Nach sechs Stunden sind wir am Ende und stapfen zum Unimog zurück. Der Blick auf den nahen Gletscher Hofsjökull ist der Hammer. Ich würde die Nacht gerne auf dem Pass verbringen, Ulli will aber zurück auf die Wiese an der Hütte, um am nächsten Tag heiß zu baden. Also fahren wir die steile Piste wieder runter und parken auf dem "alten" Platz. Ulli kocht Rösti mit Pilzen und Käse. Um Mitternacht sitzen wir an unseren Laptops und bearbeiten die Fotos des Tages. Ulrike erzählt stolz schon 2000 Bilder in diesem Urlaub gemacht zu haben. Ihre Wechselplatte ist gut gefüllt , sie hat schon unzählige Wasserfall Bilder. Nebel umgibt den Unimog, und wir werden langsam müde. Am anderen Ende der Campingwiese steht noch ein einsames, kleines, gelbes Zelt.

 

 

 

23.Tag

Freitag  22.06.2007

Das Wetter ist uns wieder sehr gnädig. Ich bin überaus unternehmungslustig und will in die Berge. Ulli hat nur schlafen im Kopf und ich gewöhne mir an, sie so gegen 11 Uhr wach zu ärgern. Ich glaube, sonst würde sie überhaupt nicht mehr aufwachen. Einmal hat sie nach dem Aufstehen gesagt: "Ich habe so lange geschlafen bis ich Rückenweh bekommen habe". Wir packen den kleinen Rucksack und legen los. Da Ulli heute nicht fit ist, versuchen wir es mit einer kleinen, einfachen Runde. Schon nach wenigen Kilometern stellt sich heraus, dass Ulli heute nicht laufen kann. Sie bekommt den Unimogschlüssel und läuft zurück, um sich ins Bett zu legen. Ich steige weiter bergauf und bemerke, dass sich alle Wolken von den Gipfeln verzogen haben. Das beschleunigt meine Schritte. Jetzt möchte ich unbedingt auf den höchsten Gipfel der Kerlingarfjöll. Mit mittlerem Puls gewinne ich Höhe und stopfe beim Laufen eine Tüte Haribo-Frösche als Schnellzucker hinein. Ich gerate einigermaßen in Schweiß und treffe unseren neuen Bekannten am Ausgangspunkt der Gipfeltour. Diese ist relativ kurz und führt fast komplett über ein steil wirkendes Schneefeld. Ich habe meine Steigeisen nicht dabei und auch die Wanderstöcke liegen im Unimog. Im Berg erkenne ich auf halber Höhe zwei Bergsteiger, die eine schöne gerade Spur machen. Ich wage den Versuch und steige hinterher. Der Schnee ist weich und hervorragend begehbar. Das Schneefeld fällt nicht so stark ab wie es von unten wirkt. Den Spuren zu Folge steigen die beiden ohne Steigeisen. Ich stelle verblüfft fest, deutlich schneller zu steigen und nach dreißig Minuten habe ich die beiden eingeholt. Es handelt sich um ein "Bildungsbürger-Paar" aus Österreich, die offensichtlich Alpin-Erfahrung haben. Wir steigen die letzten 100 Höhenmeter gemeinsam. Der Ausblick ist genial. Ich erinnere mich nicht daran, in Island je eine solche Fernsicht gehabt zu haben. Hofsjökull, Langjökull, Vatnajökull und die Hekla sind gut zu sehen. Die Sicht beträgt mindestens
80 km, und die Luft ist glasklar. Die Geothermalgebiete in den Tälern wirken farblich fast künstlich. Dabei stelle ich erstaunt fest, dass es viel größer ist, als von unten angenommen. Über dem Sattel gibt es noch ebenso viele Fumarolen, nur sind diese von der Strasse aus nicht zugänglich. Sogar 150 m unterhalb des Gipfels entdecke ich Dampf, welcher aus der sonst geschlossenen Schneedecke quillt. Ich brauche eine ganze Weile, um von dem Rauschzustand herunterzukommen und beschließe kurz eine Passage über die restlichen Gipfel des Kerlingarfjöll zu gehen. Der Grat ist schneefrei, daher kann man die Sattel ohne großen Höhenverlust gehen. Der Abstieg erfolgt über einen südlichen Geröllhang, und die letzten Höhenmeter rutsche ich ein Schneefeld hinunter. Welch ein Ausflug!

 

 

 

24.Tag

Samstag  23.06.2007

Unsere normale Aufstehzeit wird eingehalten. Wir nehmen uns Zeit und frühstücken in Ruhe im Unimog. Der Wind pfeift ganz schön heute und unser neuer Bekannter leistet uns Gesellschaft. Wir erzählen noch einige Stunden und machen uns gegen 14 Uhr auf den Weg, die Kjölur nach Süden durchzufahren. Schon nach wenigen Kilometern geraten wir in einen waschechten Hochlandsandsturm. Alles ist voll mit feinstem Staub, und teilweise ist die Sicht richtig schlecht. Die Piste rüttelt uns ganz schön durch. Wir hoffen vergebens, dass die Straße weiter unten besser wird. Endlich ist 5 Kilometer vor dem Gullfoss der rettende Asphalt erreicht. 2003 waren es noch einige Kilometer weniger, und kurz vor dem Wasserfall wurde es rappelig. Der Mog ist noch ganz und ich genieße das Summen der Reifen auf dem nagelneuen Strassenbelag. Da Ulli den größten Wasserfall Islands noch nie im Sonnenschein gesehen hat, parken wir auch zwischen den vielen Touristen und laufen die Holzstege herunter. Ich brauche unbedingt eine Cola-Light, und so gehen wir auch in das nahe Cafe. Das Wetter ist unglaublich. Wir fahren durch grüne Wiesen und sehen wieder überall Pferde. Also lassen wir auch den nahen Geysir nicht aus. Die Touristen gehen mir aber auf den Nerv, da ständig einer in mein Bild laufen muss. Es bläst sowieso wie Hechtsuppe, also hält uns nichts mehr hier. Auf den guten Strassen schaffen wir schnell die Strecke bis Stöng, wo ich das Schwimmbad wieder sehe, in dem ich mit dem Tobias derzeit den Wanderdreck aufgeweicht habe. In der Nähe gibt es einen schönen Campingplatz in einem künstlich angelegten Kiefernwäldchen. Ich steuere den Unimog zwischen den kleinen Bäumen hindurch und drücke den Nullförderknopf. Ein netter Isländer interessiert sich gleich für unser Fahrzeug und nach dem Abendessen kommen wir ins Gespräch. Bei Whisky, Cognac und Weißwein plaudern wir noch bis spät in die Nacht mit Gunnar und Asta. Ich bin hackedicht und die Literflasche Glenlivet ist platt. Jedenfalls fahre ich gehörig Karussell. Ausnahmsweise dreht sich die Welt um mich.

 

 

 

25.Tag

Sonntag  24.06.2007

Kopfweh habe ich nicht, aber etwas matt fühle ich mich schon, als ich um 11 Uhr durch das Periskop schaue und die Lage peile. Unsere isländischen Nachbarn stehen auch gerade erst auf, und so quäle ich mich in den Tag. Ulli ist fit und hat offensichtlich einige Stunden früher gewusst, wann gut ist. Wir machen einen kleinen Spaziergang durch den winzigen Wald aus angepflanzten kanadischen Fichten und Kiefern. Er wirkt wenig typisch für Island, und ich muss immer an Nordnorwegen oder Kanada denken. Die Bewegung und die frische Luft sind gut für mich, und bei unverhältnismäßig warmen 17°C kommen wir sogar ins Schwitzen. Ich gehe noch mal um den Mog und entdecken die Ursache des Brandgeruchs, den ich manchmal im Fahrerhaus wahrnehme. Auf den Wellblech-Waschbrett-Steinschüttel-Geröllpisten ist das Auspuffrohr um 5cm nach hinten in den Topf gerutscht. Dabei hat das vordere Ende unglücklicherweise das Kunststofflager des vorderen Stabilisators berührt und etwas angeschmurgelt. Alles ist halb so wild, und schnell ist das wieder klar. Abschied von Gunnar und Asta und auf geht's nach Stöng. Der Nachbau des Wikingerhofes ist beeindruckend, und wir sind die einzigen Gäste in dem Museum. Kurz darauf machen wir auch noch den Abstecher zu dem Original. Viel schöner und interessanter sind jedoch die Wasserfälle einen Kilometer das Tal hinauf. Ulli und ich machen haufenweise Fotos. Lange halten wir uns jedoch nicht auf, weil wir noch die Strecke Landmanalaugar-Edgja fahren wollen. Aus Zeitgründen haben wir uns gegen die ursprünglich geplante Sprengisandur entschieden. Die F225 beginnt haarstäubend, und ich wundere mich über die kleinen Jappojeeps und sogar über einen Renault 19 in Begleitung von zwei Landrovern, die uns entgegen kommen. Furchtbarstes Wellblech und ein weiteres bar muss die vorderen Reifen verlassen. Die Strecke ist landschaftlich wunderschön und sehr abwechslungsreich. Teilweise geht es durch feinen Lavasand und durch riesige Felsen hindurch. Die Hänge haben die unterschiedlichsten Farben, nur leider bleibt die Piste schlecht. Sie ist zwar gut fahrbar, aber sehr holprig und wir fragen uns, ob wir auf weitere 80 km Geschüttel Lust haben. Plötzlich und ganz überraschend ist die Piste aber dann superglatt und macht richtig Spaß. An der ersten Furt treffen wir einen Amerikaner, der darauf wartet, dass wir durchfahren und ihm die Furt zeigen. "Is this a Mog?" fragt er kurz und kann wohl meine Bedenken nicht ganz nachvollziehen. Ich habe auch keine Angst vor der Wassertiefe, sondern vor dem Matsch in der Ein- und Ausfahrt. Ich teste das Ganze mit der Vorderachse und als diese nur ganz wenig einsinkt, gibt es Fördermenge. Der Mog rumpelt ganz normal durch die Fuhrt, und der Amerikaner folgt sofort nach. Das Wasser läuft ihm allerdings schon über die Haube seines Asia-SUVs, aber Probleme gibt es keine. Gegen 20 Uhr sind wir in Landmanalaugar, kaufen ein, machen Furtfotos und tanken Wasser nach. Die weitere Strecke F208 ist eine der schönsten, die ich in Island gefahren bin. Eine ruhige und glatte Piste durch Lavasand-Täler mit bunten Hängen und urigen Lavabergen. Dazu machen wir mindestens 10 Furten (wenn man die kleinen mitzählt waren es über 20), und ich freue mich wahnsinnig über den Unimog. Allrad rein und im dritten Gang durch. Endlich keine Gedanken mehr machen, ob man es schafft. Ulli ist schon ganz genervt, weil ich sie immer am anderen Ufer absetzte und zurückfahre, um die Durchfahrt zu filmen. Die Wasser sind selten tiefer als 50 cm und völlig problemlos. Allerdings tauchen wir einmal richtig die Stosstange ein, und die Scheinwerfer leuchten unter Wasser. Eine echte Herausforderung  waren die Flüsse für den Mog nie, aber ich habe trotzdem einen Reisengaudi. Auf einem Hügel mit genialer Aussicht stellen wir den braven Mog für die Nacht ab.

Nur zur Information. Auf dem letzten Foto steht der Unimog nur in einer Pfütze, die keineswegs als Furt zählt. Wir haben nur kurz vor dem Schlafen gehen festgestellt, dass wir bisher nur Filme gemacht haben und keine Fotos vom Unimog im Wasser haben. Wir fanden aber beide, dass sich unsere tapferer Gefährte trotzdem ein Bild an dieser Stelle verdient hat, auch wenn es die den tatsächlichen Anstrengungen nicht gerecht wird. Praktischerwiese war das Loch so flach, dass der Fotograf aussteigen konnte, um das Bild zu machen.

 

 

 

 

26.Tag

Montag  25.06.2007

Die Aussicht bei Tageslicht ist noch besser. Das erste Bild entstand um 2 Uhr nachts. Ich mache gleich ein Panorama und zum Frühstück lassen wir uns viel Zeit und schauen immer wieder aus dem Fenster. Wir stehen wirklich auf einem kleinen Gipfel. Die Hochlandstrasse führt um unseren Hügel herum und es ist sehr interessant die Leute zu beobachten, die hier unterwegs sind. In Island trifft man sich zufällig immer wieder, da die Insel verkehrsmäßig klein ist. So sehen wir einige Hochlandfahrer, die wir schon in Landmannalaugar getroffen haben. Ulli ist feste am fotografieren als ein "Bildungsbürgertum-Paar" auf Moutainbikes neben dem Unimog hält, um ebenfalls die Aussicht zu genießen. Es sind Daniel und Emilie aus Schweden, und wir haben viel zu erzählen. Die beiden sind richtig viel auf Achse und haben outdoormäßig schon viel gemacht und erlebt. Es machte auch durchaus den Eindruck, dass die beiden absolut wissen, worauf sie sich eingelassen haben. Daniel braucht für sein Fahrrad eine 6er Schraube für die Bremse, die sich irgendwo auf dem Waschbrett rausgerüttelt hat. Ich suche den Mog ab, finde aber auf die Schnelle keine Schraube, die ich entbehren kann und baue ihm kurzerhand eine Drehmomentstütze aus einem Kleiderbügelhaken. Ich hoffe außer Reichweite zu sein, wenn er sie einsetzt und sich tierisch wickelt. Die Bremse klappert zumindest erstmal nicht mehr. Angesichts des schönen Tages beschließen wir aufzubrechen und fahren unserer Wege. Etwas unterhalb verschwindet Daniel in einer Staubwolke und steigt über den Lenker ab. Ich mache mir schon Sorgen den Sturz durch meine Mc-Guiver Fummelei verursacht zu haben, als uns Emilie zu sich herüberwinkt. Daniel ist durch den tiefen Lavasand gefahren und hat dabei einen größeren Stein übersehen und sich dabei das Vorderrad total zersemmelt. Aber zum Glück sind wir ja da und nehmen die beiden die 50km zur Ringstrasse mit. Der nächste Fahradladen ist in Sellfoss, 200km nach Westen. Unsere Fähre fährt aber demnächst und so fahren wir gemeinsam nach Höfn, 200km gen Osten. Einen kleinen Stop machen wir an dem Gletschersee Jökulsarlon. Als wir uns am Campingplatz in Höfn nach einem Fahrradladen erkundigen läuft alles sehr isländisch ab. "Geht nicht gibt es nicht" ist typisch für diese Insel und wenig später hat der Kerl für die Schweden ein passendes Vorderrad organisiert. Er bietet sogar an, seinen Kumpel in Reykjavik anzurufen, der wiederum über einen anderen Bekannten  innerhalb von einem Tag jedes beliebige Rad mitbringen könnte. Wir laden die beiden zu Lammfilet mit Reis und Sahnesoße ein. Es wird ein gemütlicher Abend im Unimog und erst um 3 Uhr gehen Emilie und Daniel rüber in ihr Zelt.

 

 

 

 

 

27.Tag

Dienstag  26.06.2007

Die Wiese auf dem Campingplatz ist so schön sauber, und so krieche ich mal wieder unter den Mog, um nachzusehen wie der Gute den letzten Tag überstanden hat. Wir haben ihm ja einiges abverlangt, und der Allradantrieb war zumeist eingeschaltet. Es waren eine Menge Furten, und einige Male war es extrem steil. Ich fahre - wenn möglich - ohne Allrad, und es geht auch meistens ohne. Wenn der Boden aber weich oder sandig wird, oder wenn ich den Motor bei steilen Gefällen als Bremse benutzen will, dann schalte ich ihn dazu. Bei feuchten Böden und bei Furten gehe ich kein Risiko ein und schalte immer auf 4x4. Die letzte Stufe (Sperre) habe ich bisher nur gebraucht, um aus dem Sumpf wieder herauszukommen. Jedenfalls trat an der Hinterachse Flüssigkeit aus. Es gab zunächst keine Tropfen und ich war mir nicht sicher, ob es eventuell Bremsflüssigkeit war. Also aufbocken und das Rad herunterheben. Es handelt sich eindeutig um Getriebeöl und meine erster Gedanke ist: "Die Dichtringe". Ich hatte schon einmal von Problemen mit der Bedruckung der Getriebegehäuse gehört, die bei eingeschalteter Differentialsperre aktiv ist. Das konnte es aber nicht sein, da ich ja immer nur "normalen" Allradantrieb eingeschaltet hatte. Ich überprüfe den Vorgelegeölstand und es kommt mir viel mehr Öl entgegen als ich jemals eingefüllt habe. Dazu zischt es aus der Schraube und die Bedruckung ist offensichtlich aktiv, obwohl das Schaltventil auf Stellung 1 (Allrad ohne Sperre) steht. Ich blicke nicht mehr durch und gehe bei dem Campingplatzwächter erstmal ins Internet, um im Unimogforum nach Rat zu fragen. Ruckzuck habe ich mehrere kompetente Antworten, und es klärt sich ein Irrtum meinerseits auf: Die Bedruckung ist bereits in der Allradstellung aktiv, und ich bin den ganzen Tag mit 0,2 bar auf den Achsen herum gefahren. Das Problem mit der Undichtigkeit ist ebenfall bekannt, und ich fühle mich wieder besser. Nichtsdestotrotz muss ich mich darum kümmern und womöglich auch die Dichtringe wechseln. In Zukunft will ich auch nicht in der normalen Allradstellung Druck auf den Getrieben haben.

Mit unseren neuen Freunden machen wir heiße Würstchen mit Senf und dazu Obstsalat. Es stürmt wie verrückt und ich beobachte amüsiert, wie ein Isländer mit Klappzeltwohnwagen den Unimog als Windschutz verwendet, indem er in 1m Abstand auf unserer Leeseite sein Teil aufbaut. In der Tat stürmt es so heftig, dass alle Insassen des Wohnwagens um Mitternacht in ihren Jeep flüchten müssen, weil der Zeltstoff so heftig flattert. Mit unseren Schweden trinken Ulli und ich Bier und schauen uns "Das Rennen von Belleville" auf dem Laptop an. Wir verstehen uns super und nach einem komplett verlaberten Tag wird es 2 Uhr nachts.

 

 

 

 

 

28.Tag

Mittwoch  27.06.2007

Es bläst immer noch wie verrückt. Sämtliche Besucher des Campingplatzes haben Wackelwohnwagen oder flachgedrückte Zelte. Nur unser Unimog und das Hilleberg-Zelt von Daniel und Emelie kommen mit den Wetterverhältnissen gut klar. Wir verabschiede uns von unseren Freunden. Kurz darauf geht es auf nach Seydisfjördur. Die Fahrt verläuft entlang der Steilküste und es bläst heftig. Oftmals schafft der Unimog nur 50km/h gegen den Wind. Erstaunlicherweise ist er relativ resistent gegen die Böen von der Seite bzw. Seitenwind. Die Gischt vom Meer wird an einer Stelle derart verweht, dass wir langsam machen müssen weil die Sicht weg ist. Ängstlich schauen wir den Geröllhang über der Ringstrasse hinauf. Die Fahrbahn liegt voller Steine und wir sehen mehrfach große Brocken den Hang hinunterkullern. An dieser besonders bescheuerten Ecke ist die Ringstrasse nicht asphaltiert und es geht ohne Leitplanke oder Begrenzung 100m hinunter zum Meer. Da überlegt man sich gut, wie weit man auf den weichen Straßenrand fährt wenn ein LKW entgegenkommt. Da kann man sich zwischen einem oder zwei kaputten Rückspiegeln entscheiden. Zum Glück befinden wir uns nach 5km wieder auf der guten Fahrbahn und kämpfen uns gegen den Wind vor. Der Weg zur Fähre ist noch weit und führt von Egilstadir noch Seydisfjördur über einen Pass. Da die Temperatur fällt und es auf dem Pass heftig schneit beschließen wir einstimmig nach am selben Tag zur Fähre zu fahren. Der Unimog schafft die größten Steigungen gerade mal mit 30 km/h. Oben ist alles unter 20cm Schnee, das ist Island Ende Juli. Die Talfahrt machen wir ganz langsam und vorsichtig, da es nass ist und die steilen Serpentinen keine Leitplanken haben. Die Zechenprellerwohnmobile stehen überall in der Gegend rum. Wir fahren brav auf den Campingplatz und lauschen kichernd zwei Deutschen, die um den Unimog einen Rundgang machen und sich "fachmännisch" unterhalten. Es ist schon verrückt. Da stehen wieder zig Riesenwohnmobile rum und alle scheinen sich nur für unser Gefährt zu interessieren.

 

 
29.Tag

Donnerstag  28.06.2007

Der Mog sieht aus wie..........na so als ob er einen Monat Abenteuer im Nordatlantik hinter sich hat. Ich bin ganz stolz auf den ganzen Matsch und den Dreck zwischen den Achsen. Und erst die Matschspuren, die bis auf 3m Höhe reichen. Das macht schon mehr her als die blitzsauberen und modernen Wohnmobile aus der Nachbarschaft. Durch das Periskop habe ich einen super Ausblick über den ganzen Fjord und ich stelle das Fadenkreuz so ein, dass irgendwann der Bug der Fähre dahinter auftauchen muss. Zum Glück ist der Mog ein wenig höher als die Dukatoalkovenwohnzimmer und durch die zusätzliche Höhe des Ausgucks ist die Sicht unverbaut. Wir trinken gerade Kaffee als es durchdringend und verdammt nebelhornmäßig hupt. Ich stürze an das Okular und "Das-Boot-mäßig" taucht das Schiff dort auf wo ich es haben wollte. "Rohr eins fluten, klar bei Torpedo, Entfernung 2000, fertig zum Schuss" ."Das ist kein Unterseeboot" unterbricht mich Ulli und sagt ich solle lieber meinen Kaffee trinken als ein Auge an das Ding zu drücken und Mist zu erzählen. Also frühstücken wir erstmal fertig und ich darf keinen feindlichen Schiffsraum versenken. Dafür ist Ulli tierisch amüsiert als ich das Horn der Fähre nachmache. Das muss ich so lange tun bis meine Lippe kitzelt. Da noch eine Menge Zeit ist beschließe ich den Mog mit dem großen, dicken Wasserschlauch der Tankstelle sauber zu machen. Es geht prima und später in der Warteschlange lästern die Schweizer mit ihren 3 eingesauten Defendern über unseren sauberen Karren. Ich erfahre später, dass sie unsere Schlammpassage in der Arnavatnsheidi ebenfalls fahren wollten und nicht durchgekommen sind (kicher). Es geht schleppend voran und die Schweizer schieben ihre Jeeps von Hand in der Warteschlange weiter. Das kann ich mit dem Mog auch und zerre ihn an der Stoßstange langsam vorwärts. Ulli sitzt drin und lenkt und grinst die Leute an, die die Szene belustigt beobachten. Wir haben es auf die Fähre geschafft, deren Diesel jetzt übernimmt und Island hinter den Horizont drückt.

 

 

 

29.Tag

Freitag  29.06.2007

Aus einem unerklärlichen Grund stehen wir beide gegen 15 Uhr an Deck und warten auf die dänische Küste. Wir haben das Datum irgendwie verpeilt und schauen noch einmal genau auf unsere Tickets. Also noch einen Abend auf der Fähre. Diesen Irrtum feiern wir im Restaurant mit dem besten Essen, dass auf der Karte steht. "Chefs Recommendation". Muscheln und Shrimp zur Vorspeise, Filetsteak als Hauptgang und Himbeersorbet im Blätterteig als Nachtisch. Da braucht es kein Bier zum Einschlafen.

 

 
 
30.Tag

Samstag  30.06.2007

In der Cafeteria des Schiffes spricht uns ein deutsches Paar an, die sich für den Unimog interessieren und selbst mit ihrem Toyota auf Island im Gelände waren. Wir erzählen bis die Fähre anlegt und tauschen Adressen. Mein Tagesziel ist die Bundesgrenze, also auf gen Süden. Kurz nach Flensburg treffen wir auf der Autobahn unsere Bekannten mit den zwei kleinen Kindern aus Chemnitz. Wieder tauschen wir Adressen und machen noch eine kleine Mog-Führung. Weiter geht es im Eiltempo (80mk/h) und als es nur noch 140 km bis Hamburg sind, beschließen wir kurzfristig doch bei Lara und Micha einzufallen. Ein kurzes Handygespräch und wir haben uns eingeladen. Toll wie flexibel die beiden sind, denn vor 1 Uhr in der Nacht sind wir nicht da. Mit bester Laune rauschen wir voran. Plötzlich bemerke ich ein leichtes Schütteln im Lenkrad. Komisch, nie gab es Probleme mit Schlag oder Unwucht und jetzt mitten in der Nacht. Ein verlorenes Wuchtblei vermute ich und versuche die Resonanzgeschwindigkeit zu erfahren. Es wird ein wenig stärker also fahre ich an der nächsten Raststätte raus. Verdammter Bockmist, vorne links haben sich alle Radmuttern gelöst und die Felgenlöcher aufgearbeitet. Von den Muttern fehlen mindestens 2mm Material. Im Schein der Taschenlampe glitzert alles im silbernen Metallabrieb. Wir parken zwischen zwei LKW und rufen den Mercedes-Notdienst. Der sagt uns die Muttern in 1 Stunde zu. Ich möchte in der Zwischenzeit das Rad wechseln und mache mich ans Werk. Eine Mutter ist so aufgearbeitet, dass ich sie nicht herunterbekomme. Mit meiner 3/4 Zoll-Knarre drehe ich den Bolzen ab. "Wohl zu gut gefrühstückt" meint der Servicetechniker der später eintrifft und die Muttern dabei hat. Auf fünf Bolzen schleppen wir uns noch zu Lara und Micha, wo wir um 4 Uhr eintreffen.

Noch eine kleine Anmerkung, da ich inzwischen eine gute Sammlung an Emails erhalten habe, in denen mir die Leute erzählten, dass sie einfach die fehlenden Muttern den übrigen Rädern entnommen hätten: Also wer mit vier Muttern pro Rad  zufrieden ist, der möge das tun. Ich weiß eine Ente hat nur drei und in Afrika bestehen manche LKW insgesamt nur aus vier Muttern...jedenfalls traue ich mich das nicht und würde wieder nach Hilfe rufen auch wenn es vermutlich auch mit vieren gehalten hätte.

 

 

 

31.Tag

Sonntag  1.07.2007

Auspennen ist nicht und meine zwei Frustbier, die ich mir gestern reingeschüttet habe helfen nicht gerade beim Aufstehen. Lara und Micha haben zum Glück guten Kaffee und Brötchen zum Frühstück. Gegen 15 Uhr kommen wir los. Ich habe mit Sorgen festgestellt, dass der Ölverlust an der Hinterachse schlimmer geworden ist. In Island sah es auf den letzten Kilometern aus, als ob nichts mehr auslaufen würde. Jetzt ist die Felge ganz nass vom Getriebeöl. Alle 100km halten wir an, kippen Öl nach, fühlen mit Falten auf der Stirn die Temperatur, zählen die Kilometer und drücken die Daumen. Es wir nicht schlimmer und keines der Getriebe wird übermäßig heiß. Nach bangen Stunden kommen wir um 23 Uhr in Darmstadt an und stellen ab. Ulli und ich müssen am Montag früh arbeiten gehen und packen das nötigste ein. Todmüde fallen wir ins Bett und sind von der Größe unserer Wohnung überwältigt. Die Dunkelheit ist ein wenig bedrückend und ich bin heilfroh angekommen zu sein.

Wenn das mal kein Abenteuer erster Güte war!!!